Im Maierhof des Klosters:Schätze vor der Haustür

Elke Wanner eröffnet die Ausstellungssaison in Benediktbeuern mit "Himmlischen Momenten" rund um die Benediktenwand. Im Sommer werden Kühe aus Afghanistan erwartet

Von Stephanie Schwaderer, Benediktbeuern

Fast hätte die Breite der Leinwand nicht ausgereicht. Hinter dem dunkelbewaldeten Rieder Vorberg reihen sich Achselköpfe und Benediktenwand, Glaswand, Schwarzeck, Rabenkopf und Jochberg. Höfe und Hütten ducken sich flach vor ihnen in den Schnee. Über allem wölbt sich ein tiefblauer Himmel. Ein Anblick, von dem Langläufer und Tourengeher in diesem Winter bislang nur träumen können. Elke Wanner hat den scheinbar zeitlosen Moment mit Pinsel und Ölfarbe eingefangen, so klar und frisch, dass dem Betrachter ein Hauch von Schneeluft um die Nase weht.

Das Winterpanorama ist eines von vielen Landschaftsbildern, die Wanner nun erstmals im Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) im Maierhof des Klosters Benediktbeuern ausstellt. "Himmlische Momente" hat die 40-jährige Musikpädagogin die Schau überschrieben. Ein doppelt treffender Titel, da sie leidenschaftlich gerne Gleitschirm fliegt und einige Arbeiten aus der Vogelperspektive gemalt hat. "Ich kenne alle diese Berge", sagt sie, "ich hab sie mir mühevoll erwandert und vielfach überflogen." Die Liebe zu den Alpen, zum Wandern und Skifahren habe sie vor acht Jahren vom Taunus ins Oberland gelockt. Seit 2013 lebt sie in Bichl. Das Winterbild sei entstanden, als sie hochschwanger war und ihre sportlichen Aktivitäten auf Eis legen musste, erzählt sie. "Da blieb nur noch das Malen."

Im Maierhof des Klosters: Elke Wanner hat das Blaue Land an einem klaren Wintertag gemalt. Das Gemälde misst 30 auf 100 Zentimeter und ist im Rahmen der Ausstellung "Himmlische Momente" im Zentrum für Kultur und Umwelt zu sehen.

Elke Wanner hat das Blaue Land an einem klaren Wintertag gemalt. Das Gemälde misst 30 auf 100 Zentimeter und ist im Rahmen der Ausstellung "Himmlische Momente" im Zentrum für Kultur und Umwelt zu sehen.

(Foto: Privat)

Zu Ölfarben, Kreiden und wasservermalbaren Buntstiften greift sie in ihrer Freizeit und lässt sich dabei von der Schönheit der Natur vor ihrer Haustür inspirieren. Das ist charakteristisch für viele Kreative, die im ZUK ihre Arbeiten präsentieren. Acht bis neun Ausstellungen im Jahr holt Bildungsreferent Martin Blösl in den Maierhof. "Wir sind keine Galerie", erklärt er, "wie sind ein Bildungs- und Gästezentrum und wollen auch Künstlern eine Plattform bieten, die sich das erste Mal trauen, an die Öffentlichkeit zu gehen." Die Exponate hängen im Flur im ersten Stock des Mittelrisalits und sind für Hausgäste wie Klosterbesucher kostenlos zugänglich.

Neben Gemäldeausstellungen liegt ein Schwerpunkt auf Natur- und Landschaftsfotografie. Als Bildungsreferent bereite es ihm Freude, "mit künstlerischen Mitteln Botschaften zu verbreiten, die von der Kostbarkeit der Landschaft erzählen und deren Wertschätzung fördern", erklärt Blösl. "Ich möchte die Besucher dazu ermuntern, hinaus zu gehen und zu entdecken." Dazu dürften nach den "Himmlischen Momenten" auch Fotografien von Martina Melzer aus Schlehdorf beitragen, die seit zehn Jahren mit der Kamera durch das Loisach-Kochelsee-Moor streift. Ihr sind faszinierende Aufnahmen von verwunschenen Seen, scheuen Vögeln und rar gewordenen Blumenwiesen geglückt, von spektakulären und stillen Momenten. "Kochelmoos - Lieblingsort im Alpenvorland" heißt die Ausstellung, die Mitte Februar beginnt.

Im Maierhof des Klosters: Die bunten Kühe werden im Sommer im Maierhof Einzug halten. Sie wurden von Frauen in Afghanistan gestickt.

Die bunten Kühe werden im Sommer im Maierhof Einzug halten. Sie wurden von Frauen in Afghanistan gestickt.

(Foto: Privat)

Die Sinne für die eigene Umgebung zu schärfen sei das eine, sagt Blösl. "Wir bauen aber auch Brücken." So wird es im September eine Ausstellung mit Handstickereien aus Afghanistan geben, die den Titel "Cow and More" trägt. Das ZUK arbeitet dabei mit der Deutsch-Afghanischen Initiative (DAI) zusammen. Diese ermöglicht einigen Frauen in Afghanistan seit 2004 ein kleines Einkommen, indem sie traditionell gefertigte Stickereien in Deutschland vertreibt.

Die Ausstellung ist das Ergebnis eines Wettbewerbs. Die Frauen wurden aufgefordert, nach Lust und Laune Kühe zu sticken - Tiere, die in ihrem Leben das Ende der Not markieren, weil sie Milch und Brennmaterial liefern. Laut DAI hat die Zahl der Kühe in den Dörfern der Stickerinnen in den vergangenen Jahren sichtlich zugenommen.

Für Blösl handelt es sich um ein "ökosoziales Projekt", mit dem das ZUK zugleich an die Geschichte des Klosters und des Maierhofs anknüpft: "Auch hier standen viele Jahre Kühe, das passt wunderbar."

"Himmlische Momente": Landschaftsbilder von Elke Wanner, bis 9. Februar, Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK), 1. Stock, täglich von 9 bis 17 Uhr, Eintritt frei; weitere Infos unter www.zuk-bb.de/zuk/veranstaltungen/maerkte-und-ausstellungen

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