Im Porträt:Lenggrieser leitet Penzberger Weltkonzern

Ulrich Opitz ist neuer Chef von Roche im Penzberger Nonnenwald. Er radelt am liebsten zur Arbeit und absolviert gemeinsame Termine mit seiner Frau Birgitta - die sitzt nämlich im Kreistag.

Von Alexandra Vecchiato

Viel hat sich für ihn nicht geändert. Er fährt dieselbe Strecke von Lenggries nach Penzberg zu seinem Arbeitsplatz, sagt Ulrich Opitz. Er geht in dasselbe Haus. Nur beim Drücken des Knopfes im Aufzug muss er aufpassen, denn statt im fünften Stock liegt sein Büro nun im vierten. Seit Juli ist der promovierte Biochemiker Werkleiter am Roche-Standort in Penzberg. Seine Aufgabe im Pharmaunternehmen sieht der neue Chef als Dienstleistungsgeber. Das bedeutet für den 58-Jährigen, Rahmenbedingungen zu schaffen, um die verschiedenen Interessen im Werk unter einen Hut zu bringen. Was ab und an diplomatisches Geschick erfordere bei allein etwa 5800 Mitarbeitern in Penzberg. Solches zu haben, nehme er für sich in Anspruch, sagt Opitz.

Anders und doch wieder nicht, beschreibt er seine neue Position. Achteinhalb Jahre lang war der gebürtige Regensburger Leiter der Pharma-Biotech-Produktion in Penzberg und somit für 1800 Mitarbeiter zuständig. Da klingt es erst einmal seltsam, wenn Opitz erzählt, nun, als Werkleiter, sei er unmittelbar nur mehr für 700 Personen verantwortlich. Die übrigen Beschäftigten sind nämlich anderen Konzernbereichen zugeordnet. Man müsse den Standort und seine Bereiche im globalen Zusammenhang der großen Roche-Familien-Netzwerke sehen. Für das reibungslose Zusammenspiel müsse ein Rahmen geschaffen werden, sagt Opitz, sonst funktioniere eben dieses Zusammenspiel nicht. In seiner früheren leitenden Funktion habe er gelernt, etwa Amerikaner, Asiaten und Deutsche an einen Tisch zu bringen. Der Umgang mit anderen Kulturen und Lebenserfahrungen sei ihm nicht fremd.

Im Porträt: Das Gelände von Roche liegt im Wald nördlich von Penzberg.

Das Gelände von Roche liegt im Wald nördlich von Penzberg.

(Foto: Roche/oh)

Zu Hause ist Opitz mit seiner Frau Birgitta, ebenfalls gebürtige Regensburgerin, und seinen drei mittlerweile erwachsenen Kindern im Isarwinkel. Nach dem Studium bewarb sich seine Ehefrau als Grundschullehrerin in Oberbayern. Ulrich Opitz schrieb noch an seiner Doktorarbeit in Biochemie, hatte damals schon Kontakt zu Boehriger Mannheim, später Roche, in Penzberg. Es sei ein Spiel auf Risiko gewesen. Doch schließlich habe es geklappt. Seine Frau habe eine Anstellung in Lenggries gefunden, erzählt Opitz. Er stieg im Bereich "Downstream Processing" (Wirkstoffaufreinigung) in der Pharma-Biotech-Produktion in Penzberg ein. Nach einem dreijährigen Intermezzo in Bad Tölz hätten er und seine Frau ein Haus in Lenggries gefunden. Der dörfliche Charakter habe ihnen gefallen. Lenggries sei ein angenehmer Ort, um Kinder großzuziehen. Die Gemeinde besitze eine beachtliche Infrastruktur.

Im Sommer schwingt sich Opitz, wenn immer es geht, auf sein Rennrad und radelt von Lenggries nach Penzberg. Beim Erzählen gerät er ins Schwärmen. Die Zugspitze, die Allgäuer Berge - allein das lohne die Fahrt. Im Winter sehe man schon auf Höhe des Blombergs das Penzberger Werk, sagt Opitz. Ein Wahnsinn, was dort im Laufe der Jahre entstanden sei. Das Radfahren sei für ihn Ausgleich zum Berufsleben: Morgens starte er fit in den Tag; abends zu Hause angekommen habe er eben diesen Tag bereits verarbeitet.

Im Porträt: Ulrich Opitz ist der neue Werkleiter von Roche Penzberg. In dem riesigen Komplex sind 5800 Menschen beschäftigt. Ihnen will Opitz gute Rahmenbedingungen schaffen.

Ulrich Opitz ist der neue Werkleiter von Roche Penzberg. In dem riesigen Komplex sind 5800 Menschen beschäftigt. Ihnen will Opitz gute Rahmenbedingungen schaffen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Energie tankt der 58-Jährige bei seiner Familie. Im Hause Opitz herrscht ein starker Zusammenhalt, ein "echter Segen", nennt das Opitz. Künftig werden seine Frau und er wohl den ein oder anderen offiziellen Termin gemeinsam wahrnehmen. Birgitta Opitz ist in Lenggries sehr aktiv. Seit 2002 sitzt sie für die CSU im Gemeinderat, seit 2013 im Kreistag. Birgitta Opitz hat darüberhinaus 2006 den Verein "Nur a bisserl Zeit" gegründet, der finanziell bedürftiger Mitbürger unterstützt, ein regelmäßiges Seniorenfrühstück organisiert, Einkaufshilfen anbietet wie auch die Begleitung bei Arztterminen und Fahrdienste, aber auch gemeinsame Spaziergänge. Er könne nur den Hut vor seiner Frau ziehen für so viel Engagement. Und ja, es gebe Wochen, wo sie sich ihre Porträtfotos gegenseitig hinstellen müssten, um sich zu sehen. "Aber wir kennen uns noch", sagt Opitz.

Die Zusammenarbeit mit der Stadt lobt der Werkleiter. Opitz setzt auf Dialog. Bei Misstönen müsse miteinander und nicht übereinander gesprochen werden, sagt er. Ein regelmäßiger Austausch sei wichtig. Und Roche werde sich weiterhin engagieren etwa bei kulturellen Veranstaltungen.

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