Süddeutsche Zeitung

In der Loisachhalle:Ein funkelndes Fest des Klangs

Wolfratshauser Musikschüler präsentieren bei einem großen Weihnachtskonzert Vielfalt, Können und exakte Technik.

Von Anja Brandstäter

Weil am Ende nicht alle Mitwirkende auf die Bühne passten, musste noch ein kleines Podest angebaut werden. Mit tosendem Applaus bedankten sich schließlich die Zuschauer bei den rund 200 Schülern der Musikschule Wolfratshausen, die ihr Können bei einem "großen Weihnachtskonzert" zeigten. Von Johann Sebastian Bach bis John Lennon reichte die musikalische Bandbreite. Mal klassisch, mal poppig und jazzig.

Ohne Pause, exakt choreografiert und mit stets funktionierender Technik gelang ein Abend, der den Schülern sicherlich viel abverlangte. Die jüngsten Protagonisten waren erst sechs Jahre alt und sangen im Wolfratshauser Kinderchor. Der Chor unter der Leitung von Yoshihisa Kinoshita hat einen hervorragenden Ruf, der Chorleiter teilte sich die Arbeit mit dem Musikschullehrer Emanuel Schmidt. Beide schafften es, die rund 100 Kinder zu disziplinieren, ohne dass dies auffiel. Die Kinder wussten ganz genau, was sie zu tun hatten und meisterten ihre Auftritte. So auch der neunjährige Theo, der mit seiner siebenjährige Schwester Kalliopi im Kinderchor sang. "Ich bin schon ein bisschen aufgeregt", verriet er.

Zwischen den Musikstücken kamen die Kinder mit kleinen Einlagen auf die Bühne, in denen es sich um die weihnachtlichen Themen Barmherzigkeit und Nächstenliebe drehte. Dafür hatten sie offensichtlich gut geprobt. Alles verlief mit erstaunlicher Perfektion. Zum Beispiel in dem kleinen Stück, in dem drei Mädchen es sich mit Schaffellen gemütlich machen. Da klopfte es an einer imaginären Tür. Zwei Mädchen standen zitternd da und baten um Einlass: "Wir sind schon so lange gelaufen". Daraufhin fragte das Mädchen, das die Türe geöffnet hatte: "Habt ihr kein Zuhause?" "Nein" antworteten die beiden. "Dann kommt rein, wir haben genug Platz", entgegnete die Gastgeberin. Die Kinder machten sich Gedanken, schätzten wert, was sie haben und teilten gerne mit denen, die nichts haben.

Während die Bühne umgebaut wurde, moderierte Musikschulleiter Manfred Heller durch den Abend und stellte die verschiedenen Ensembles und ihre Lehrer vor, unter anderem das Volksmusikensemble unter der Leitung von Birgit Oblasser. Die Zuschauer erfuhren, dass die Musikschule mit der Bläserklasse der Realschule kooperiert. Aus dieser Klasse kamen einige Beiträge. In die Klasse gehen überwiegend Mädchen, die auf der Bühne mit bewundernswerter Lässigkeit ihr Saxofon zum Klingen brachten. Wie Profis spielten sie in der bis auf den letzten Platz gefüllten Loisachhalle in verschiedenen Formationen, mal im Duett, als Quartett und als Quintett.

Das etwa zwanzigköpfige Gitarrenorchester unter der Leitung von Musiklehrer Rainer Krüger überraschte mit dem großartigen "Happy Xmas (War is over)" von John Lennon, das ursprünglich als Protestlied gegen den Vietnamkrieg entstand und heute zu den klassischen Weihnachtsliedern zählt. Darauf folgte "Let it snow" aus der Feder des US-amerikanischen Komponisten Jules Styne. Ein barockes Programm mit Werken von Tomaso Albinoni, Georg Muffat und Johann Sebastian Bach interpretierte daraufhin das Jugendorchester unter dem Dirigat ihres Lehrers Joseph Vorbuchner.

Christian Preißler brachte schließlich mit seinem 23-köpfigen Jugendkammerchor Werke von Hans Leo Haßler, Max Reger und John Rutter auf die Bühne. Manfred Heller gab den Zuhörern auf den Weg, dass die Musikschule 100 Veranstaltungen im Jahr durchführt. Er bedankte sich bei den engagierten Lehrern und bei der Stadt Wolfratshausen für die Hilfe aus dem Rathaus. Weiterhin erläuterte er: "Der Förderverein der Musikschule ermöglicht die Anschaffung von Instrumenten und Leihinstrumenten, außerdem unterstützt er bedürftige Kinder bei Chorfahrten."

Bevor die Bigband zum Abschluss Werke von Jule Styne, Richard Rogers und Felix Bernard spielte, wandte sich Heller an die Eltern: "Danke, dass Sie uns Ihre Kinder anvertrauen." Dass dabei etwas Fruchtbares herauskommt, hatte dieser Abend bewiesen.

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SZ vom 18.12.2017
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