Barock, Klassik, AvantgardeDie Hörgewohnheiten aushebeln

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Das "Simply Quartet" eröffnet die neue Spielzeit in Iffeldorf mit einem außergewöhnlichen Programm.
Das "Simply Quartet" eröffnet die neue Spielzeit in Iffeldorf mit einem außergewöhnlichen Programm. (Foto: Christina Ferri/oh)

Seit 35 Jahren bringen die Iffeldorfer Meisterkonzerte große Musik an die Osterseen. Auch in der kommenden Saison setzt Andrea Fessmann auf überraschende Vielfalt.

Von Paul Schäufele, Iffeldorf

Eine Ehe, die 35 Jahre hält, wird mit der Leinwandhochzeit gefeiert, weil die Beziehung nun so reißfest sein soll wie kräftiges Leinen. Den Jahrestag feiern 2025 die Iffeldorfer Meisterkonzerte, die sich in den 35 Jahren ihres Bestehens als wandelbare, vielfältige, dabei künstlerisch immer auf höchstem Niveau arbeitende Konzertreihe etabliert haben. Ein Blick ins Programm zeigt, dass es auch im kommenden Jahr hochmusikalisch bleibt mit Musik zwischen barocken Triosonaten und avantgardistischen Zitherklängen.

 Den Auftakt macht das international besetzte Simply Quartet am Samstag, 22. Februar. Und was für ein Auftakt! Denn neben dem Klassiker des Mozart’schen „Jagdquartetts“ und den weiten Seelenlandschaften von Edvard Griegs Opus 27 spielen die vier Ausnahmemusiker auch das ungewöhnlich intensive „Poem“ der immer noch zu wenig bekannten Komponistin Rebecca Clarke und die vor Leben sprühenden, mit Habanera-Tönen gewürzten „Creole Contradanzas“ des Jazztrompeters Wynton Marsalis.

Besondere Spezies

 Mit jungen Künstlerinnen und Künstlern geht es weiter, in diesem Fall mit einer besonderen Spezies. Denn nach wie vor gilt der Internationale Musikwettbewerb der ARD als einer der sichersten Wege in die obere Riege der Musiker-Zunft. In vielen Fächern ist er der wichtigste Wettbewerb überhaupt. Besonders schön ist es deshalb, in zwei Konzerten gleich eine ganze Reihe von Preisträgerinnen und Preisträgern kennenlernen zu können. So wird sich Johannes Obermeier am Samstag, 5. April, den Schätzen des romantischen Klavier-Repertoires widmen – „Brillants“ heißt das Programm, in dem er unter anderem Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy und Frédéric Chopin spielen wird.

Gut gelaunt und bestens vernetzt: Andrea Fessmann.
Gut gelaunt und bestens vernetzt: Andrea Fessmann. (Foto: Manfred Neubauer)

Ein paar Wochen später, am Samstag, 17. Mai, reist der Münchner Pianist erneut nach Iffeldorf, diesmal begleitet von einem erstklassigen Ensemble. Obermeier, Ilyes Boufadden Adloff, der heuer im Fach Oboe begeisterte, die finnische Sopranistin und geborene Bühnen-Charismatikerin Aurora Marthens, die Bratschistin Haesue Lee und der (wie Marthens und Lee) mit dem begehrten Publikumspreis ausgezeichnete Cellist Alexander Warenberg werden in wechselnden Formationen ein spannungsreiches Programm zwischen Brahms und Hindemith erkunden.

Witz und Wohlklang

 Ein ganz anderes Repertoire erforschen dagegen die fünf Sänger und der eine Pianist, die unter dem Namen The Munich Harmonists am Sonntag, 29. Juni, auftreten. Ganz im Stile der legendären Comedian Harmonists verbinden sie Witz und Wohlklang und veredeln mit innigem bis flottem A-cappella-Gesang jede Melodie, die sie in den Mund nehmen.

 „Meine Idee ist, dass man die Konzerte möglichst vielfältig gestaltet“, sagt Andrea Fessmann, künstlerische Leiterin der Meisterkonzerte. Dass das Iffeldorfer Publikum sich von so heterogenen Programmen nicht abschrecken lässt, weiß sie inzwischen. Das Publikum schätzt die Vielseitigkeit und reagiert zuverlässig enthusiastisch: „Ich bin immer wieder überrascht und glücklich, wie offen unser Publikum ist und wie es sich mitreißen lässt. Auch die Musiker, die kommen, loben immer wieder das Publikum als aufmerksam und so begeisterungsfähig“, sagt Fessmann.

