Immerhin von Ebenhausen bis zum Kreisverkehr am Ickinger Ortseingang hat es der Himmel gut gemeint mit den Radelnden. Der letzte Streckenabschnitt aber ist so verregnet, wie es der Wetterbericht befürchten ließ. Durchnässt und dennoch hochzufrieden treffen Jung und Alt am Sportplatz ein. 500 Teilnehmende sollen es laut Polizei gewesen sein, die am Samstag für einen sicheren und durchgängigen Radweg zwischen Ebenhausen und Icking demonstriert haben. Für das, so der Einladungstext, „einzige große Teilstück zwischen Penzberg und München, wo es keinen Radweg gibt“.
Wie notwendig dieser ist, bestätigen nicht nur die Bürgerinnen und Bürger, alle politischen Gruppierungen des Ickinger Gemeinderats unterstützen die Demo-Initiative, die von den Grünen angestoßen wurde. Die Ickinger Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI) und ihr Schäftlarner Amtskollege Christian Fürst (CSU) radeln begeistert mit, die Bürgermeister von Wolfratshausen, Klaus Heilinglechner (BVW), und Baierbrunn, Patrick Ott (ÜWG), haben sich solidarisch erklärt. Und auch im Landtag hat die Initiative starke Fürsprecher. Markus Büchler (Grüne), Mitglied im Verkehrsausschuss, und Florian von Brunn (SPD), der den Stimmkreis Bad Tölz-Wolfratshausen/Garmisch-Partenkirchen mitbetreut, erklären am Ende der Demo, warum.
„Das ist ja wirklich lebensgefährlich“, sagt Büchler in der abschließenden Kundgebung, die im und am Vereinsheim des Wintersportvereins Isartal (WSVI) stattfindet, über die B 11 zwischen Ebenhausen und Icking. Denn anders als zur Demo ist diese Strecke alltags natürlich nicht abgesperrt, sondern stark von Autos befahren. „Da muss unbedingt ein Radweg geschaffen werden“, fordert Büchler.
Die Ickingerinnen und Ickinger finden das längst. Der Radweg werde nun schon seit 30 Jahren gefordert, daran erinnert die Bürgermeisterin. Sie unterstreicht: „Gerade die Alltagsradwege sind es, die wir brauchen.“ Und es zweifle ja auch niemand mehr daran, dass der Weg gewollt und nötig sei. „Wir reden nicht mehr, wir fangen jetzt an zu bauen“, sagt sie. Dies hat Reithmann bereits im Juli im Gemeinderat angekündigt. Das Staatliche Bauamt werde noch in diesem Jahr mit dem Radweg an der Ostseite der Bundesstraße 11 zwischen Icking und Ebenhausen beginnen. Allerdings seien erst einmal nur 580 Meter des insgesamt auf 2350 Meter geplanten Wegs möglich, und zwar von Ebenhausen bis zur Einfahrt von der B 11 nach Holzen. Wegen der übrigen Strecke müssten noch Grundstücksverhandlungen geführt werden. Doch selbst wenn diese scheitern sollten, gäbe es einen Weg. Landrat Josef Niedermaier (FW), ebenfalls bekennender Unterstützer, hat im Februar auf der Ickinger Bürgerversammlung erklärt: „Ich stehe zur Enteignung, sonst werden wir den Radlweg nie kriegen.“ Daran erinnert Reithmann nun unter heftigem Applaus der Versammelten.
Büchler sagt, er sei zuversichtlich, denn die Rechtslage sei eindeutig: Wenn Landratsamt und Staatliches Bauamt sagten, der Radweg sei nötig, werde er auch gebaut. An die Landwirte, um deren Grundstücke es noch geht, appelliert er, lieber jetzt zu einem „vernünftigen Preis“ zu verkaufen, als sich enteignen zu lassen und damit einen schlechteren Preis zu riskieren. Florian von Brunn schließt sich an. Die „tolle Demo“ sei „ein toller Appell“ an die Grundstücksbesitzer, dem Gemeinwohl Vorrang zu geben, sagt er.
Unverhofft sieht sich Brunn nicht nur in der Rolle des Fürsprechers, sondern eines Siegers. Grünen-Ortsvorsitzende Jovana von Beckerath kürt gemeinsam mit der Bürgermeisterin drei Gewinner der Demo. Auf Platz 3 landet der vierjährige Ben als jüngster Teilnehmer. Platz 2 erreichen Julian Chucholowski und Tochter Clara mit ihrem Tandem. Und für die längste Anfahrtsstrecke wird Brunn, der aus Sendling kommt, ausgezeichnet. Er freut sich, denn „der erste Preis ist ja für die SPD nicht so selbstverständlich“, tritt seinen Radreparatur-Gutschein aber an ein Kind ab, das ihn sicher nötiger brauchen könne.
Brunn ist nicht nur aus theoretischer Überzeugung, sondern aus praktischer Erfahrung ein Unterstützer des Radwegs. Er sei in Ebenhausen, Höhenrain und Maxhöhe aufgewachsen, aufs Ickinger Gymnasium gegangen, wo er Abitur gemacht habe, und sei dorthin immer mit dem Rad gefahren, „auch im Winter“, erklärt er. Ganz so beschwerlich wie bei Eis und Schnee ist das Radfahren zwar am Samstag nicht. Doch der Regen hat den Demonstrantinnen und Demonstranten zumindest das Abschlusstreffen im Freien ein wenig ungemütlich gemacht. Umso mehr dankt Jovana von Beckerath dem WSVI für die spontane Aufnahme im Vereinsheim.