Bauen und Wohnen:IG Bau für mehr Umbauten und Aufstockungen

Im Landkreis gibt es viele große Wohnungen. Die Gewerkschaft warnt vor einer Mietpreisspirale.

Von Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

Der Bezirksverband der Industriegewerkschaft (IG) Bau in Oberbayern appelliert an die Immobilienwirtschaft und an Privatvermieter, mit der Höhe der Mieten maßvoll umzugehen. "Es ist ungehörig, die Zitrone weiter auszupressen", mahnt der regionale Vorsitzende Harald Wulf. Die explodierenden Heizkosten würden einen Großteil der Haushalte ohnehin schon "finanziell in die Knie" zwingen. Gleichzeitig plädiert der Bezirksverband der IG Bau dafür, auch Gebäude aufzustocken oder andere Bauten in Wohnhäuser umzugestalten, um so das Angebot zu vergrößern.

Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gibt es generell viele große Wohnungen. Im Schnitt sind sie etwas mehr als hundert Quadratmeter groß. Das ergibt sich aus den Daten des Statistischen Bundesamts, die das Pestel-Institut mit Sitz in Hannover für die IG Bau analysiert hat. Demnach haben die 62 880 Wohnungen im Landkreis eine Gesamtwohnfläche von um die 6,3 Millionen Quadratmeter. 8870 Wohnungen haben laut dem IG-Bau-Bezirksverband sogar sieben oder mehr Räume. ""Wer so eine große Wohnung hat, die ihm auch noch gehört, hat eine Sorge nicht: die Angst vor steigenden Mieten", sagt Wulf.

Aus Sicht des Bezirksvorsitzenden darf es zu keiner "Lähmungsphase beim Wohnungsbau" kommen. Steigende Kosten und Lieferengpässe bei Materialien, hohe Preise für Bauland und höhere Bauzinsen führten zwar dazu, dass die Bedingungen schwieriger würden, neu zu bauen. Gerade in dieser Situation seien jedoch Alternativen gefragt, so Wulf. "Was wir jetzt brauchen, ist Flexibilität: Die Schaffung von neuem Wohnraum muss der Situation angepasst werden."

Insbesondere von Wohnungsbaugesellschaften erwartet der oberbayerische IG-Bau-Vorsitzende ein Umdenken. Wenn es schon anscheinend nicht zu schaffen sei, Neubauten fertigzustellen, sollten etwa Bürogebäude zu Wohnhäusern umgebaut werden. Dies erfordere weniger Material und weise bereits damit den Weg zu mehr Wohnungen in der Krise, so Wulf. Denn weil sich die Arbeit im Home-Office immer mehr etabliere, würden weniger Büros gebraucht. Eine weitere Möglichkeit, mehr Wohnraum zu gewinnen, besteht für Wulf darin, bestehende Gebäude aufzustocken. Aus seiner Sicht böten Häuser, die von der Nachkriegszeit bis in die 1990er-Jahre hinein errichtet wurden, dafür enormes Potenzial; obendrein sei dies günstiger als jeder Neubau. "Eine Dachaufstockungs- und Umbau-Offensive" zu beginnen, lohne sich.

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