Solarpark eröffnet in Icking:Regenerativer Strom für 575 Vier-Personen-Haushalte

Lesezeit: 2 Min.

Die Geschäftsführer von Vispiron Energy, Florian Schönberger (2. v. li) und Amir Roughani (2. v. re.) bei der Eröffnung des Solarparks Walchstadt im Mai 2022 mit Investorin und Grundstückseigentümerin Barbara Fuchs (3. v. li.) und Ickings Bürgermeisterin Verena Reithmann (4. v. li.). Etwa 5000 Solarmodule produzieren hier bis zu 2,3 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nach langem Vorlauf wird auf einem Privatgrund statt Erdwärme nun Sonnenenergie gewonnen.

Von Marie Heßlinger, Icking

Es ist knallheiß, Grillen zirpen und von den Solarpanelen auf den sonnigen Feldern geht ebenfalls ein Surren aus. Vor einer Getränkebar, die einer Raumkapsel gleicht, steht Ickings Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI) und trägt ein selbstgeschriebenes Gedichtlein vor: "Die Bäuerin sagt, der Grund ist schlecht - eine neue Nutzung ist jetzt recht." Und damit eröffnet sie den Solarpark im Ickinger Ortsteil Walchstadt. Nach vielen Diskussionen im Gemeinderat und einigen Hürden ist dieser nun am Netz.

Noch nie habe er eine so akademische Diskussion in einem Gemeinderat erlebt, sagt Florian Schönberger mit einem Augenzwinkern. Er ist Geschäftsführer des Münchner Solar-Unternehmens Vispiron. Als er vor rund zwei Jahren zum ersten Mal vor dem Ickinger Gemeinderat sprach, war soeben das Geothermie-Projekt östlich der Autobahn A 95 gescheitert. Die Grundstückseigentümerin schlug vor, auf ebenjenem Grund nun einen Solarpark zu errichten, da der Boden wegen der Messungen nun verdichtet und für die Landwirtschaft kaum mehr nutzbar sei. Doch der Gemeinderat reagierte empfindlich auf diesen Vorschlag - schließlich habe man den Bürgerinnen und Bürgern versprochen, das Grundstück wenn, dann nur und ausschließlich für Geothermie umzunutzen.

Die Debatte, die Schönberger miterlebte, führte zu der Frage, ob man zur Solidarität zwischen Stadt und Land verpflichtet sei und den Städtern in München Strom liefern müsse. Sie führte zum dem Schluss, dass eigene Solarpanelen ja schließlich eine Form der Autokratie seien, und mündeten in einer Diskussion darüber, ob "Autokratie" nun ein stalinistischer oder nationalsozialistischer Begriff sei - so zumindest hat Schönberger die Sitzung in Erinnerung. Im Oktober 2019 stimmte der Gemeinderat schließlich mit acht zu sieben Stimmen für die Solarpanelen in Walchstadt. Ein Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan folgte im Februar 2021. Für das Energieunternehmen Vispiron war das ein denkbar knapper Startschuss. Wenige Wochen später lief schon die Tariffrist ab.

Die Batterien im Speicher. (Foto: Hartmut Pöstges)

Als "absolute Grenzbelastung" hat Schönberger jene Tage im März 2021 in Erinnerung - bis zum 1. April musste die Anlage stehen. Schlechte Witterung und Schnee machten den Zeitdruck doppelt schwer. Doch dem Team gelang es, die 5523 Photovoltaik-Module auf der mehr als ein Hektar großen Fläche in 20 Tagen anzubringen. Anschließen lag es an den Bayernwerken, das Netz dafür bereitzustellen. Am 1. Dezember 2021 ging die Anlage schließlich ans Netz. Vispiron stellte zwei große Container daneben: die Speicheranlagen.

Reihe um Reihe sind nun rund 5000 Solarmodule zur Sonne über Icking gerichtet und produzieren bis zu 2,3 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr. Die Betreiber haben ausgerechnet: 575 Vier-Personen-Haushalte können damit versorgt werden. Und 1000 Tonnen CO2 pro Jahr vermieden. Rund 1,5 Millionen Euro hat Grundstückseigentümerin und Investorin Barbara Fuchs dafür in die Hand genommen, schätzt sie, die genauen Zahl habe sie nicht im Kopf. Die Speicher selbst sind zwei Millionen Euro wert.

Mittags, wenn Energie billig ist, wird sie gespeichert

Die beiden Batteriespeicher sind an eine Handelsplattform für regenerative Energien angeschlossen. Mittags, wenn Energie im Netz aufgrund der Sonneneinstrahlung günstig sei, würde diese gekauft und die Speicher damit aufgefüllt, erklärt Vispiron-Geschäftsführer Schönberger. Abends, wenn Energie rarer und teurer sei, würde sie wieder verkauft und ans Netz abgegeben. Jeder der beiden Batteriespeicher in Icking hat laut Vispiron eine Kapazität von 1,5 Megawattstunden.

Bei Icking existiert schon eine Freiflächen-Photovoltaikanlage. Darunter ist Weidehaltung auf artenreichen Wiesen möglich. (Foto: Hartmut Pöstges)

Um die 40 Menschen sind am Freitagnachmittag nach Icking gekommen, um sich die Speicher von innen, die Solarmodule von Nahem anzusehen. Vispiron bietet die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung. So lässt sich beispielsweise in das Netz ihrer Batteriespeicher in Oberbayern investieren. Eine Gruppe Ickinger hätte sich bereits zusammengetan, um ebenfalls in Solarmodule in Icking zu investieren, sagt Schönberger. Sie seien bereits im Gespräch mit ihm.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: