Die Liebe zur Musik ist sein Antrieb, doch jetzt bremsen Christoph Kessler gesundheitliche Probleme. Er muss kürzer treten, deswegen gibt er, wie berichtet, seine Konzertreihen auf - die Kammermusik-Serie "Meistersolisten im Isartal" und das Festival "Ickinger Frühling". Trotzdem finden alle bereits geplanten und angekündigten Konzerte wie vorgesehen statt, das letzte am 26. November 2016, denn bis dahin sind schon alle Verträge mit den Künstlern fix. Und dann? Über seine Nachfolge hat sich der 66-Jährige schon selbst Gedanken gemacht, vier Optionen gibt es seiner Ansicht nach.
Eine Möglichkeit: Der Verein wählt einen neuen Vorsitzenden, der ganz im Sinne Kesslers weitermacht und von seinem Vorgänger mit Rat und Tat unterstützt wird. "Das wäre die optimale Lösung", sagt Werner Wellhöfer, bislang Stellvertreter von Christoph Kessler. Dieser habe hervorragende Arbeit geleistet. "Ich bin sicher, dass es weitergeht", so Jura-Professor Wellhöfer, der erst seit Anfang des Jahres die Geschicke der "Meistersolisten im Isartal" mit leitet. Er sei auch schon in Gesprächen, "es kommen mehrere Person in Betracht, die ein großes Interesse haben und engagiert sind". Natürlich werde Kessler weiterhin mitmischen. Wellhöfer: "Er muss sein Leben umstellen, aber nicht den Mund halten."
Bedeckt hält sich hingegen der Konzertverein Isartal. Dort war Kessler von 1991 bis 2010 Vorsitzender, bevor er zusammen mit seiner Frau Susanne die "Meistersolisten" aus der Taufe hob. Der Veranstalter könnte sich vorstellen, dass die Konzertreihen von seinem früheren Verein weitergeführt werden. Doch dort herrscht Schweigen. Hans Horsmann von Konzertverein: "Ich sage gar nichts dazu, weder ein Ja noch ein Nein."
Viel zu sagen hingegen hat Franz Deutsch. Sein Verein "Musikwerkstatt Jugend" in Icking ist für Christoph Kessler nämlich die dritte Option. Deutsch könne ja die "Meistersolisten" und den "Ickinger Frühling" am Leben erhalten. "Das ist sehr verlockend", sagt der Musiker dazu, "Christoph Kessler hat eine großartige Sache aufgebaut, ich bin unglücklich, wenn ich daran denke, dass es diese tolle Reihe nicht mehr geben sollte." Er wolle Konzertveranstalter Kessler umgehend anrufen, ihn nach seinem Befinden fragen, Unterstützung anbieten. "Aber ich selbst kann die Reihe nicht fortführen", bedauert Deutsch. "Ich wüsste nicht, wie ich das zeitlich schaffen sollte, bin zu eingebunden mit der Musikwerkstatt."
Bleibt noch Kesslers vierter Lösungsvorschlag: Die Gemeinde Icking selbst solle sich der "Meistersolisten" und des "Frühlings" annehmen. Im Rathaus stößt diese Idee erst einmal auf Erstaunen: "Wir haben doch unsere eigene Konzertreihe", heißt es. Aber Bürgermeisterin Margit Menrad werde sich bestimmt Gedanken darüber machen, wenn sie am Montag aus dem Urlaub zurück ist.
Also wird wohl doch nur die Suche nach einem Konzertveranstalter bleiben, der bei den "Meistersolisten im Isartal" als Vorsitzender nachfolgt. Am Wochenende wird sich Vereins-Vize Werner Wellhöfer mit dem Ehepaar Kessler zusammensetzen, mit ihnen über mögliche Kandidaten sprechen, die das Kammermusik-Werk weiterführen könnten. Einen Favoriten hat Wellhöfer auf seiner Liste, einen Organisator, der in Gauting für Klassik-Genuss sorgt und sich dort einen Namen gemacht hat. Dessen Antwort auf die Frage, ob er sich ein Engagement auch in Icking vorstellen könne, ist eindeutig: "Auf keinen Fall!"