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Im Internet zu sehen:Ohrenbär und Eulen-Blues

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Musikschule Wolfratshausen zeigt neues Kinder-Musical als Film

Was für ein Lärm! Eben noch herrschte Schweigen im Wald, aber nun wachen die Vögel einer nach dem anderen auf und zwitschern und tirilieren nach Herzenslust. Das Ergebnis: ein nervtötendes Spektakel, aufgescheuchte Rehe, beleidigte Vögel - kurzum ein Fall für den Ohrenbären, den obersten Chef im Wald. Mit einem lässigen Song und viel Schu-Schubidu betritt dieser die Szenerie und stimmt das Publikum auf "Das Lied der Eulen" ein. So heißt das neue Kinder-Musical der städtischen Musikschule Wolfratshausen, das seit Montag auf Youtube zu sehen ist.

In den Genuss einer richtigen Aufführung kamen in der vergangenen Woche immerhin die Eltern der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen - und natürlich die Akteure selbst. Welchen Spaß sie am Singen und Spielen haben, vermittelt auch der Film (Kamera und Schnitt Zeno Legner), der unter der Regie von Heinrich Zapf entstanden ist. "Im vergangenen Jahr mussten wir unsere langjährige Tradition unterbrechen, jedes Jahr ein Musical zu produzieren", erklärt Musikschulleiter Manfred Heller. "Damit das in diesem Jahr nicht wieder passiert, haben wir uns für eine Filmproduktion entschieden."

Die Geschichte hat sich einmal mehr die Münsinger Drehbuchautorin Annika Tepelmann ausgedacht. Unterstützt wurde sie von ihrer Tochter Lucia und von Emanuel Schmidt, der auch für die Musik verantwortlich zeichnet. Die Tiere des Waldes und die Zuschauer lernen dabei einiges über Politik. Etwa dass die Hardliner ("Ordnung und Ruhe im Wald!") schon an den demografischen Gegebenheiten scheitern. Die Vögel machen nämlich 60 Prozent der Wähler aus. Auch die Idee, dass alle künftig nur noch einen Ton singen sollen, lässt sich praktisch nicht umsetzen. Dann doch lieber ein Talentwettbewerb, der es mit der Castingshow "Voice of Germany" aufnehmen kann - auch wenn hier Grünfink, Blaumeise und Rotkehlchen gegeneinander antreten.

Glatt läuft natürlich erst einmal gar nichts. Die Jury ist "irgendwie nicht berührt", ein Song wird geklaut, die Krähen verschaffen sich mit einem düsteren Stammesgesang samt Body Percussion Gehör, und schließlich haben auch noch die Eulen den Blues, weil sie wieder einmal alles verpennt und ihren "Click & Collect"-Termin verpasst haben. Dass am Ende dann doch noch alles ganz wunderbar klingt und vielstimmig schwingt und harmoniert, ist dem Orchester der Musikschule und dem Kinderchor Wolfratshausen unter der Leitung von Yoshihisa Kinoshita und Emanuel Schmidt zu verdanken. Denn das weiß ja jeder Spatz: Ohne einen Dirigenten geht gar nichts.

"Das Lied der Eulen" lässt sich über die Homepage musikschule.wolfratshausen.de/aktuelles abrufen

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SZ vom 27.07.2021 / stsw
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