Süddeutsche Zeitung

In Penzberg:Alles in 3D

Kleine Forscher des Awo-Horts Penzberg werden für Projekt ausgezeichnet

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Aufmerksamkeit gehört nicht zu den Fähigkeiten, die Kinder mit auf die Welt bringen. Sie müssen erst lernen, sich zu konzentrieren. Umso beachtlicher ist die Leistung der 14 Mädchen und Buben vom Hort der Arbeiterwohlfahrt (Awo) an der Winterstraße in Penzberg, die große Ausdauer und Lernwillen bewiesen haben. Die kleinen Forscher im Alter zwischen sieben und zehn Jahren beteiligten sich von Oktober 2018 bis Mai dieses Jahres am Projekt "Es funktioniert?!" und gingen dabei der Frage nach: "Was ist eigentlich 3D?" Ihr Engagement hat sich ausgezahlt. Die Penzberger Kinder wurden von der Bildungsinitiative "Technik - Zukunft in Bayern 4.0" ausgezeichnet. Überreicht wurde die Urkunde jetzt von Anna Stolz, Staatssekretärin im Ministerium für Unterricht und Kultus.

17 Mal hatten sich die Mädchen und Buben im Awo-Hort unter der Leitung von Erzieherin Anja Klaar getroffen. Gemeinsam wurde das Thema ausgewählt, das die Kleinen schließlich erarbeiten wollten - alles ganz demokratisch. Zu Beginn wurden die Kinder aufgefordert, möglichst selbständig zu arbeiten, wobei ihnen freilich die pädagogischen Fachkräfte zur Seite standen. Die jungen Forscher entschlüsselten für sich Begriffe wie "Tiefe" oder "Dimension". Von einer Augenärztin ließen sie sich erklären, wie ein Auge aufgebaut ist und funktioniert. Sie besuchten einen Optiker und einen Elektromarkt. Sie lernten, am Computer zu recherchieren und zu entscheiden, welche Texte hilfreich sind. Außerdem bastelten sie sich einfache Rot-Blau-Brillen, zeichneten oder entwarfen dreidimensionale Modelle - alles zu sehen in einer kleinen Ausstellung im Hort an der Winterstraße. Ein besonderer Höhepunkt war für die Kinder der Besuch im Kino, um einen 3-D-Film anzuschauen.

Aus den bayernweit 23 eingereichten Projekten habe die Jury aus Pädagogen, Bildungsexperten und Wirtschaftsvertretern einstimmig den Awo-Hort in Penzberg als Preisträger in Oberbayern auserkoren, sagte Jury-Mitglied Irmgard Burtscher. Finanziell und ideell unterstützt wird das Forschungsprojekt von den bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgebern (bayme vbm).

Als er so alt gewesen sei, sei es langweilig im Kindergarten gewesen, erzählte dessen Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt den jungen Penzberger Forschern. Die Jungs hätten Fußball gespielt. "Und was die Mädchen damals machten, wussten wir nicht. Hat uns auch nicht interessiert." Nun sei dies anders, dank Forschungsprojekten wie "Es funktioniert?!". Mit diesen könnten die Kinder schon von früh auf Kompetenzen und Wissen erwerben, das sie für ihren späteren Alltag brauchen können. "Ihr habt's bei dem 3-D-Zeug ein bisserl was gelernt. Das ist nichts anderes, als wir Erwachsene im Beruf machen." Großen Respekt habe er vor den Erzieherinnen und Erziehern, denen es gelänge, die Kinder beider Stange zu halten, betonte Brossardt. Die Metall- und Arbeitgeberverbände hätten ein großes Eigeninteresse, solche Bildungsangebote im technischen Bereich zu unterstützen. "Im Jahr 2025 fehlen uns 350 000 Fachkräfte", sagte der Hauptgeschäftsführer. Es sei wichtig, Kinder, insbesondere Mädchen, an technische Berufe heranzuführen.

"Es riecht so nach Forschergeist", rief Anna Stolz in die Gruppe der Kinder. Sie zitierte das Sesamstraßen-Lied "Wer wie was", das auch die Zeile beinhaltet: "Wer nicht fragt, bleibt dumm." Genau darum gehe es, meinte Stolz. Früh müssten die Mädchen und Buben mit dem Rüstzeug ausgestattet werden, das sie benötigten, um sich in der schnelllebigen Arbeitswelt zurechtzufinden. Wobei Kinder noch Kinder sein und bleiben dürften, worauf auch Brossardt großen Wert legte. Es gehe um Neugier und spielerisches Lernen, nicht um Drill.

Was ihnen am meisten Spaß gemacht habe, fragte Erzieherin Anja Klaar die Mädchen und Buben. Die Antwort war eindeutig: Außer dem Kinobesuch war es besonders das gemeinsame Arbeiten, wie die Hortkinder bekundeten. Teamgeist und soziale Kompetenz hätten die Kinder somit "gelernt" - zwei wichtige Fähigkeiten für das spätere Berufsleben, waren sich die Erwachsenen einig.

Neben der gerahmten Urkunde, die Staatssekretärin Stolz an Hortleiterin Anke Kruger-Fink überreichte, und einer Plakette gab es für die Awo-Einrichtung auch einen Scheck in Höhe von 1000 Euro. "Mammon gehört auch dazu", sagte Brossardt bei der Übergabe.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4521695
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 12.07.2019/cat
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.