Icking:Katholisch orthodox

Icking: Das Petersquartett - warm eingepackt vor dem Konzert in der alten Ickinger Kirche.

Das Petersquartett - warm eingepackt vor dem Konzert in der alten Ickinger Kirche.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Ickinger feiern Gottesdienst mit dem russischen "Petersquartett"

Von Reinhard Szyszka, Icking

Russisch-orthodox oben, römisch-katholisch vorne: wer sich am Mittwochabend in die alte Ickinger Kirche am Isarweg verirrte, konnte diesen Eindruck gewinnen. Vorne stand Pfarrer Peter Vogelsang und zelebrierte in gewohnter Weise die - natürlich katholische - Abendmesse, von der Empore aber drang vierstimmiger Männergesang in einer fremden Sprache, und ganz in orthodoxer Tradition schwieg die Orgel. Bekanntlich lehnt die Ostkirche alle Instrumente in der Kirche ab, weil Instrumente keine Texte wiedergeben und somit nicht den Lobpreis Gottes anstimmen können.

Das Petersquartett aus St. Petersburg ist schon seit vielen Jahren gern gesehener Stammgast in Icking. Die vier Herren - zwei Tenöre, ein Bariton, ein Bass - kommen gerne im Winter nach Oberbayern. Neben ihren Konzerten finden sie immer wieder die Zeit, den einen oder anderen Gottesdienst musikalisch zu gestalten. Dabei verbinden sie geschickt die Traditionen des Ostens mit westkirchlicher Liturgie.

In Icking präsentierte das Petersquartett einen runden, ausgewogenen Klang, perfekte Verschmelzung der Einzelstimmen und makellose Intonation. Die vier Herren können mit ihren Stimmen mühelos die größten Konzertsäle füllen, das haben sie wieder und wieder unter Beweis gestellt. Bei dieser Abendmesse zeigten sie, dass sie auch die leisen Töne beherrschen, ohne an Stimmschönheit und Intonationsreinheit einzubüßen. Die Lautstärke war dem kleinen Kirchenbau angepasst. Die Russen erweiterten den Rahmen der Messe, aber sie sprengten ihn nicht. Besonders schön gelang ihnen das leise "Halleluja" während der Kommunion.

Pfarrer Vogelsang ging mehrmals auf die Anwesenheit der russischen Gäste ein. Beim Weihnachtsfest, so betonte er, sei es nicht entscheidend, ob es nach lateinischem oder julianischem Kalender gefeiert werde, sondern dass das Fest Frieden bringe. Er erwähnte auch den Mord an dem russischen Botschafter in Ankara, ein Verbrechen, das in Russland besonderen Widerhall gefunden hat.

Gegen Ende der Messe, nach der Kommunion, wurde es doch noch instrumental. Hans Dondl, einer der Ickinger Freunde des Petersquartetts, setzte sich an die Harfe und begleitete die Gemeinde beim Gesang des bayerischen Andachtsjodlers. Und dennoch hatten die vier Russen das letzte Wort. Mit einem heiter-optimistischen "Amen, Halleluja" beendeten sie den Gottesdienst und entließen die Gemeinde in die beinahe sibirisch kalte Nacht.

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