Er wolle „Musik nicht nur zum Klingen, sondern auch zum Sprechen bringen“. So lautet das Credo des Pianisten Herbert Schuch, der am Samstag, 28. September, zu Gast bei Klangwelt Klassik in Icking ist. In diesem Anspruch stimmt Schuch mit seinem Duopartner Jonian Ilias Kadesha überein, der sowohl als Solist als auch als Geiger des Trio Gaspard mit dem Ensemble vielfach ausgezeichnet wurde. Die zwei musizieren gern und öfter miteinander. In Icking sind sie nun mit Bartók, Beethoven und Franck zu hören.
Vor knapp fünf Jahren hat Schuch in Icking an einer unvergessenen Aufführung von Messiaens Quatuor pour la fin du temps mitgewirkt. „Wir wollten ihn unbedingt endlich wiederhören“, sagt Hermann Weidner, Vorstandsmitglied im Verein Klangwelt Klassik. Ihr angekündigtes Programm für den 28. September in der Aula des Rilke-Gymnasiums haben die beiden Künstler kurzfristig noch etwas umgestellt.


Der Abend beginnt mit der G-Dur-Sonate für Violine und Klavier op. 30/3 von Ludwig van Beethoven. Mit zwei Schwesterwerken entstand sie im Jahr 1802, als Beethoven sich tief erschüttert eingestehen musste, dass seine fortschreitende Ertaubung unumkehrbar sein würde. Und doch gelingt ihm nach der trotzigen, aufbegehrenden c-Moll-Sonate Nr. 2 hier ein Werk, das allgemein als „unbeschwert“ und „tänzerisch beschwingt“ charakterisiert wird. Vor allem der abschließende dritte Satz, Allegro vivace, kommt geradezu mit ansteckender Fröhlichkeit daher. Wie so oft gibt Beethoven Rätsel auf.
Statt Béla Bartóks höllisch-vertrackter Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 stehen nun seine acht Rumänischen Volkstänze auf dem Programm. Kadesha hat albanisch-griechische Wurzeln, Schuch stammt aus Rumänien, Bartók war Ungar. Kein Wunder also, dass das Duo sich in seiner Musik daheim fühlt und deren Rhythmik und Melodik im Blut hat.
In den zweiten Teil führt ein selten gespieltes, eher unbekanntes Solostück für Klavier. Beethoven hatte sein „Andante favori“ als langsamen Satz für die Waldsteinsonate (C-Dur, op. 53) vorgesehen. Doch ließ er sich überzeugen, dass es dafür zu lang sei und die Dimensionen der Sonate sprenge. So hat er dafür das Adagio molto komponiert, das man als zweiten Satz kennt – „auch ganz gut geworden“, wie Schuch mit Augenzwinkern dazu bemerkt. An diesem Andante lag Beethoven viel, daher wohl die Bezeichnung „favori“, also „bevorzugt“. Es gilt als Liebeserklärung an Josephine von Brunsvik, eine heiße Kandidatin für die immer noch umrätselte „Unsterbliche Geliebte“, man hört ihren Vornamen gleich zu Beginn heraus. „Dolce“ ist auch die erste Spielanweisung dieses zarten, sanglichen und im Wortsinn liebevollen Werks.
Außergewöhnliches Hochzeitsgeschenk
César Francks A-Dur-Sonate war von Anfang an eines der beliebtesten Stücke französischer Kammermusik. Nicht nur in dieser Originalbesetzung kommt es regelmäßig aufs Konzertpodium, ähnlich oft auch in der musikalisch gleichwertigen Bearbeitung für Violoncello und Klavier. Es ist typisch für Francks Kompositionsweise, wie er Themen und Motive über die Sätze hinweg aufeinander bezieht. So wird die Musik zum Vexierspiel zwischen sanglichen neuen Einfällen und Momenten, in denen man sich denkt: „Das habe ich doch g’rad schon mal gehört.“ Das Werk mit seinen schwelgerischen Melodiebögen in allen vier Sätzen war ein Geschenk zur Hochzeit von Francks Tochter mit dem belgischen Geiger und Komponisten Eugène Ysaÿe. Schuch und Kadesha werden wohl recht behalten: Sie sind sicher, dass das Publikum gerade nach dem selten gespielten Klavier-Andante Francks Meisterwerk mit anderen Ohren hören wird. Alles spricht dafür, dass es wieder ein begeisternder Abend wird.
Samstag, 28. September, 19.30 Uhr, Rainer-Maria-Rilke-Konzertsaal im Gymnasium Icking, Ulrichstraße 1 - 7, Einführung 18.30 Uhr, Karten unter ticket@klangwelt-klassik.de oder Telefon 08178 / 7171

