„Die wirtschaftliche Stimmung im Oberland befindet sich nach einem Hoffnungsschimmer im Frühjahr wieder auf Talfahrt.“ So lautet das Fazit, das die Industrie- und Handelskammer aus ihrer jüngsten Befragung der Betriebe im Oberland zieht. Der regionale IHK-Konjunkturindex sinkt demnach um 14 Zähler auf 100 Punkte und liegt damit weit unter dem langjährigen Durchschnitt von 118 Punkten. „Die Geschäfte der Betriebe laufen erneut schlechter, die Aussichten sind ähnlich trüb wie zu Jahresbeginn.“
Der IHK-Konjunkturbericht wird drei Mal im Jahr veröffentlicht. Für den aktuellen Herbstbericht hat die IHK für München und Oberbayern im September zahlreiche Unternehmen aus den Landkreisen Weilheim-Schongau, Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen und Miesbach befragt. „Die Unsicherheit aufgrund der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie die ausbleibende Inlandsnachfrage dämpfen die Stimmung sehr“, heißt es in der Pressemitteilung zum Ergebnis. Nur 37 Prozent der Unternehmen hätten ihre Geschäftslage als gut bewertet, 23 Prozent seien mit ihr unzufrieden. Als besonders hohe Belastungen werde von 63 Prozent die fehlende Nachfrage empfunden, das sind deutlich mehr als im Frühjahr (56 Prozent). 59 Prozent klagten über die Preisentwicklung bei Rohstoffen und Waren und 53 Prozent litten unter den hohen Energiepreisen. Auch fehlendes Personal bleibe für die Hälfte der Betriebe ein Problem, so die IHK.
Jedes vierte Unternehmen will Stellen streichen
Pessimistisch ist laut Umfrage der Blick in die Zukunft: So rechnen deutlich weniger Unternehmen (16 Prozent statt zuletzt 24 Prozent) mit einer Verbesserung ihrer Geschäfte, deutlich mehr mit einer Verschlechterung (27 Prozent statt zuletzt 15 Prozent). Das größte Risiko sehen 61 Prozent in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Die Inlandsnachfrage belastet inzwischen sechs von zehn Unternehmen, vor einem Jahr waren es noch 44 Prozent. Und die Arbeitskosten machen jedem zweiten zu schaffen. „Der Arbeitskräftemangel wird mit 47 Prozent hingegen seltener als vor einem Jahr genannt, bleibt aber für die Tourismusregion eine große Herausforderung.“ Die Unsicherheit wirke sich auch auf die Beschäftigungspläne aus: Nur 14 Prozent der Unternehmen wollen zusätzliches Personal einstellen, jedes vierte will Stellen streichen. „Die Arbeitslosigkeit in der Region dürfte in der Folge zunehmen.“
„Der Gegenwind, gegen den sich unsere Betriebe stemmen müssen, lässt nicht nach. Es ist viel Sand im Getriebe der Wirtschaft, der Reformstau immens“, kommentiert Klaus Bauer, Sprecher des IHK-Forums Region Oberland, die Ergebnisse. „Unsere Wirtschaft braucht dringend einen Befreiungsschlag. Die Bundesregierung muss mit Unterstützung der Länder ihre Wachstumsinitiative schnellstmöglich umsetzen und als Sofortmaßnahmen Bürokratie-Lasten wie zum Beispiel das deutsche Lieferkettengesetz stoppen“, fordert Bauer. Für die Industrie müssten die Strompreise durch Reduzierung der Steuern und der Netzentgelte gesenkt werden. „Die nötige Generalsanierung des Wirtschaftsstandorts muss entschlossen angegangen werden. Wir müssen zurück auf die Wachstumsspur!“