Im Landkreis:Asylbewerber: Lage "ganz okay"

Flüchtlingsbetreuer kritisieren aber die Essenspakete.

fam/thek

Die Essenspakete seien fürchterlich, die Residenzpflicht lästig. Aber davon abgesehen findet Flüchtlingsbetreuerin Gabriele Hüttl, dass die Lage der Asylbewerber in Wolfratshausen "eigentlich ganz okay" sei. Die Menschen, die aus Nigeria, Botswana, Syrien und Afghanistan kommen, seien integriert und eifrig dabei, Deutsch zu lernen. Probleme gebe es gelegentlich, sagt Martina Schmid, die sich in Geretsried um Asylsuchende kümmert, jedoch nicht solche wie die der hungerstreikenden Flüchtlinge in München.

129 Asylbewerber sind derzeit im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen untergebracht. Zusätzlich beherbergt der Landkreis jene Flüchtlinge, die bereits anerkannt sind, aber keine eigene Wohnung finden können. Die Regierung von Oberbayern wird weitere Asylsuchende nach Bad Tölz-Wolfratshausen schicken, bis die festgelegte Quote von 143 erfüllt ist. Sammelunterkünfte, wie die Regierung sie bevorzugt, gibt es bisher nicht.

Gabriele Hüttl ist davon überzeugt, dass die dezentrale Unterbringung für die Flüchtlinge besser ist. "Falls die hier Container aufstellen würden, würde es bestimmt Probleme geben", sagt sie. Ebenso schwierig wie unnötig findet die Flüchtlingshelferin die Essenspakete, mit denen die Asylbewerber einmal pro Woche versorgt werden. Die Lieferfirma müsse immer einen bestimmten Wert einhalten und fülle die Pakete teils mit Lebensmitteln auf, die nicht zu verbrauchen seien. So stapelten sich Milchpackungen, die Schränke seien voller Essig. "Das ist total rausgeschmissenes Geld." Besser fände Hüttl Einkaufsgutscheine für Supermärkte.

Die Geretsrieder Betreuerin Schmid beklagt die Länge der Asylverfahren. Von den sechs jungen Männern aus Afghanistan, die Ende April 2012 in Geretsried ankamen, habe erst einer einen Bescheid erhalten: Er darf nicht abgeschoben werden, und dies ist auf ein Jahr befristet. Die anderen "gehen jeden Tag mit zittrigen Händen zum Briefkasten und wissen, da liegt vielleicht die Zukunft drin". Eine Arbeitsgenehmigung hat noch keiner der Afghanen. Das sei "die bayerische Linie", sagt Schmid, "die Leute so zu behandeln, dass sie möglichst freiwillig ausreisen". Im Sozialamt allerdings seien alle Mitarbeiter äußerst bemüht, den Asylbewerbern "eine humane Bleibe zu verschaffen".

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