Icking:Wahlmüdigkeit erschreckt Politiker

Nur 27 Prozent der Wahlberechtigten haben bei der Bürgermeisterwahl abgestimmt. Lokalpolitiker sehen darin auch ein Verschulden Menrads.

Isabel Meixner

Das Ergebnis der Ickinger Bürgermeisterwahl vom Sonntag hat im Ort Diskussionen ausgelöst. Gemeinderätin Andrea Huss (Grüne) kritisiert das Fehlen eines politischen Dialogs über die Ortsgestaltung. Peter Schweiger, Gemeinderat und Vorsitzender der Parteifreien Wählergemeinschaft Icking, sieht in dem Resultat wegen der niedrigen Wahlbeteiligung von 27 Prozent "ein bisschen eine Klatsche" für Menrad. SPD-Vorsitzender Arndt Spahn und Zweiter Bürgermeister Georg Frech (CSU) sprachen dagegen von einem überzeugenden Ergebnis. Amtsinhaberin Margit Menrad (Unabhängige Bürgerliste Icking) hatte am Sonntag laut vorläufigem Ergebnis 87 Prozent der gültigen Stimmern erhalten.

Andrea Huss glaubt eine gewisse Politikmüdigkeit in der Bevölkerung zu erkennen und sieht die Ursache im Politikstil der Bürgermeisterin: "Mein Eindruck ist, dass Meinungsvielfalt und die konstruktive Diskussion in partnerschaftlicher Art und Weise nicht stattfinden." Die Bürger hätten wenig Möglichkeiten gestaltend mitzuwirken. "Frau Menrad ist eine bemühte und fleißige Bürgermeisterin", sagt Huss, "aber viele Leute sind frustriert und fühlen sich nicht wahrgenommen." Das spiegle sich in der niedrigen Wahlbeteiligung wider.

Peter Schweiger bekannte: "Ich würde mich als Bürgermeister mit so einem Wahlergebnis nicht wohlfühlen." Er sei sprachlos gewesen angesichts der "erschreckend geringen Wahlbeteiligung": "Ich gehe schon davon aus, dass das Interesse an einer Wahl mit nur einer Kandidatin nicht groß war." Allerdings sei Menrad nicht unschuldig an der hohen Wählerabstinenz. "Die Leute wussten nicht, wofür sie steht. Ein kleiner Wahlkampf wäre sicher nicht schlecht gewesen", glaubt Schweiger.

Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative) nannte die 87-prozentige Zustimmung "in Ordnung, wir sind ja nicht in der DDR". Menrad könne aber angesichts der geringen Wahlbeteiligung nicht von sich behaupten, dass sie die Zustimmung von 87 Prozent der Ickinger habe. Weshalb die Wahlbeteiligung nur bei 27 Prozent lag? Darüber zu spekulieren, das sei "Rühren im Suppentopf", findet Nipperdey. Menrad sei trotz der geringen Wahlbeteiligung vollständig legitimiert.

Arndt Spahn spricht von einem eindeutigen Votum und hofft, dass Menrad kein "autokratisches Verhalten" an den Tag legen wird: "Sie wäre gut beraten, mit dem Gemeinderat zusammenzuarbeiten, was sie ja normalerweise tut." Die Wahlbeteiligung sei "sicherlich nicht überzeugend" gewesen, dennoch hätten die Wähler die Arbeit der Bürgermeisterin in den vergangenen Jahren gewürdigt. So sieht es auch Georg Frech: "Die Leute sind zufrieden."

Auf Menrad entfielen 609 von 750 Stimmen. Auf 88 Wahlzetteln wurden andere Personen genannt, darunter Franz Baumgartner mit neun Stimmen sowie die Gemeinderäte Maximilian Kinkeldey (UBI), Matthias Ertl (PWG) und Elisabeth Häberlein (SPD) mit je sieben Stimmen. 63 Wahlzettel waren ungültig, weil sie entweder nicht leer in die Urnen geworfen wurden, Einschränkungen aufwiesen oder Namen von Personen auflisteten, die rechtlich nicht wählbar waren, sagte Wahlleiter Stefan Fischer vor der Sitzung der Wahlkommission, die die Ergebnisse am Montagabend überprüfen sollte. Das Endergebnis lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

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