Manchmal braucht es einen Anstoß von außen, der die Dinge ins Rollen bringt. Aus Schweden meldet sich Ingrid von Brandt per E-Mail zu Wort – laut und eindringlich. Es geht um die Profanierung der evangelischen Auferstehungskirche in Icking. Die ehemalige Bürgerin der Gemeinde möchte mobil machen und die Entweihung des Gotteshauses verhindern. Sie verweist auf eine Online-Petition, das sogenannte Kirchenmanifest. Eine Gruppe von Kunsthistorikern, Architekten, Künstlern und Theologen haben diese Initiative, die von der Kunsthistorikerin Karin Berkemann aus Nordrhein-Westfalen ausgeht, bereits unterzeichnet. Sie wollen nicht hinnehmen, dass Kirchen zu Immobilien degradiert werden, die ohne Weiteres verkauft oder umgenutzt werden können.
Ingrid von Brandt, Jahrgang 1953, erinnert sich an ihre Zeit in Icking. 1968 habe sie als Erstkonfirmandin am Vorabend der Feier selbst den Fußboden geschrubbt. Ob Jugendgruppe, genannt die Teestube, die Mutter-Kind-Gruppe, Vorkindergartengruppe – vieles hat sie selbst mitgetragen oder genutzt. „So vieles verbindet mich mit dieser Kirche und dem evangelischen Gemeindehaus“, schreibt sie. „Es würde nicht nur mir, sondern der Gemeinde fehlen, auch wenn ich jetzt nicht in Icking selbst wohne.“ Die Auferstehungskirche könne nicht durch eine andere Kirche im Sprengel ersetzt werden. „Davon bin ich überzeugt“, schreibt Ingrid von Brandt.
Teil des Erbes Europas
Sie bittet die Ickinger Bürgerinnen und Bürger das Kirchenmanifest zu unterschreiben. Darin werden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie Kirchen erhalten bleiben könnten. Die Initiatoren sehen in Kirchen frei zugängliche Räume, die allen offenstehen müssten. Sie sind nicht nur Kulturerbe und damit Teil des Erbes Europas, sie müssten in eine neue Trägerschaft überführt werden, für die es eine neue Stiftung oder Stiftungslandschaft ohne wirtschaftlichen Verwertungsdruck bräuchte.
Die Profanierung der Auferstehungskirche steht an, da der evangelischen Kirchengemeinde nach eigenem Bekunden das Geld fehlt, das Gotteshaus zu unterhalten. Die Profanierung des Sakralgebäudes mit Gemeindehaus, Innenhof und Brunnen soll frühestens in fünf Jahren erfolgen. Nach Möglichkeiten einer Umnutzung der in den 1960er-Jahren erbauten Kirche wird gesucht. Ein Abriss soll verhindert werden.
Die Auferstehungskirche ist nicht die einzige, über deren Profanierung gesprochen wird. Die evangelische Versöhnungskirche in Geretsried und die katholische Kirche Sankt Benedikt in Ebenhausen wurden schon entweiht. In Penzberg, Landkreis Weilheim-Schongau, überlegt die katholische Gemeinde, wie es mit der Kirche Zu Unserer Lieben Frau von Wladimir weitergehen soll.