In der Rolle von Großeltern, Tanten und Onkeln:Nur kein Stress

Familienpaten Wolfratshausen

Am vergangenen Donnerstag wurden in Wolfratshausen die neuen, gerade ausgebildeten Familienpaten vorgestellt. Ehrenamtlich unterstützen sie Familien in schwierigen Situationen. Auf dem Bild sind die neuen Paten mit Organisatoren und Koordinatoren des Projekts zu sehen.

(Foto: Leonard Scharfenberg)

Familienpaten helfen Eltern bei besonders anstrengenden Situationen im Alltag, um Überforderung rechtzeitig zu vermeiden. Im Landkreis gibt es jetzt 99 aktive Ehrenamtliche.

Von Leonard Scharfenberg

Das Leben ist nicht immer planbar: Auf einmal geht die Beziehung zu Bruch, es kommt zu einem Pflegefall in der Familie oder es gesellen sich unerwartet Zwillinge zu den schon kräftezehrenden Kindern hinzu. Der Alltag ist dann kaum mehr zu bewältigen. Um in solchen Fällen den Eltern Last abzunehmen und den Kindern weiter ein geregeltes Umfeld anzubieten, gibt es im Landkreis Familienpaten. Diese helfen ehrenamtlich für einige Stunden pro Woche bei der Kinderbetreuung und anderen Aufgaben.

Zusammen mit dem Landratsamt und dem Netzwerk Familienpaten Bayern bildet der Kinder- und Jugendförderverein (KJFV) Wolfratshausen seit sechs Jahren Freiwillige zu Familienpaten aus. Das Programm ist in dieser Zeit zum größten in ganz Bayern herangewachsen, so Fritz Meixner, Geschäftsführer des KJFV Wolfratshausen und SPD-Stadtrat.

Am Donnerstag wurden die 15 neuen Familienpaten im Jugendhaus "La Vida" vorgestellt und ausgezeichnet. Sie sollen in Zukunft Familien in alltäglichen Überforderungssituationen beiseite stehen. Das Projekt sei bei der Auswahl der Familien "niederschwellig", erklärt Waltraud Schreyer vom Netzwerk Familienpaten Bayern. Es handele sich also um ganz normale Familien, die bei kleineren oder größeren Problemen Unterstützung benötigen. Die Paten übernähmen hier die Rolle von Großeltern, Tanten oder Onkeln. Für die Kinder werden sie so zu verlässlichen Bezugspersonen. Dabei gehe es vorrangig um Vertrauen. Man müsse an die Kinder glauben, so Ulrich Reiner, Sachgebietsleiter für Jugend und Familie im Landratsamt. Es gebe bewiesenermaßen einen großen Unterschied zwischen den Erfolgschancen von Kindern, die mit und denen, die ohne Paten aufwachsen.

Im Landkreis kann mittlerweile - besonders durch die Familienpaten - mehr als doppelt so vielen Familien geholfen werden wie vor dem Start des Projekts. Die Ausgaben für die Familien- und Jugendarbeit seien dabei sogar leicht gesunken. Die Präventionsarbeit, die die Familienpaten leisten, dürfe man nicht unterschätzen, findet auch Meixner. Das Ganze zahle sich nicht nur finanziell für den Landkreis aus.

Insgesamt wurden hier schon 145 Familienpaten ausgebildet. Momentan seien davon 99 aktiv, so die Schulungsleiterin. Viele Familienpaten seien nicht mehr aktiv, da sie selbst Großeltern, Tanten und Onkel geworden sind. Die 36-stündige Schulung zum Familienpaten sei jedoch nie vergebens, da man hier viel über Kommunikation, Verhalten und Selbstreflexion erfahre. So lernten sogar "Professionelle" wie Jugendpfleger, Erzieher, Asylhelfer und Psychologen bei den Schulungen noch etwas dazu.

Fünf der künftigen Familienpaten kommen aus Geretsried, womit der KJFV eine Versorgungslücke in der größten Stadt des Landkreises schließen kann. Am meisten Familienpaten sind momentan in Bad Tölz und Wolfratshausen im Einsatz. In Wolfratshausen könne die Nachfrage nach Paten sogar komplett gedeckt werden.

Bei der Urkundenverleihung waren Vertreter der am Projekt beteiligten Gemeinden Icking, Münsing, Egling, Eurasburg und Wolfratshausen anwesend. Auch sie wissen um die Wichtigkeit dieses Projekts: Die Familie sei das Fundament unserer Gesellschaft, sagt Fritz Schnaller (SPD), Zweiter Bürgermeister von Wolfratshausen. Wenn es hier nicht läuft, bröckele das ganze Haus. Er kenne sich damit aus, da er ja auch aus einer Familie komme, in der es nicht immer einfach sei, scherzte er: der Familie der Kommunalpolitiker.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: