Im Kreisverband:Wahlschlappe stürzt SPD in Verwirrung

Im Kreisverband herrscht Uneinigkeit, ob die Vorsitzende Gabriele Skiba zurücktreten soll.

Von Suse Bucher-Pinell

Paul Lehmann, bis Montag Vorsitzender des Tölzer SPD-Ortsvereins und Stellvertreter im Kreisverband, will mit seinem Rücktritt einen "Prozess in Gang setzen". Er sehe darin die einzige Möglichkeit, dass das für seine Begriffe katastrophale Kommunalwahl-Ergebnis seiner Partei (11,9 Prozent bei der Kreistagswahl, 7,5 Prozent für die Landratskandidatin Gabriele Skiba) aufgearbeitet wird. Sein Rücktritt sei ein erster Schritt gewesen. In der Partei mehrten sich nun auch die Stimmen, die einen Rücktritt der Kreisvorsitzenden Gabriele Skiba forderten, sagte er am Mittwoch. Er wisse das aus vielen Mails, die er erhalte. Sie enthielten Sätze wie "Nicht du musst zurücktreten, sondern jemand anderes", sagt Lehmann.

Unterstützung bekomme er von den Jusos Oberland. "Wir stehen hinter Pauls Entscheidung", sagt Vorsitzende Katarina Koper. Skibas Rücktritt möchte sie zwar nicht fordern, fügt aber an: "Es wäre konsequent."

In den Ortsvereinen hingegen sieht man keinen Grund für Hektik und personelle Veränderung. Camilla Plöckl, stellvertretende Vorsitzende in Bad Tölz, will die Wahl in Ruhe aufarbeiten. "Wir können froh sein, dass wir jemanden haben wie Gabriele Skiba", sagt sie. Lehmanns Schritt sieht Plöckl bei allem Verständnis für ihn auch kritisch, denn er habe eine Verantwortung gegenüber dem Ortsverein und dem Kreisverband. Willi Streicher, langjähriger früherer Tölzer Vorsitzender, steht ebenfalls zu Skiba. "Ich wüsste nicht, warum sie zurücktreten soll." Rückendeckung erhält die Wolfratshauserin auch aus Geretsried. "Ein Rücktritt Skibas würde uns nicht weiterbringen", sagt Vorsitzender Wolfgang Werner und spielt darauf an, dass es kaum Alternativen gibt. "Wir haben nicht so viele Leute." Er warnt allerdings davor, dass sich die SPD nun in ihr Schicksal füge. Es könne noch weiter abwärts gehen, die SPD könne auch weit unter zehn Prozent fallen. "Wir bauchen Mann und Maus."

Auch Bernhard Schülein, Vorsitzender in Kochel am See, wo die SPD einen Sitz im Gemeinderat zulegte, will von einem schnellen Rücktritt Skibas nichts wissen. Ihm ist ein geordneter Rückzug lieber. Skiba hatte sich schon bei der Wahl vor drei Jahren zur nochmaligen Übernahme des Vorsitzes überreden lassen und gleichzeitig angekündigt, von da an einen Nachfolger zu suchen. Das war Lehmann, den sie zunächst für einen "super Nachfolger" hielt, in den letzten Monaten aber nicht mehr uneingeschränkt. Im Kreisvorstand äußerte sie vor einiger Zeit, dass der Vorsitz für Lehmann zu früh sei. Der 26-Jährige ist seit neun Jahren in der Politik, seit vier Jahren Ortsvereinschef in Tölz, seit drei Jahren Skibas Stellvertreter.

An diesem Donnerstag trifft sich der Kreisverband zur ersten Sitzung nach der Wahl. Auch Lehmann wird dabei sein. "Ich werde mich stellen", kündigt er. Das Wahlergebnis dürfe man nicht schön reden. "Wir müssen die Reißleine ziehen, es geht um einen permanenten Abwärtstrend", sagt er.

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