Im Visir rechter Bewegungen:"Bedroht fühle ich mich nicht"

Im Visir rechter Bewegungen: Er will das Ganze nicht zu hoch hängen, sich aber dennoch beraten lassen: Abgeordneter Andreas Wagner.

Er will das Ganze nicht zu hoch hängen, sich aber dennoch beraten lassen: Abgeordneter Andreas Wagner.

(Foto: Hartmut Pöstges)

"Identitäre Bewegung" belästigt Andreas Wagner (Die Linke)

Mitglieder der rechtsextremistischen "Identitären Bewegung" haben den Geretsrieder Bundestagsabgeordneten der Linken, Andreas Wagner, ins Visier genommen. Zwei Aufkleber der Gruppierung entdeckte Wagner an seinem Geretsrieder Wahlkreisbüro, zudem wurden Flugblätter im Briefkasten seines Privatanwesen in Geretsried eingeworfen. Zwar sehe er "keinen Grund, in Aktionismus zu verfallen" und wolle das Ganze auch nicht überbewerten, sagt Wagner. Er werde sich jedoch mit seiner Fraktion beraten und diesbezüglich auch mit der Polizei Kontakt aufnehmen, um zu klären, ob für das Büro eventuell zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen sinnvoll seien.

Wie Wagner berichtet, müssen die Aufkleber, auf denen neben dem Schriftzug der Identitären noch der Slogan "Revolte gegen den großen Austausch" zu lesen war, in der Nacht auf Sonntag an die Scheibe seines Büros geklebt worden sein. "Sie haben sich aber wieder abziehen lassen." Er sehe die Sache "nicht so dramatisch", sagt der Bundestagsabgeordnete. Zudem seien in seinem Privathaus drei Flugblätter der Bewegung eingeworfen worden. "Bedroht fühle ich mich nicht", sagt Wagner. "Und ich lasse mich da auch nicht einschüchtern." Er werte die Aktion aber als "Botschaft", wie er hinzufügt: "Wir sind hier, wir wissen, wo du wohnst und wo du dein Büro hast." Für das Wahlkreisbüro werde er sich daher beraten lassen, "was sicherheitstechnisch getan werden kann".

Die "Identitäre Bewegung" ist eine Gruppierung mit französischen Wurzeln, die seit 2012 auch in Deutschland aktiv ist. Sie hat sich dem Kampf gegen den "Verlust der eigenen Identität durch Überfremdung" auf die Fahnen geschrieben, agitiert insbesondere gegen Zuwanderer islamischen Glaubens und bedient sich dabei oft jugendgerechter Sprache. Das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet die Gruppierung wegen Anhaltspunkten "für Bestrebungen gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung". Im Landkreis ist die "Identitäre Bewegung" in der Vergangenheit immer wieder aufgetaucht, etwa bei der AfD-Kundgebung mit Gegendemonstration in Geretsried im März 2016. Auch im Süden habe es mehrere Aktionen gegeben, sagt Wagner. So hätten Anhänger der Gruppierung etwa im Umfeld des Tölzer Gymnasiums Flugblätter verteilt. Persönlichen Kontakt mit Mitgliedern der rechtsradikalen Bewegung habe er noch nicht gehabt. Den Vorfall an seinem Büro sieht Wagner auch als einen Versuch, Öffentlichkeit herzustellen. Daher wolle er das Ganze "nicht zu hoch aufhängen".

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