Ickinger Politik:Großbaustelle für die Trockenlegung

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Icking kämpft mit Überschwemmungen bei Regen. Für den Ortsteil Dorfen zeichnet sich nun eine Lösung ab, wenn Kommune und Bauamt zusammenarbeiten. Verkehrsteilnehmer müssen mit einer Vollsperrung der B11 rechnen

Von Claudia Koestler, Icking

Die Gemeinde Icking hat ein massives Problem, das sich in Zeiten des Klimawandels noch verschärfen wird: Wohin mit dem Wasser, wenn es stark regnet. Denn dann versickert das Nass an zu vielen Stellen nicht dort, wo es auf die Erde trifft. Stattdessen fließt es ab - über fremde Grundstücke und Straßen. Mit dem Effekt, dass das Wasser binnen Minuten Bäche bildet, die alles überfluten. Ein Regenwasserkanal, der im Raum steht, würde die Kommune allerdings einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten. Wiederholt gab es deshalb schon Anläufe, andere Lösungen zu finden.

Nun könnte der gordische Knoten zumindest für Teile des Ortsteils Dorfen durchschlagen werden mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Gemeinde und Staatlichem Bauamt, die allerdings auch Verkehrsteilnehmern im Isartal viel abverlangen wird. Das Staatliche Bauamt plant nämlich Ickings Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI) zufolge Sanierungen an der B 11 und Staatsstraße 2070, wobei alleine die Arbeiten an der B 11 mit einer Vollsperrung bei Dorfen von mindestens acht Monaten einhergehen dürften. Im Gegenzug könnte die Kommune von den Straßenarbeiten profitieren, um relativ kostengünstig einen Kanal zu bauen.

Das Ickinger Regenwasserproblem liegt zum einen an der Bodenbeschaffenheit und der Topografie der Kommune am Steilufer der Isar, zum anderen aber auch an der zunehmenden Verdichtung. Das Bauamt plant Reithmann zufolge, die Straßenentwässerung der B 11 zwischen Wolfratshausen und Dorfen zu erneuern. Auch die Ortsdurchfahrt Dorfen - die Staatsstraße 2070 oder Starnberger Straße genannt - werde in dem Zuge neu hergestellt, inklusive auch dort der Straßenentwässerung. Die Attenhauser und Meilenberger Straße, zwei Hauptadern des Ortsteils, die von der St 2070 abzweigen, hängen derzeit teilweise an der vorhandenen Kanalisation des Bauamtes. Wenn nun das Bauamt den Kanal unter der 2070 erneuert, entfällt jedoch der Anschluss der beiden Straßen. Die alten Anlagen gingen an die Gemeinde. "Es ist zu bezweifeln, dass der Betrieb und der Unterhalt der alten Anlagen eine zukunftsfähige Lösung für die Gemeinde darstellen", sagte Reithmann.

Die Idee nun: Das Bauamt könnte die beiden Projekte, also B11 und Staatsstraße, voneinander trennen. Icking könnte dann den Bau des Kanals unter der Staatsstraße übernehmen, allerdings mit einer Kostenbeteiligung durch das Bauamt, das auch den Abbau der alten Straße und den Aufbau der neuen übernimmt.

Der Diplom-Ingenieur Johannes Voit stellte Details zu dieser Lösung vor. Die Kosten blieb er jedoch bis zum Schluss schuldig, als Hans-Peter Stahn (CSU) nachhakte. Voit geht, das ließ er nach einem langen Schnauferer wissen, von einer siebenstelligen Summe aus: "Unter 1,5 Millionen Euro sehe ich es erst mal nicht." Was davon letztlich vom Staatlichen Bauamt und was von der Kommune zu tragen sei, müsse noch eruiert werden.

Ihm zufolge sei jedoch eine "Win-win-Situation" zu erzielen, wenn die Kommune ein Regenrückhaltebecken unter dem Parkplatz des Dorfener Feuerwehrhauses baue. Dann wäre es auch möglich, Haus- und Grundstückseigentümern das Angebot zu machen, eine gedrosselte Einleitung ihres Sickerwassers gegen eine Gebühr zu gewähren. Was nicht ohne Fragen blieb. Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative) wunderte sich, ob das nicht dem Baurecht widerspreche. Es gebe, so Voit, einige Gemeinden, wo das bereits funktioniere. Da hakte Otto Güllich (Ickinger Initiative) allerdings nach: "Das war bislang ja ein Ausschlusskriterium: keine Entwässerung, kein Baurecht. Mit der Möglichkeit, einzuleiten, würden wir das doch aufweichen" - und in der Folge eben weiteres Baurecht gewähren. Dem aber widersprach Reithmann und verwies darauf, dass die Versickerung auf eigenem Grund nur ein Kriterium unter vielen sei.

Hinsichtlich des Zeithorizontes erklärte die Bürgermeisterin, dass dieses und das kommende Jahr wohl für Planungen benötigt würden. "Vor 2023 sehe ich keinen Bagger auf der Staatsstraße", sagte sie, eher werde es 2024. Zeitlicher Druck läge vielmehr auf dem Bauamt mit der B11, aber auch dort würden die Arbeiten "wohl nicht schon im kommenden Jahr beginnen".

© SZ vom 25.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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