Icking/Feldafing:Traumwelt auf der Roseninsel

Feldafing Roseninsel, Josef Brustmann

Kabarettist Josef Brustmann mit einem Spezialprogramm.

(Foto: Georgine Treybal)

Josef Brustmann widmet sich König Ludwig II. und Kaiserin Sisi

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Icking/Feldafing

Kaiserin Elisabeth und König Ludwig II. fühlten sich als Seelenverwandte. Beide lebten in einer Umgebung, die sie nicht verstand, beide lebten in Traumwelten und beide waren kunstbegeistert. Wenn Sisi ihre Eltern im Schloss Possenhofen besuchte, traf sie sich mit ihrem Cousin gerne auf der Roseninsel, auf der Ludwig ihr zu Ehren Diners ausrichtete. Falls Sisi alleine die Roseninsel besuchte, hinterließ sie im Sekretär im Casino einen "theuren Gruß der See-Möwe" an Ludwig, den sie "Adler" nannte. "Du Adler, dort hoch auf den Bergen, Dir schickt die Möwe der See einen Gruß von schäumenden Wogen", dichtete sie und Ludwig antwortete: "...da rosenduftumwehte Buchten Möwe und Adler zugleich besuchten...".

Zum Thema "Am Spiegel des lieblichsten Sees" bot sich für die künstlerische Leiterin der Veranstaltungsreihe "Kunsträume am See", Elisabeth Carr, die Roseninsel und ihre "unglaublich wundervolle Atmosphäre" geradezu an. Am Freitag hatte sie den Ickinger Kabarettisten Josef Brustmann eingeladen und ihm das Motto "Seeseufzen voll Sehnsucht und Süße - zartbitter" vorgegeben. Brustmann hatte für die Veranstaltung Texte von Oskar Maria Graf, Sepp Bierbichler und Herbert Achternbusch vertont, gemischt mit eigenen Liedern und Gedichten. Den geschichtlichen Hintergrund lieferten Texte der Kunsthistorikerin Katja Sebald.

Brustmann kennt den See recht gut. Als Mitglied im Starnberger Ruderverein MRC rudert er regelmäßig zur Roseninsel und zurück. Am See sei er bei sich, sagt er. "Der See hat immer Zeit." Am schönsten ist es für ihn früh am Morgen, "wenn der Nebel aufsteigt wie ein Schleier" und er einen Blick hat auf Seeshaupt, das Grün dahinter und die blauen Berge. Das Grün und Blau des Sees hat schon Oskar Maria Graf beschrieben in einem Gedicht, das der in New York lebende Schriftsteller bei seinem letzten Besuch in Berg geschrieben hat. Die Lieder des mehrfach ausgezeichneten Kabarettisten Brustmann sind oft bairisch-skurril, zuweilen auch bissig. Aber wenn er virtuos auf seiner Zither spielt im Licht der schräg einfallenden Abendsonne, erinnert er ein wenig an Sisis Vater, den Zither-Max - charmant, geistreich und gebildet. Er versteht es, die besondere Atmosphäre des Veranstaltungsorts einzufangen, ohne ins Sentimentale abzugleiten.

Normalerweise sei er aufgeregt vor einem Auftritt. Doch die Roseninsel habe ihn zur Ruhe kommen lassen, sagt er. "Die Insel nimmt einen in den Arm." Damit die romantischen Gemütsbewegungen des Publikums im schon vor Wochen ausverkauften Saal nicht zu tief werden, mixt Brustmann die schwärmerischen Gedichte von Sisi und Ludwig mit geschichtlichen oder kuriosen Texten sowie "Klatsch und Tratsch über die gekrönten Häupter". So erzählt er, dass die 62 Vorhänge im Casino frisch gewaschen sein mussten, wenn der Bayernkönig seinen Rückzugsort besuchte, zu dem nur wenige Menschen Zugang hatten. Oder dass der König gerne nachts alleine im Hermelinmantel auf der Roseninsel spazieren ging. Von Sisi, "die damals schon dem Jugendwahn verfallen war", berichtet Brustmann, dass sie sich als Maske ein rohes Kalbsschnitzel aufs Gesicht legte und sich in ihre Kleider einnähen ließ.

Schließlich besingt Brustmann zur Melodie "Der Dritte Mann" Sigmund Freud, und hängt im Sommerlied "So sche scho" seiner Jugend nach. Erst am Ende erlaubt er dem Publikum zu klatschen. Die Abendsonne ist gewandert und zum Schlusslied lässt sie wie bestellt die Büste von König Ludwig erstrahlen. Das Publikum ist hingerissen.

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