Süddeutsche Zeitung

Ickinger Nahversorgung:Grillfleisch aus dem "Regiomat"

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Ickinger Gemeinderat befürwortet einen neuartigen Imbiss-Automaten an der Südseite des Rathauses.

Von Susanne Hauck, Icking

Der im Ickinger Rathaus ansässige Imbiss und Feinkostladen möchte einen Selbstbedienungsautomaten mit Lebensmitteln aufstellen. Der Gemeinderat sah diese Anfrage in seiner jüngsten Sitzung am Montag grundsätzlich positiv, auch wenn einzelne Mitglieder befürchteten, dass damit der Platz vor der Gemeinde verschandelt würde. "Regiomat" nennt sich der 1,80 Meter hohe Kasten, in dem die Familie Baumgartner Fleisch- und Milchprodukte aus der Region rund um die Uhr anbieten will. Anstatt direkt vor dem Geschäft soll er um die Ecke stehen, auf der Südseite des Rathauses. Denn nach Erfahrung des Automatenvertreibers tätigten Leute ihre Einkäufe ungern vor aller Augen, berichtete Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI), und fügte schmunzelnd hinzu: "Selbst wenn es sich um nichts Anstößiges handelt."

Gemeinderat Otto Güllich (Ickinger Initiative) gefielen die Beispielbilder der Maschinen mit ihren teilweise schreiend bunten Fronten nicht. Da nützte es auch nichts, dass er sich von Reithmann versichern ließ, Baumgartners würden ein schlichteres Modell wählen. Er warnte davor, den Automaten an diesem "wunderbaren Platz" aufzustellen, der bei der Sanierung des Rathauses vor zehn Jahren begrünt und mit einem von der inzwischen verstorbenen Irschenhauser Künstlerin Sophia Hössle entworfenen Brunnen sowie zwei Bänken als Ruhezone eingerichtet worden war. Der "Kasten" lade nicht gerade zum Verweilen ein, war seine Befürchtung. "Da sitzt dann keiner mehr." Er schlug stattdessen einen Standort bei der Nordseite vor, "beim Postler", und argumentierte damit, dass die "paar Meter leicht zu überbrücken" seien. Überhaupt solle man die lange vernachlässigte Ruhezone endlich mal wieder ordentlich herrichten, anstatt sie mit einem Automaten zu "verzweckmäßigen", stachelte Fraktionskollegin Vigdis Nipperdey eine Grundsatzdebatte an. "Der Brunnen funktioniert schon lange nicht mehr", kritisierte sie. "Und immer, wenn ich vorbeikomme, stehen auf dem Platz zwei Autos." Auch für Claudia Roederstein (UBI) ist mit dem kleinen Platz nicht mehr viel Staat zu machen. "Er hat sich schmuddelig entwickelt", meinte sie. "Da treffen sich Leute, die ihre Bierflaschen hinstellen und denen es egal ist, wo ihre Kippe hinfällt." Man müsse da mal dringend jäten. Grundsätzlich sei es aber der richtige Standort. Die Geschäftsleute seien darauf angewiesen, ihren Automaten frisch bestücken und an einem Schattenplatz aufstellen zu können.

Hin und her ging die Diskussion, bis Reithmann Baumgartners im Publikum selbst das Wort erteilte. Diese sprachen sich gegen die Nordseite aus, weil für die Kunden so nicht zu erkennen sei, dass der Automat zu ihrem Geschäft gehöre. Alle bis auf Güllich stimmten schließlich für den Wunsch-Standort im Süden. "Wenn der Automat nicht gerade grell neongelb ist, wird er nicht auffallen", kommentierte Julian Chucholowski (SPD).

Der Regiomat sei der erste seiner Art in der Gegend, meinte Jakob Baumgartner auf Nachfrage. Bestücken will er die Fächer zunächst mit Grillfleisch von Bauern aus der Umgebung und regionalen Molkereiprodukten, im Winter mit Weckgläsern mit Suppen oder Salaten aus eigener Produktion. Auch die "Isarwanderer" sollen sich Brotzeiten holen können. So seien die Kunden nicht auf die Öffnungszeiten des Ladens angewiesen, sagte er. Kommen soll der Automat in drei Wochen. Die Ecke will er mehr pflegen und die Autos verbannen.

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Quelle:
SZ vom 27.05.2020
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