In Geretsried:Könnte Barbie überleben?

In Geretsried: Hannah Schreyer hat die Schaufenster im Quartierstreff Stein mit Handarbeiten dekoriert. Derzeit stellen dort sieben Frauen aus

Hannah Schreyer hat die Schaufenster im Quartierstreff Stein mit Handarbeiten dekoriert. Derzeit stellen dort sieben Frauen aus

(Foto: Hartmut Pöstges)

"Integration aktiv" lädt zu einem erhellenden Programm ein

Wie viel Prozent des Weltvermögens liegt in der Hand von Frauen? Seit wann dürfen Frauen in Deutschland ohne die Erlaubnis ihres Mannes arbeiten gehen? Könnte eine Frau mit den Körperproportionen einer Barbie-Puppe überleben? Fragen wie diese gehören zu einem Quiz, das Hannah Schreyer vom Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit Geretsried mit Kolleginnen und Kollegen konzipiert hat. Das Ratespiel zur "Antidiskriminierung", das am Montag, 8. März, online geht, ist Bestandteil eines Programms, das sich ein Team von "Integration Aktiv" und Quartiersmanagement zum Frauentag am 8. März einfallen hat lassen. Das Motto in diesem Jahr: "Wir feiern Frauen - auch ohne Fest!"

Neben dem Quiz startet auch eine Podcastreihe mit dem Titel "Let's talk Women". In zwanzig- bis dreißigminütigen Beiträgen sollen "eindrucksvolle Frauen in verschiedenen Lebenssituationen und mit unterschiedlicher Herkunftsgeschichte" zu Wort kommen. Die Lebenswege und Erfahrungen dieser Geretsriederinnen "inspirieren, motivieren und stärken", sagt Schreyer. Zum Auftakt gibt es ein Gespräch mit der Kindergartenleiterin Filiz Siviloglu. Immer montags soll ein neuer Beitrag über soundcloud.com veröffentlicht werden. Der Link zur Podcastreihe wird auf den verschiedenen Social-Media-Kanälen des Trägervereins zu finden sein. Bislang sind vier Folgen geplant.

Versteckte Talente wollen Schreyer und ihr Team mit einer Ausstellung ins Licht rücken, die bereits seit einigen Tagen in den Schaufenstern des Steiner Quartierstreff aufgebaut ist. Da gibt es Aquarelle und Skulpturen, filigran gestaltete Glückwunschkarten und gehäkelte Puppenwäsche. Neben gefilzten Zwergen, Feen und Fabelwesen von Susanne Wohlrab zeigt Katharina Hader, was sich mit Stempeln auf Textilien und Papier zaubern lässt: Muster aus Rosen und Ranken etwa, aber auch Zebras ganz in Schwarz oder Weiß. Als Ickingerin ist Hader fast schon eine Exotin unter den Ausstellenden. Die meisten anderen Frauen kommen laut Schreyer aus Geretsried.

Das Angebot, kreative Arbeiten im Quartierstreff am Steiner Ring zu präsentieren, sei auf große Resonanz gestoßen, sagt sie. 17 Frauen im Alter zwischen 20 und 80 Jahren hätten sich bislang gemeldet. Da nicht alle Arbeiten gleichzeitig gezeigt werden können, soll Anfang April umdekoriert werden. Auswahlkriterien gibt es nicht.

Auch zu einem Blick ins Bücherregal ermuntern die Initiatorinnen. Stehen dort genauso viele Bücher von Autorinnen wie von Autoren? Gibt es feministische Themen? Unter dem Motto "Literatur geht auch weiblich!" empfehlen sie eine Woche lang - vom 8. bis 12. März - jeden Tag vier Bücher, die sie geprägt, überrascht oder einfach amüsiert haben.

Ganz oben auf Hannah Schreyers Liste steht das Werk "Unsichtbare Frauen: Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert". Es stammt von Caroline Criado-Perez, ist 2020 erschienen und legt die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Erhebung wissenschaftlicher Daten offen. "Schockierend", sagt Schreyer. "Das ist kein schönes Buch, aber es öffnet einem die Augen." Angefangen bei der Erprobung von Arzneimitteln bis hin zur Temperierung von Büroräumen würden Frauen schlicht ausgeblendet. Sobald die coronabedingten Beschränkungen gelockert werden, soll im Quartierstreff wieder eine persönliche Begegnung möglich sein. Bis dahin empfiehlt sich ein Blick in die Fenster und auf die Homepage.

Info unter www.jugendarbeit-geretsried.de

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