Auch die bekannte Sopranistin Diana Damrau gastiert in Iffeldorf.
Auch die bekannte Sopranistin Diana Damrau gastiert in Iffeldorf. (Foto: Jiyang Chen/oh)

Dass die Meisterkonzerte sich in den dreieinhalb Jahrzehnten ihres Bestehens dank ihres Publikums und nicht zuletzt dank ihrer rührigen, bestens vernetzten Leiterin als ernst zu nehmende Größe im Konzertbetrieb gefestigt haben, wird auch deutlich durch die großen Namen, die die Reihe anzieht. So wird am Freitag, 11. Juli, die Star-Sopranistin Diana Damrau mit ihrer Pianistin Alessandra Gentile nach Iffeldorf kommen, zu einem „Recital mit Überraschungen“, in dem unter anderem Stücke von Mozart, Rossini und Bellini zu hören sein werden. Das Konzert ist eine Benefizveranstaltung zugunsten des geplanten Kinderhospizes in Polling.

Eher am Anfang einer vielversprechenden Karriere befindet sich dagegen Tajda Krajnc. Wobei die junge Slowenin sich ein Instrument ausgesucht hat, das sonst wenig im Rampenlicht steht. Doch das könnte sich ändern, denn wenn Krajnc die Zither spielt, hat das wenig mit den Gewohnheiten der traditionellen Volksmusik zu tun. Fessmann, selbst Dozentin an der Münchner Musikhochschule, hörte die Zither-Spielerin bei ihrem Studien-Abschlusskonzert und dachte sich: „Diese Frau spielt so außergewöhnlich! Die Hörgewohnheiten werden komplett ausgehebelt.“ Die Hörgewohnheiten neu ausgerichtet werden können am Samstag, 20. September.

 Wobei auch das Folgekonzert am Samstag, 18. Oktober, mit Erwartungen brechen könnte. Denn das Grassauer Blechbläser Ensemble sieht zwar aus wie eine Volksmusik-Gruppe, verbindet aber das Bekannte mit dem Überraschenden und kombiniert so durchaus Bodenständiges mit Stücken von Carl Orff oder Richard Strauss.

Zeitlose Schätze

 Mit zeitlosen Schätzen des Barock endet das Jahresprogramm der Meisterkonzerte. Dabei macht das Sonderkonzert am Samstag, 15. November – das einzige Konzert, das nicht im Iffeldorfer Gemeindezentrum stattfindet, sondern in der Schlehdorfer Pfarrkirche Sankt Tertulin – dem Namen der Reihe alle Ehre. Mit Ton Koopman hat man sich einen veritablen Meister der Alten Musik eingeladen, einen Granden des Metiers und einen unermüdlichen, unerschöpflich inspirierenden Anwalt der Musik Bachs. „Für mich ist das eine ganz große Ehre“, sagt Fessmann, die mit Koopman und dem Bariton Klaus Mertens Geistliche Gesänge aus Schemellis Gesangbuch aufführen wird.

Instrumentaler Bach wird eine Woche später, am Samstag, 22. November, zu hören sein, wenn mit Anne Katharina Schreiber (Violine), Saskia Fikentscher (Flöten und Oboen), Kristin von der Goltz (Cello) und Léon Berben (Cembalo) eine ganze Riege ausgewiesener Spezialisten Sonaten und Triosonaten in historisch informierter Aufführungspraxis präsentieren wird und so den Iffeldorfer Konzertreigen beschließt.

 Iffeldorfer Meisterkonzerte, Einzelkarten zu 25/30 Euro (am 11. Juli zu 35/40 Euro) unter karten@iffeldorfer-meisterkonzerte.de oder Telefon 08856/3695. Abonnements zu 185/225 Euro unter abo@iffeldorfer-meisterkonzerte.de oder Telefon 08856/9368936. Weitere Informationen unter www.iffeldorfer-meisterkonzerte.de

 

 

 

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