Ein paar fröhliche Kinder spielen Dosenwerfen oder Federball, einige werfen sich kreischend Tennisbälle quer über den Karl-Lederer-Platz in Geretsried zu. Ein paar Meter weiter plaudern ein paar Erwachsene in einem Café über ihren Heißgetränken. Viel mehr Leben ist aber nicht in der Geretsrieder Innenstadt am Freitagnachmittag zu spüren. Das hatten sich die Mitarbeiter der Geschäfte anders vorgestellt: Unter dem Motto „Urlaubsfeeling in der Heimat“ sollten die Menschen eigentlich in Scharen zu einem besonderen Shopping-Erlebnis ins Stadtzentrum kommen und in die Läden strömen. Das Gefühl von Urlaub sucht man allerdings vergeblich. Nicht nur, weil die Sonne durch den bewölkten Himmel kaum zum Vorschein kommt. Auch von sommerlicher Dekoration, die irgendwie an das Motto erinnert, fehlt in Geretsried jede Spur.
Die Aktion „Innenstadt-Freitag“ ist ein Projekt von acht oberbayerischen Städten, deren Geschäfte in den Stadtzentren einmal monatlich von Mai bis Oktober jeweils freitags besondere Attraktionen und Gewinnspiele anbieten. So verschenkt die Stadt Geretsried diesmal 600 Wasserbälle an die Kunden der Geschäfte und verlost eine „XXL-Badeinsel“. Um eine Chance auf den Gewinn zu haben, muss man zwischen 14 und 18 Uhr in zehn verschiedenen Läden kleine Aufgaben erledigen. Bei Intersport gibt es einen kniffligen Stelzen-Parkour zu absolvieren, bei der Iris-Apotheke gilt es, einen Holzturm aufzubauen und im Isar-Kaufhaus muss man für Gewinne am Glücksrad drehen. Das Interesse hält sich allerdings in Grenzen. Maria Fagner, die im Isar-Kaufhaus arbeitet, berichtet, dass dort bis 16 Uhr erst 15 Personen am Rad gedreht hätten. An den vergangenen Innenstadt-Freitagen sei der Ansturm deutlich größer gewesen, betont sie, und seufzt: „Ein bisschen mehr wäre schön gewesen.“ Eine Ursache für die Flaute vermutet sie in der Tatsache, dass mit Beginn der Schulferien viele verreist seien. Doch auch das wechselhafte Wetter führe dazu, dass der ein oder andere zu Hause bleibe. Generell zeigt sie sich jedoch erfreut über die Initiative, mit der die Menschen in Zeiten des Onlineshoppings wieder den Weg in die Geschäfte finden sollen.
Das Café „Karl dreizehn“ am Karl-Lederer-Platz ist im Gegensatz zu den Straßen und den Geschäften mit reichlich Leben befüllt. Michaela Kunstmann zeigt sich trotz des geringeren Ansturms im Vergleich zum vergangenen Monat überzeugt von der Aktion: „Die Innenstadt-Freitage sind eine Bereicherung für das ganze Oberland“, sagt sie – und merkt auch an, dass diesmal weniger los sei als noch im Juli. Kunstmann macht hauptsächlich die wechselhafte Wetterlage für die Flaute verantwortlich und plädiert für eine Fortsetzung der Aktion auch über den Oktober hinaus. Vor allem für Kinder seien die Innenstadt-Freitage interessant, sagt sie. So kämen meistens die Eltern mit in das Stadtzentrum. „Die Familien gehen in den ein oder anderen Laden und trinken etwas.“
Am Abend kommt dann am Karl-Lederer-Platz sogar noch sommerliche Partystimmung auf. Auf einer Bühne der Stadtjugendpflege wird Musik aufgelegt. Der nächste Innenstadt-Freitag in Geretsried findet am 6. September statt, unter dem Motto „Einstimmung auf die Wiesn“. Die Mitarbeiter der teilnehmenden Geschäfte hoffen, dass dann wieder deutlich mehr los ist in der Stadt.