Süddeutsche Zeitung

Infektion in Bad Tölz-Wolfratshausen:Tuberkulose-Alarm in Geretsrieder Realschule

Nachdem auf einem Bauernhof der Erreger nachgewiesen wurde, muss nun die Klasse getestet werden, zu der das Kind des Landwirts gehört.

Von Florian Zick

Auf einem Bauernhof im nördlichen Landkreis ist die Rindertuberkulose ausgebrochen. Aufgrund der Vielzahl der Fälle wurde bereits im Dezember vorsichtshalber der komplette Viehbestand getötet und unschädlich gemacht. Den Betrieb, in dem normalerweise Milch und Fleisch erzeugt wird, hat das Veterinäramt vorläufig geschlossen. Wie das Tölzer Landratsamt nun mitteilt, wurde der Tuberkuloseerreger mittlerweile aber auch bei drei Mitgliedern der Bauernfamilie festgestellt.

Unter den Infizierten ist auch ein Kind des Landwirts. Nach Angaben des Landratsamts ist dieses symptomfrei, befindet sich aber in medizinischer Behandlung. Das Kind besuchte die Realschule Geretsried. In der betroffenen Klasse hat das Gesundheitsamt nun Tests bei den Mitschülern und Klassenlehrern angeordnet. Entscheidend für das Ansteckungsrisiko sind bei Tuberkulose nämlich die aufsummierten Kontaktminuten in den vorangegangenen drei Monaten. Mehr als 40 Stunden Kontakt gelten als kritisch. Am Montagabend hat das Tölzer Gesundheitsamt deshalb alle betroffenen Eltern und Lehrer in einer Videokonferenz über die Situation in Kenntnis gesetzt. Neben den unmittelbaren Mitschülern des Kindes, das sich mit Tuberkulose angesteckt hat, müssen wegen niedriger Kontaktzeiten laut Landratsamt keine weiteren Kinder getestet werden.

Die Rindertuberkulose kommt in der Region nur sehr selten vor. Deutschland gilt amtlich eigentlich als frei von Rindertuberkulose. So können sich die Experten bislang auch nicht erklären, wie der Erreger in den Bestand eingeschleppt wurde. Eine Übertragung vom Rind auf den Menschen ist zudem sehr ungewöhnlich. Eine Übertragung von Rind zu Rind ist hingegen durchaus möglich.

Nach Angaben der Tölzer Kreisbehörde reagieren Menschen sehr unterschiedlich auf das Bakterium, in der Mehrheit der Fälle bricht die Krankheit aber nicht aus. Falls die Tuberkulose doch ausbricht, vergeht bis dahin in der Regel längere Zeit. Ansteckend ist die Krankheit nur, wenn es sich wie in dem aktuellen Fall um eine offene Tuberkulose handelt. Der Nachweis beim Menschen erfolgt über das sogenannte Sputum, also den Auswurf, der zum Beispiel beim Husten entsteht. Das betroffene Kind wurde entsprechend untersucht, der Erreger konnte dabei nur in einer Bakterienkultur nachgewiesen werden, er war nicht direkt unter dem Mikroskop sichtbar. Das Landratsamt geht deshalb von einer geringen Ansteckungsgefahr aus.

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SZ vom 20.01.2021 / zif/aip
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