Süddeutsche Zeitung

Icking:Die Huberwiese wird nicht bebaut

Eine knappe Mehrheit von 54 Prozent der Ickinger spricht sich im Bürgerentscheid gegen die Pläne der Gemeinde und des Eigentümers aus.

Von Claudia Koestler

Die Einwohner Ickings haben entschieden: Die sogenannte "Huberwiese", die letzte große innerörtliche Freifläche der Isartalgemeinde, soll auf absehbare Zeit frei von Bebauung bleiben. Das ist das Ergebnis des Bürgerentscheids am Sonntag, auch wenn das Ergebnis relativ knapp ausfiel: Von insgesamt 2885 Wahlberechtigten hatten 1436 ihre Stimme abgegeben. 774 Ickinger beantworteten die gestellte Frage mit "Ja" und erklärten damit, dass die Gemeinde von ihren Kaufabsichten ablassen und dem Antrag des Grundstückeigentümers auf Umwandlung in Bauland nicht zustimmen soll. Der Flächennutzungsplan bleibt unverändert. Damit hatten sie auch das erforderliche Quorum von 20 Prozent der Wahlberechtigten erfüllt. 655 Stimmberechtigte hatten hingegen am Sonntag mit "Nein" gestimmt und wollten die Umwandlung in Bauland und die Fortführung der Kaufverhandlungen.

Bis 18 Uhr hatten die Wahllokale im Rathaus, im Vereineheim Dorfen und in der örtlichen Grundschule geöffnet, damit die Einwohner der Isartalgemeinde ihre Meinung kundtun konnten. Knapp 600 Ickinger hatten bereits im Vorfeld per Briefwahl ihre Stimme abgegeben. Knapp eineinhalb Stunden brauchten die Rathausmitarbeiter und Wahlhelfer für das Auszählen, ehe Kämmerer und Wahlleiter Stefan Fischer gegen 19.30 Uhr das Ergebnis verkündete.

Bis zuletzt hatten sich Befürworter der Freihaltung und Befürworter der Bebauung kontroverse Diskussionen geliefert. Vor der Bekanntgabe des Wahlergebnisses am Sonntag im Sitzungssaal des Rathauses herrschte nervöse Anspannung bei den Anwesenden, aber auch respektvolle Freundlichkeit zwischen den Parteien. Zwar waren die Eigentümer des betreffenden Grundstücks abwesend, dafür aber hatten sich zahlreiche Gemeinderäte sowie Mitglieder der Bürgerinitiative "Unser Icking" eingefunden, die den Entscheid mittels eines Bürgerbegehrens angestoßen hatten.

Jubel war nach der Bekanntgabe nicht zu hören, wohl aber Zufriedenheit bei den Initiatoren des Bürgerentscheids. Bernhard Schmittmann, Gerhard Haisch und Philipp von Braunschweig dankten den Helfern genauso wie den Gegnern des Bürgerbegehrens "für die am Ende faire und sachliche Auseinandersetzung". Es sei hoffentlich klar geworden, erklärten sie, dass ihr Engagement "der Zukunft unserer Gemeinde und dem Erhalt der Schönheit unseres Orts- und Landschaftsbildes für die kommende Generation" gegolten habe. Deshalb begrüßten sie auch die Zusage der Mehrheitsfraktionen UBI, PWG und CSU, das Ergebnis des Bürgerentscheids auch über die gesetzliche Bindungsfrist von einem Jahr hinaus zu respektieren. Das hatten die drei Fraktionen in einem Flugblatt zuvor versprochen. Die Mitglieder der Bürgerinitiative hoffen zudem, dass es dem Gemeinderat nun mit dem Wissen um den Willen der Bürger gelingt, "zum bewährten Konsens über Fragen der Ortsplanung" zurückzukehren. Auch Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative) freute sich ob des Wahlergebnisses. Zwar war es nicht der erste Bürgerentscheid der Gemeinde, aber das erste Mal, dass sich Einwohner so vehement für ihren Ort eingesetzt hatten. "Eine Weichenstellung für Ickings Zukunft" sei das Votum aus ihrer Sicht, nämlich ein klares Signal gegen die Zersiedelung.

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SZ vom 11.07.2016
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