Icking:Kein Platz für die Musik

Die "Meistersolisten"-Reihe zieht frustriert von der Grundschulaula ins Gymnasium um. Damit wird das Problem der Gemeinde offenbar - es fehlt ein Saal für größere Konzerte.

Ingrid Hügenell

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Große Namen, kleine Säle: Das Zemlinsky Quartett aus Prag spielte bei den Meistersolisten-Konzerten in der katholischen Ickinger Kirche.

(Foto: Veranstalter)

Icking ist eine Gemeinde mit überwiegend gut situierter Bevölkerung. Dem kulturinteressierten wie zahlungskräftigen Publikum werden zahlreiche Musik- und Kunstveranstaltungen angeboten. Die Reihe "Meistersolisten im Isartal" ist hier ebenso beheimatet wie die Musikwerkstatt Jugend und das Ickinger Musikinstitut sowie die IC King Bigband. Die Gemeinde selbst, Bürgermeisterin Margit Menrads Vorgänger Hubert Guggenmos, hat mit Philipp Amelung den "Ickinger Konzertzyklus" ins Leben gerufen. Der weltbekannte Jazzmusiker Klaus Doldinger lebt hier. Es gibt das stets ausverkaufte Icking-Abo Dorfen von Wolfgang Ramadan und in Irschenhausen das Hollerhaus von Lia Schneider-Stöckl mit seinen Ausstellungen, Konzerten und Lesungen.

Einen Saal, in dem größere Konzertveranstaltungen stattfinden können, hat Icking mit seinen 3600 Einwohnern gleichwohl nicht. Menrad sieht das nicht als Problem, denn es gebe ja die Aula der Grundschule, und die sei nicht dauernd belegt. "Die Grundschule kommt an gewisse Grenzen", sagt Rektor Anton Höck dazu. Je größer die Veranstaltungen dimensioniert seien und je mehr Werbung dafür gemacht werde, desto schwieriger werde es.

Mit dieser Grundschulaula hat der Verein "Klangwelt Klassik" nun so große Schwierigkeiten, dass er mit seiner "Meistersolisten"-Konzertreihe kurzfristig ins Ickinger Gymnasium umzog. Der im vorigen Jahr gedruckte Programm-Flyer ist damit zumindest teilweise Makulatur. Der Umzug liege aber nicht in erster Linie daran, dass der Verein selber Schnee räumen sollte, wie Bürgermeisterin Menrad der SZ gesagt hatte, erklärt Vorsitzender Christoph Kessler. Er nennt drei Punkte, an denen man mit der Gemeinde nicht übereingekommen sei.

Einer betrifft eben die Planungssicherheit. Der Klangwelt-Verein engagiert bekannte, aufstrebende Künstler - Meistersolisten eben. Kessler verfügt über exzellente Kontakte in der Klassikszene. Aber er muss weit im Voraus mit ihnen Termine machen. Solche Musiker kann man nicht mal eben anrufen und fragen, ob sie übermorgen Zeit haben.

Der Verein plant also etwa drei Jahre im Voraus und druckt acht Monate im Voraus den Programm-Flyer - im Mai den für das kommende Jahr. Und bis dahin, also ein bis eineinhalb Jahre im Voraus, müsse er wissen, ob das Konzert in der Aula stattfinden könne, sagt Kessler. Offenbar hat man an dieser Stelle aneinander vorbei geredet. Denn Bürgermeisterin Menrad sagte der SZ, Kessler habe für drei Jahre Planungssicherheit haben wollen, was dieser verneint.

Die Gemeinde jedenfalls habe die Termine für 2013 nicht rechtzeitig bestätigt, bevor der Flyer im Mai 2012 in Druck ging, sagt Kessler. Noch gravierender: Die Gemeinde könne jederzeit Termine absagen, wenn andere Interessenten die Aula brauchen. "Das können wir auf gar keinen Fall akzeptieren", sagt Kessler. Die anderen Punkte betreffen die Haftung und die Frage, durch welchen Eingang die Konzertbesucher die Schule betreten dürfen.

Für Schülerkonzerte sei die Aula sehr gut zu gebrauchen, sagen etwa Franz Deutsch von der Musikwerkstatt Jugend und Manfred Ranak, Leiter des Musikinstituts Icking und der IC King Bigband. Für größere Veranstaltungen eigne sie sich weniger. Mit der Bigband trete er dort ebenso wenig auf wie die Blaskapelle, sagt Ranak. Das zehnjährige Bestehen feierte die Bigband beim Holzwirt in Ascholding. "Wir Vereine täten uns schon wünschen, dass wir in Icking einen schönen Saal hätten", sagt Ranak. Deutschs Junge Philharmonie München konzertiert in der Wolfratshauser Loisachhalle.

In Schäftlarn hat man ähnliche Probleme mit einem fehlenden Saal. Auf die Frage, ob eine gemeinsame Lösung mit der Nachbargemeinde in Frage komme, sagt Menrad brüsk: "Das ist nichts, was ich am Freitagnachmittag entscheide." Sie will nicht einmal sagen, ob sie über die Frage schon nachgedacht hat. Überhaupt setze man in Icking momentan andere Schwerpunkte: Den Bau der Krippe, die Renovierung der Turnhalle und die Regenentwässerungsproblematik nennt Menrad. Einen Saal zu finanzieren und zu betreiben, "dafür haben wir keine Möglichkeit."

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