Infrastruktur:"Absoluter Wachstumsraum"

In Phase zwei der MVV-Erweiterung in den südlichen Landkreis werden die Kosten überprüft

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

1,25 Millionen Einwohner - so viele Menschen würden auf einen Schlag zusätzlich die Infrastruktur und Tarife des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) nutzen, wenn die geplante Erweiterung des Verbundraums vollzogen wird. Mit dabei wäre dann auch der südliche Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, der bislang vom Regionalverkehr Oberbayern (RVO) bedient wird. Die Vorteile eines einheitlichen Systems: ein Ticket, ein Tarifsystem, ein abgestimmter Fahrplan - und das nicht nur innerhalb des Landkreises, sondern von Miesbach nach Landsberg und von Weilheim nach Rosenheim, die Landeshauptstadt München nicht zu vergessen. Nachdem die Grundlagen eruiert wurden, geht der Prozess der Erweiterung in die zweite Phase. Untersucht werden dabei die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit des MVV-Beitritts und konkrete Schritte, also die Kosten für jedes Mitglied oder erweiterte Tarifmodelle.

Einen Überblick über den Stand der Verbundraumerweiterung gab Markus Haller von der MVV Consulting in der gemeinsamen Sitzung des Infrastruktur- und Kreisausschusses. Das Erweiterungsgebiet sei ein "absoluter Wachstumsraum" bis 2031 und darüber hinaus, sagte Haller. Zusätzlich gebe es starke Pendlerströme in dem Bereich. Im Oktober 2020 gab es etwa 6,37 Millionen aus- und eingehende Fahrten, davon die meisten mit den Landkreisen Weilheim-Schongau, Miesbach und München.

Ein sehr großes Potenzial macht die Untersuchung beim Freizeitverkehr aus. Im Erweiterungsgebiet befänden sich große Tourismusregionen mit mehr als 13 Millionen Tagesreisen pro Jahr, sagte Haller. Anhand von ausgewerteten Mobilfunkdaten wurden im August vergangenen Jahres knapp vier Millionen Fahrten an Wochenenden von München ins Grüne verzeichnet. Das beliebteste Ziel liegt im Landkreis: Platz eins nimmt die Gemeinde Kochel am See mit 24 279 Fahrten ein, auf Platz zehn liegt Lenggries mit 12 036 Fahrten.

Mit all diesen Daten geht es nun in die weitere Planung. Der Teufel stecke im Detail, sagte Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler). Mit der Verbundraumerweiterung einher gingen Einnahmeausfälle. Das betreffe die Integration des Schienenverkehrs - im Landkreis BOB und Werdenfelsbahn. Noch sei nicht entschieden, ob der Freistaat die Ausfälle in siebenstelliger Höhe übernehmen werde. Ein weiterer Punkt sei die Erweiterung der MVV GmbH. Eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung könne nicht ohne Weiteres neue Mitglieder aufnehmen. Dazu bedürfe es einer Änderung der Geschäftsordnung. Doch welche Stimmanteile die Neuen bekommen sollten, sei nicht ausdiskutiert, so Niedermaier. In einem sei er sich mit den anderen Landräten einig: Es dürfe keine Zwei-Klassen-Gesellschaft unter den Mitgliedern geben.

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