Süddeutsche Zeitung

In Schlehdorf am Kochelsee:Fangfrisch und ausgezeichnet

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Beim Fischerwirt gibt es alltags regionale bayerische Küche. Dafür sind die Wirtsleute Michaela und Adolf Adams jetzt geehrt worden. Mediterrane oder thailändische Spezialitäten werden aber auch serviert

Von Veronika Ellecosta, Schlehdorf

Vitello Tonnato als Antipasto und ein Teller Ricotta-Spinat-Gnocchi in Basilikumpesto als ersten Gang: Beim Fischerwirt in Schlehdorf beginnen an diesem Samstag die Mediterranen Wochen. Ausgezeichnet wurde der Landgasthof am Kochelsee allerdings gerade für sein Alltagskonzept, die qualitätvolle bayerische Küche. Das Landwirtschaftsministerium und der Gaststättenverband haben 135 Betriebe überprüft: Produktqualität und Service, Gesamterscheinung und Lagerräume waren Kriterien. Der Fischerwirt darf sich nun mit dem Siegel "Ausgezeichnete bayerische Küche" schmücken. Immer etwas Regionales aus Wasser und Wald auf dem Tisch: Darauf legen die Besitzer, Michaela und Adolf Adams, Wert.

An das Prozedere können sie sich noch gut erinnern. Nach ausführlicher Selbstanalyse haben sie sich mit ihrem Wirtshaus beworben, erzählt Michaela Adams. Innerhalb von 30 Tagen hätten sich die Kritiker angekündigt; sie kamen aber undercover. Erst nach dem Essen hätten sie sich zu erkennen geben, um Küche und Lagerräume zu inspizieren. "Wir haben auch wertvolle Tipps bekommen, dass wir regionale Ware verarbeiten, das aber nicht auf der Speisekarte vermerkt haben. Das haben wir dann nachgeholt."

Die Fische kommen vom Walchen- und Kochelsee, Gemüse aus der Gärtnerei im Kloster Benediktbeuern. Und das Rotwild holt Adolf Adams selbst aus dem Jagdgebiet in Sindelsdorf. Fast täglich geht der passionierte Jäger dort auf die Pirsch. Es könne schon mal zu Versorgungsengpässen kommen, wenn etwa wetterbedingt weniger gefischt wird. Aber so sei das eben, wenn man sich nicht von der Zucht abhängig machen, sondern frisch kochen wolle, sagen die Wirtsleute. "Die Gäste verstehen das auch, wenn einmal der Fisch aus ist. Und manche bestellen den Wildschweinbraten auch am Vorabend vor", sagt Michaela Adams.

Wie genau sie ihr Wirtshaus führen wollen, haben sich die Adams nicht en detail vorher ausgedacht: "Es ist einfach so gewachsen." Adolf Adams ist in einem Metzgereibetrieb aufgewachsen, im Münchner Königshof hat er gearbeitet. "Er kann Fisch und Fleisch selbst zerlegen und filetieren", sagt seine Frau nicht ohne Stolz. Im Jahr 1993 hatten die Adams das Haus gepachtet und anschließend ständig erweitert, 2012 haben sie es gekauft und umgebaut. Jetzt gibt es dort über zwei Stockwerke verteilt kleine Stuben, das Karpfseestüberl und das Hubertusstüberl etwa, eine Spielecke für die Kleinen, einen großen Gastgarten und auch dort eine Ecke speziell für Kinder.

"Mir gfrein uns"

Etwa die Hälfte der Besucher seien Stammgäste, sagen die beiden. Touristen und Sommerfrischler schauten vorbei, Familien, auch deshalb, weil vom Frühstück bis zum Abendessen ganztägig geöffnet sei. "Mir gfrein uns über jeden", sagt Michaela Adams.

Mit den Erweiterungen wurde auch die Speisekarte aufgepeppt. Seit zwei Jahren passen die Wirtsleute das Angebot der Saison an. Spezialitätenwochen dauern im Fischerwirt vier bis fünf Wochen und folgen dem meteorologischen und kulturellen Kalender: Fisch in der Karwoche, Spargel zwischen April und Mai, im Sommer Mediterranes und Gegrilltes, Wild und Schwammerl im Herbst, Fondue in der Weihnachtszeit. Im Sommer bespielt außerdem "zünftige Musi" an ausgewählten Tagen den Biergarten und an Martini gibt es Gans. Den Jahresauftakt machen thailändische Spezialitäten. Gegen die hat sich die Wirtin anfangs noch etwas gewehrt, die zufriedene Kundschaft habe sie aber überzeugt, gibt sie lachend zu: "I hob gsogt, wenn die Leit des wolln, mach mas weiter." Und die Adams haben weitergemacht.

Wenn die Fischer vom Kochelsee ihren frischen Fang vorbeibringen, liegen Renke, Esche, Zander und Hecht auf der Platte, zum Beispiel um zu einer gegrillten Kochelsee-Variation verarbeitet zu werden. Und schließlich macht der Wirt dem Namen seines Lokals auch selbst Ehre: Adolf Adams besitzt nicht nur eine Bootshütte am See, ab und zu geht er auch Fischen. Und während der jetzt beginnenden Mediterranen Wochen kommt natürlich auch Renke auf den Tisch.

https://fischerwirt-schlehdorf.de

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Quelle:
SZ vom 22.06.2019
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