Icking:Widersprüche in Sachen Wenz

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Menrad dementiert, Pick bestätigt Informationssperre

Von Felicitas Amler, Icking

Eine knappe Woche vor der Sondersitzung treibt das Thema "Wenzberg" das politische Icking noch einmal um: Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) hat sich in einem offenen Brief dagegen verwahrt, die Gemeinde habe "eine Informationssperre" erlassen. Dies hatte Christoph Kessler auf einer SPD-Veranstaltung gesagt, worauf sich Gerhard Jakobi erkundigte, ob der Zugang zum Archiv für Ickinger Bürger gewährleistet sei. Menrad schreibt an die beiden SPD-Mitglieder: Sie habe keine Informationssperre ausgesprochen; ebenso wenig der Zweite Bürgermeister und Gemeindearchivar Peter Schweiger. "Ich kann in keiner Weise nachvollziehen, wie Sie dazu kommen, solch eine Aussage zu tätigen." Die Benutzung des Gemeindearchivs sei "selbstverständlich möglich", erklärt die Bürgermeisterin und verweist auf die Satzung. "Bisher ist es noch immer gelungen, einen Termin mit dem ehrenamtlich tätigen und sehr engagierten Gemeindearchivar zu vereinbaren."

Der Ickinger SPD-Vorsitzende Maximilian Pick wiederum hat einen Tag nach Menrads Brief an die Bürgermeisterin geschrieben, Gemeindearchivar Schweiger habe ihm gegenüber von einem "Schweigegebot für den Wenzberg" gesprochen. "Zu einer vertrauensbildenden Zusammenarbeit kann es so aber nicht kommen."

Der SPD-Vorsitzende versucht Menrad zu verdeutlichen, warum "die Entdeckung der Nazivergangenheit der Familie Wenz so viel Aufsehen, auch in der Presse, erregt hat". Dies liege auch daran, "dass einige Gemeinderäte offensichtlich schon längere Zeit davon wussten". Es gehe nun darum, die Umbenennung voranzutreiben.

Die Auseinandersetzung über den Wenzberg ist Anfang Januar ausgelöst worden durch ein eigenes Kapitel in der aktuellen Ausstellung über die Kinderbuchillustratorin und Designerin Else Wenz-Viëtor im Garmischer Museum Aschenbrenner. Museumsleiterin Karin Teufl beleuchtet darin die Rollen des Ehepaars Else Wenz-Viëtor und Paul Wenz in der Nazi-Zeit; den Ickinger Gemeindearchivar hatte sie dazu zu Rate gezogen. Paul Wenz war demnach seit Mai 1933 Mitglied der NSDAP; Ickinger Truppführer der berüchtigten Schlägerabteilung SA; seit 1938 Mitglied der Reichskulturkammer und schließlich Landesleiter der Reichskammer der bildenden Künste von München-Oberbayern. Else Wenz-Viëtor war Leiterin der Ickinger Ortsgruppe der NS-Frauenschaft. Beide waren so unangefochten "politisch zuverlässig", dass ihnen Reisen ins Ausland gewährt wurden.

© SZ vom 30.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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