Im ausverkauften Maierhof:Der Preis des Thermomix'

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Martina Schwarzmann gibt die bodenständige Hausfrau und Mutter vom Lande - und das Publikum im ausverkauften Maierhof feiert sie wie einen Rockstar. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Martina Schwarzmann arbeitet sich schonungslos durch die Niederungen des Alltags und begeistert die Menge in Benediktbeuern

Von Sabine Näher, Benediktbeuern

Die App hat eine Regenwahrscheinlichkeit von 55 Prozent angekündigt. Doch Martina Schwarzmann scheint den direkten Draht zu Petrus zu haben. "Regnen duad's heit net. Do is a Wolk'n, aber die fliagt woanders hi", erklärt sie, kaum dass sie am Samstagabend die Bühne im ausverkauften Maierhof betreten hat. Und sie soll Recht behalten. Drei Stunden später endet der Kabarettabend, ohne dass ein Tröpfchen gefallen wäre.

Schwarzmann befasst sich bevorzugt mit den Niederungen des Alltags. Die Welt der hohen Politik ist ihre Sache nicht. Und ihr Publikum liebt sie dafür. Mit scharfer Beobachtungsgabe analysiert die in Fürstenfeldbruck geborene Kabarettistin die Bruchstellen, die sich im Zusammenleben zwischen den Geschlechtern ergeben - und sich mitunter zu Gräben vertiefen. Das Dilemma beginne ja schon am Anfang einer jeden Beziehung: "Sie hofft: Er ändert sich. Er hofft: Sie bleibt, wia's is." Natürlich hoffen beide vergeblich. Am Frauenstammtisch sei sie immer wieder entsetzt, wie die Damen hemmungslos über ihre Ehegatten herziehen, berichtet Schwarzmann. Und damit nicht genug: Kaum geht eine von ihnen aufs Klo, wird sie umgehend das nächste Tratsch-Opfer.

"So san's die Weiber, so san's", beginnt ihr Lied dazu. Die Männer können ihr Glück nicht fassen, dass eine Kabarettistin tatsächlich nicht sie, sondern ihre Geschlechtsgenossinnen aufs Korn nimmt, doch das Lied ist ja noch nicht zu Ende. "So san's die Manner, so san's" kommt natürlich auch noch. Schwarzmann teilt in beide Richtungen aus. Besonders amüsieren können sich indes die Mütter, die ihren alltäglichen Spagat zwischen Kind, Mann, Beruf und Haushalt aufs Trefflichste wiedergegeben finden und ihm durch die Brille der Kabarettistin gesehen letztlich eine komische Seite abgewinnen können.

Praktische Erziehungstipps gibt's von Schwarzmann gratis dazu: Verlöchert das Kind die ungeliebte Strumpfhose absichtlich, wird daraus eine "lustige Zipfelmütze" gebastelt, die es zur Strafe aufsetzen muss. Und will die Mutter sich mal eine Auszeit nehmen, spielt sie mit der Kinderschar Verstecken. Sucht sie aber gar nicht, sondern zieht sich zur Kaffeepause zurück. "Erziehungsversuche" ihres Ehemannes an ihr ignoriert sie dagegen geflissentlich. Wenn er etwa ein Buch über die Mondphasen "zufällig" beim Frühstück durchblättert, um dann wie beiläufig festzustellen: "Heit warat a günstiger Dog - zum Fensterputzen." Wieso sie, fragt sie sich empört. Der einzige augenfällige Unterschied zwischen ihrem Mann und ihr sei ihr Busen. "An Busen brauchst aber net zum Fensterputzen!" Das weibliche Publikum johlt. Und über das Liebeslied für ihren Mann ("Wenn du nicht da bist, lieb' ich dich am meisten") können auch die Frauen viel entspannter lachen.

Verwöhnen und verzärteln will die Schwarzmann weder den Mann noch den Nachwuchs. Denn wenn die Kinder später mal psychische Probleme haben, sollen sie doch wissen, wo's herkommt und auf ihre schwere Kindheit verweisen dürfen. Schwarzmann gibt die bodenständige, im Landleben verwurzelte Mutter und Ehefrau, die "im Nebenjob" durch die Lande tourt und auf der Bühne von genau diesem Leben erzählt. Dabei schreckt sie auch vor delikaten Enthüllungen nicht zurück: Auf dem Land scheint es derzeit gängige Praxis zu sein, dass der Mann seiner Frau einen Thermomix in Aussicht stellt, wenn sie im Bett endlich macht, was er schon so lange will. Die an sich unverfängliche Frage: "Wer von eich hat dahoam an Thermomix?" bekommt so eine ganz neue Bedeutung - und provoziert die Folgefrage: "Und wos hobt's dafir doa?"

Ihr Lied ("Es wird euer Sexleben nachhaltig verändern") mit dem Titel "Wer vögeln will, muss freundlich sein" ist vielleicht an der Grenze des guten Geschmacks, aber lustig. Die genaue Beschreibung dessen, wie sie sich auf dem Autobahnrastplatz verrenkt, weil sie sich nicht auf die Klobrille setzen will, mag man nicht unbedingt hören. Dafür geht der Abend mit einer fast schon philosophischen Erkenntnis zu Ende: "Mir g'langts, wann i woas, dass i kannt, wann i wollt!" Das steht auf den Geschirrtüchern, die am CD-Stand angeboten werden.

© SZ vom 31.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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