Am Ende spielt er dann noch ein Stück am Klavier vor. Konstantin Kauschus läuft durchs Wohnzimmer in seinem Zuhause in Icking, setzt sich in Socken auf den Schemel am Klavier und setzt an. Er wiegt sich mit der Melodie, die mal elegant, mal wuchtiger, mal ganz weich wird. Irgendwann stoppt die Musik. Zwölf Seiten sei das Rondo Capriccioso von Felix Mendelssohn lang, erklärt er und blättert im Notenheft. Konstantin übt gerade noch an Seite zwei. Bis er das Stück ohne Fehler spielen wird, könnte das ein Jahr dauern. "Die Akkorde sind besonders schwer", sagt er und setzt nochmal mit weit gespreizten Fingern an.
Die schweren Stücke mag Konstantin Kauschus, zehn Jahre alt, am liebsten. Kein Zufall also, dass die großen Herausforderer für Pianistinnen und Pianisten zu seinen bevorzugten Komponisten zählen. Franz Liszt und Ludwig van Beethoven etwa. Und Mendelssohns Rondo Capriccioso eben. Seine Begabung fürs Piano und die schwierigen Stücke blieben nicht unbemerkt: Beim Landeswettbewerb von "Jugend musiziert" hat Konstantin Kauschus jüngst den zweiten Platz bei Klavier Solo gewonnen, mit 23 von 25 Punkten erhielt er damit einen ersten Preis.
Weil sein Bruder Klavier spielt, wollte er es auch lernen
Beim Regionalentscheid in Grünwald war Konstantin nach 2020 bereits zum zweiten Mal dabei, beide Male erhielt er einen ersten Preis. Der Landeswettbewerb in Passau war der erste für ihn auf Landesebene: 96 Kinder aus ganz Bayern waren in seiner Altersklasse mit dabei, erinnert er sich. "Ich war schon ein bisschen nervös", sagt er. Aber das Vorspielen kenne er bereits, das habe er schon öfter gemacht. Auch die Nervosität vor dem Spielen ist ihm bestens vertraut. Aber beim Spielen vergehe das dann. Und am Abend nach dem Vorspiel bei "Jugend musiziert" habe er über seinen Preis von der Jury erfahren. "Da habe ich mich sehr gefreut. Und auch meine Freunde waren alle so stolz auf mich."
Am liebsten spielt Konstantin für sich alleine Klavier. Dann sagt er: "Es macht mir sehr viel Spaß. Wenn ich Klavier spiele, bin ich frei." Seit er sechs Jahre alt ist, lernt er Klavier, weil er seinen Bruder damals beim Spielen gehört habe, "und ich wollte das dann auch". Damit das mit den schweren Stücken klappt, übt er ein bis zwei Stunden täglich, "am Wochenende spiele ich gleich nach dem Frühstück".
In Konstantins Altersklasse ist der Landeswettbewerb das höchste, das der junge Musiker hat erreichen können. Vom Alter von zwölf Jahren an werden die Besten zum Bundeswettbewerb weitergeleitet. Den nächsten Wettbewerb von "Jugend musiziert" wird es aber in der Kategorie Klavier und Violine geben. Konstantins Klavierlehrer hat da schon eine junge Geigerin im Kopf, die er dem Pianisten zur Seite stellen könnte, wie Konstantin verrät. Ein Duett mit einer Geigerin: "Sowas habe ich noch nie gemacht, aber ausprobieren würde ich das schon", sagt er. Hauptsache musizieren.