In Bad Tölz-Wolfratshausen:Werben für die Geburtshilfe

In Bad Tölz-Wolfratshausen: Die Eröffnung der Geburtshilfe mit Gesundheitsministerin Melanie Huml (2. v. re.) wäre in Corona-Zeiten so ungezwungen nicht mehr möglich.

Die Eröffnung der Geburtshilfe mit Gesundheitsministerin Melanie Huml (2. v. re.) wäre in Corona-Zeiten so ungezwungen nicht mehr möglich.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Beleghebammen an der Kreisklinik Wolfratshausen möchten in Corona-Zeiten werdende Eltern über Kreißsaal und Wochenbettstation informieren. Der Kreisausschuss billigt einen Zuschuss.

Von Alexandra Vecchiato

Die Corona-Krise macht auch vor dem Kreißsaal nicht halt. Konnten werdende Mütter und Eltern vor der Pandemie unbeschwert die Geburtshilfe an der Kreisklinik in Wolfratshausen bei Info-Rundgängen kennenlernen, ist das derzeit nicht möglich. Weshalb die Beleghebammen einen Image-Film in Auftrag geben möchten, der die Ortstermine ersetzt. Sie stellten einen entsprechenden Antrag an den Landkreis, was jüngst im Kreisausschuss die Frage aufwarf, ob der Zuschuss nicht besser an anderer Stelle aufgehoben wäre, da sich ansonsten die Mittel für die Wochenbettbetreuung verringerten.

Im Namen ihrer Kolleginnen reichte die Hebamme Martina Winkler den Antrag ein. Der Film könne nicht nur eine Alternative sein, die Geburtshilfe in Wolfratshausen kontaktlos kennenzulernen. Er solle darüber hinaus die organisatorischen Abläufe im Kreißsaal und auf der Wochenstation zeigen sowie unterstützende Informationen zur gesetzlich vorgeschriebenen Aufklärungsthemen geben, heißt es in dem Schreiben. 8000 Euro soll der Film kosten. Wobei ihm versichert worden sei, dass er sich auch für 6000 bis 7000 Euro realisieren lasse, sagte Wolfgang Krause, Geschäftsleiter im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen.

Der Kreisausschuss stand dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüber, wenngleich es einen Wermutstropfen gibt. Finanziert werden soll das Video über das Programm "Förderung der Geburtshilfe in Bayern" (GebHilfR). Mit dem Programm gewährt der Freistaat Bayern unter der Voraussetzung eines zehnprozentigen Eigenanteils der Landkreise Zuweisungen zum Zweck der Stärkung und Sicherung der geburtshilflichen Versorgung. In Säule 1 der Richtlinie soll die geburtshilfliche Hebammenversorgung sowie die Wochenbettbetreuung durch Hebammen und Entbindungshelfer unterstützt, gestärkt und gesichert werden. Der Tölzer Kreistag hatte im Oktober 2018 beschlossen, dass diese Mittel an jene Hebammen und Entbindungspfleger weitergegeben werden, die eine Wochenbettbetreuung gewährleisten. 2018 konnten neun Hebammen mit jeweils 2218 Euro und zwei Hebammen mit jeweils 1109 abhängig von ihren geleisteten Stunden unterstützt werden. Vergangenes Jahr waren es zehn Hebammen mit je 2207 Euro und drei Hebammen mit je 1100 Euro. Die Wolfratshauser Beleghebammen gingen bislang leer aus, weil die keine Wochenbettbetreuung aufgrund ihrer Arbeitsauslastung leisten können.

Er frage sich, wer sinnvollerweise das Geld bekommen sollte - die Hebammen oder der Filmemacher, sagte Ingo Mehner (CSU). "Sind sich die Hebammen der Tragweite bewusst?", wollte er wissen. Zuvor hatte Krause dargelegt, dass die Kosten für den Image-Film von den Zuschüssen für die Wochenbettbetreuung abgezogen werden müssen, die Hebammen demnach 2021 weniger Förderung erhielten. Ferner trieb Mehner um, der Film könnte erst dann fertig sein, wenn Corona nicht mehr die Rolle spiele wie aktuell.

Monika Achermann-Weinert (ÖDP), selbst Hebamme, warb dafür, die Fördermittel breiter zu streuen. Zum Überleben bräuchten ihre Kolleginnen, die bislang den Zuschuss bekamen, nicht zwingend. Daher sei es in Ordnung und nur gerecht, wenn auch mal die Beleghebammen an der Kreisklinik zum Zug kämen. Zumal der Image-Film Werbung für die Wolfratshauser Geburtshilfe mache, was nicht schaden könne. Denn man wolle die Anzahl der Geburten dort steigern.

Voraussichtlich stehen dem Landkreis staatliche Mittel in Höhe von etwa 25 000 Euro (40 Euro pro Geburt im Krankenhaus Wolfratshausen im Jahr 2020) zur Verfügung. Im Jahr 2019 kamen dort 615 Kinder zur Welt. Mit der Maßgabe, dass der Film Anfang 2021 fertig ist und bis zu 7000 Euro kostet, stimmte der Kreisausschuss dem Projekt zu.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: