Ickinger Politik:Ein Buckel macht Ärger

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An der Stelle, wo bereits ein Bagger postiert ist, soll am Neufahrner Weg im Ickinger Ortsteil Irschenhausen ein Neubau errichtet werden. Doch die Pläne stehen weiter in der Kritik. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Pläne einer von der Gemeinde Icking beauftragten Architektin brachten einem strittigen Bauvorhaben am Neufahrner Weg nicht den erhofften Durchbruch. Eine Einigung mit dem Eigentümer ist nicht in Sicht

Von Susanne Hauck, Icking

Die Gemeinde Icking ringt weiter um eine Lösung für ein umstrittenes Bauprojekt am Neufahrner Weg im Ortsteil Irschenhausen. Sie entschied sich dafür, das als überdimensioniert kritisierte Gebäude etwas weiter von der Straße wegzuschieben und tieferzulegen. Ob sich der Bauherr darauf einlässt, ist jedoch fraglich.

Am Dienstag in der Sitzung stellte Planerin Vera Winzinger zwei Varianten vor. Sie war von der Gemeinde beauftragt worden, einen ortsbildverträglichen Kompromiss zusammen mit dem Bauwerber zu suchen. Das fragliche Grundstück liegt an einer sensiblen Stelle, nämlich dem noch sehr dörflich geprägten Neufahrner Weg mit einem historisch gewachsenen Ensemble an Häusern. Der Altbestand soll abgerissen und ein neues Anwesen mit Garage und Schwimmbecken errichtet werden, dessen Hauptgebäude vorne an der Straße auf einem Hügel zu liegen kommt. Wegen der Höhe des Neubaus und der möglichen Verschattung liefen die Nachbarn Sturm.

Die Gemeinde steckt in einem Dilemma. Ihre Ablehnung der Erstplanung wurde vom Landratsamt kassiert, das keine Probleme sah und dem Bauherrn eine Genehmigung erteilte. Daraufhin reichte die Gemeinde Klage ein. Winzinger begründete die Planungsschwierigkeiten mit der besonderen Topografie des Grundstücks. "Es hat einen steilen Buckel", sagte sie. Dadurch und wegen der Engstelle an der Straße erscheine das Gebäude für die Unterlieger unverhältnismäßig erhöht. "Der Buckel und das Haus, das wirkt wie eine Schlucht." Das Bestandsgebäude von gleicher Höhe habe seine weniger markante Erscheinung der Lage weiter hinten im Grundstück zu verdanken, erklärte Winzinger zum Verständnis. Um die vorgegebene möglichst unaufwändige Lösung zu finden, "ohne eine Lawine an komplett neuer Planung loszutreten" samt den damit verbundenen Mehrkosten, habe sie den Neubau "hin und her geschoben". Das maximale Einrücken ins Grundstück hinein sei zweifelsohne am ortbildverträglichsten. Das sei aber dem Bauherrn wegen des Qualitätsverlusts nicht zuzumuten. "Da wird der Garten zum Loch." Die erste Alternative, die sie vorlegte, sah eine parallel zum Neufahrner Weg vorzunehmende Verschiebung des Gebäudes um etwa 1,50 Meter weiter ins Gelände hinein vor. Demnach beträgt der Abstand zur Straße 5,26 Meter im Osten und 5,58 im Westen. Die zweite Alternative beinhaltete eine leichte Drehung des Hauses, um an der einen Seite noch weiter von der Straße abzurücken.

Richtig zufrieden war sie mit den beiden Vorschlägen, denen der Bauherr zustimmen würde, nicht: "Es nimmt die städtebauliche Präsenz, aber fährt die Markanz nicht ganz zurück." Auch der Gemeinderat war unisono der Meinung, dass damit nicht viel gewonnen sei. "Die Höhe tut noch weh", sagte Bald-Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI). "Wir sind immer noch drei Meter über der Traufhöhe des gegenüberliegenden Nachbarn." Sie habe "bei allem guten Willen" immer noch das Gefühl, dass das Haus überpräsent sei und sich nicht einfüge. Auch Gabriel Baumüller (Grüne) war der Meinung, dass beide Alternativen "nicht viel bringen". Bald schon waren ein paar Gemeinderäte munter dabei, eine Ideallösung zu entwerfen, bis sie von Winzinger eingebremst wurden, die zu bedenken gab, dass der Bauherr im Besitz einer rechtsgültigen Baugenehmigung sei. Sie warnte davor, dass die Gemeinde auf Kosten von bis zu 300 000 Euro sitzen bleiben könne. Schließlich war es Claudia Roederstein (UBI), der ein Durchbruch mit dem Vorschlag gelang, dem Gebäude die gefürchtete Dominanz durch eine Tieferlegung zu nehmen und dafür eine Ausnahme von den von der Ortsgestaltungssatzung untersagten Abgrabungen zu machen.

Der in der Sitzung am Dienstag anwesende Bauherr wurde aufgefordert, sich dazu äußern. Er konnte sich mit dem Verweis auf den technischen Aufwand und die hohen Zusatzkosten aber lediglich zu einer Absenkung von 25 Zentimetern anstatt des erwünschten ganzen Meters durchringen. "Das ist meine absolute Schmerzgrenze."

Anschließend wurde abgestimmt. Der Ickinger Gemeinderat sprach sich mehrheitlich für eine Tieferlegung von 50 Zentimetern aus, sowie für die Parallelverschiebung zum Neufahrner Weg. Nun muss der Bauherr sehen, was er damit anfängt.

© SZ vom 23.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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