Ickinger Konzert am Samstag:Lauter moderne Komponisten

Ickinger Konzert am Samstag: Das Minguet-Quartett ist eines der großen deutschen Streichquartett-Ensembles.

Das Minguet-Quartett ist eines der großen deutschen Streichquartett-Ensembles.

(Foto: Irene Zandel/oh)

Das Minguet-Quartett kommt mit Widmann, Suk - und mit Mozart zur Ickinger Klangwelt Klassik

Von Friedrich-Karl Bruhns, Icking

Nach der Sommerpause startet "Klangwelt Klassik" am 23. September in der Aula des Rainer-Maria-Rilke-Gymnasiums in Icking mit einem der großen deutschen Streichquartett-Ensembles. Seit 35 Jahren gibt es das Minguet-Quartett schon, und drei Gründungsmitglieder, Ulrich Isfort und Annette Reisinger (Violinen) sowie Matthias Diener (Cello) sind bis heute dabei - so eine Kontinuität ist leider selten geworden. Bratscherin ist die Rumänin Aida-Carmen Soanea.

Der spanische Philosoph Pablo Minguet wollte schon im 18. Jahrhundert dem "breiten Volk Zugang zu den Schönen Künsten verschaffen", heißt es auf der Quartett-Website, und das ist für die Musiker ein ganz aktuelles Anliegen. Trotz des historischen Namensbezugs liegt ein weiterer Schwerpunkt bei der Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponisten. György Ligeti oder Luigi Nono sind nur zwei von vielen Beispielen.

Es ist also keine Überraschung, dass im Gepäck des Quartetts jetzt ein Werk von Jörg Widmann liegt, der kürzlich den 50. Geburtstag gefeiert hat. Keine Frage, das Auspacken wird aufregend. Widmann hat zwischen 1997 und 2005 fünf Quartette veröffentlicht, die oft auch als Sätze eines übergeordneten Quartetts verstanden werden. Das vierte hätte darin die Rolle eines "Andante pizzicato", ein durchgehend leises Werk und in gleichmäßig "gehendem" Rhythmus. Widmann setzt darin auch die Musiker selbst von Anfang an akustisch ein - eine kleine Überraschung. Unterschiedlich ausgeführte Pizzicati ziehen sich durchs ganze Stück, das sich zeitweise zu einem feinen, ganz fragilen Gewebe verdichtet. Man muss schon die gesamte Zeit genau hinhören. Aber das fällt leicht, der durchgehend gleiche Puls und die verhaltene Dynamik des Werks bauen eine immense Spannung auf.

Nach der Pause: Josef Suk

Auch nach der Pause steht Besonderes auf dem Programm, das 2. Streichquartett des Tschechen Josef Suk (1874-1935), op. 31, von 1911. Das knapp halbstündige einsätzige Werk hat schon seine Zeitgenossen polarisiert, und man ahnt heute noch, warum. So wird nach einer getragenen lyrischen Einleitung die Musik lebhafter, farbiger, aber sie scheint sich einer intuitiven harmonischen wie strukturellen Einordnung zu verweigern. Motive tauchen auf, die das Zeug zu "echten Themen" hätten, doch sie entziehen sich gleich wieder - ungewohntes Neuland zu der Zeit, auch wenn Suk die Tonalität nie verlässt. Heute scheint diese spannende Reise verschiedenste spätere Komponisten vorwegzunehmen, ehe das Werk mit einem zarten Dur-Akkord schließt.

Die Minguets beginnen den Abend mit dem Streichquartett C‑Dur, KV 465, von Wolfgang Amadé Mozart (1756-1791). Der Beiname "Dissonanzen-Quartett" ist sofort klar: So schräge, zwischen Dur und Moll unentschiedene Akkorde müssen damals verstörend gewirkt haben. Bald findet Mozart aber zu konventionelleren Bahnen zurück, spätestens mit dem traumschönen Andante cantabile - in dem das Cello ständig mit eigenen Ideen konsequent dagegenhält - hat er hoffentlich alle eingefangen.

Alle vier Sätze prägt vor allem die immer wieder dramatische Spannung des Pendelns zwischen Dur und Moll. Erst mehr als 100 Jahre später hat zum Beispiel Gustav Mahler das so konsequent aufgegriffen - was für ein moderner Komponist, dieser Mozart.

Klangwelt Klassik - Meistersolisten im Isartal, Samstag, 23. September, 19.30 Uhr, Konzerteinführung 18.30 Uhr, Aula des Rainer-Maria-Rilke-Gymnasiums Icking, Karten unter www.klangwelt-klassik.de

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