Schon den ganzen Freitagvormittag über läuten die Telefone im Wirtshaus Humplbräu in Wolfratshausen. Besorgte Bürgerinnen und Bürger erkundigen sich bei Wirtin Ursula Fagner, ob das Traditionsgasthaus denn nun für immer zumache. Denn Ende August verkündete der Betrieb auf Facebook, den Gasthof bis zum 6. Oktober zu schließen. Anfang Oktober verlängerte er bis Mitte Oktober. Nun hat das Humplbräu die Wiedereröffnung erneut verschoben. Und zwar auf unbestimmte Zeit.

Das bedeute aber nicht, dass das Gasthaus dauerhaft zumacht, versichert Ursula Fagner. Lediglich das À-la-Carte-Angebot werde derzeit eingeschränkt. Denn im Kernteam gebe es einen akuten Krankheitsfall. "Wir legen Wert auf die vollständige Genesung", sagt Fagner. Um dem erkrankten Mitarbeiter nicht zusätzlich Druck zu machen, will die Wirtsfamilie kein genaues Datum für die Wiedereröffnung nennen. "Wir haben uns jetzt entschieden, erstmal einen Cut zu machen." Weil die Dauer der Genesung ungewiss sei, wolle man sich auch nicht nach einer Interimsvertretung umschauen. "Es ist äußerst schwierig, einen qualifizierten Mitarbeiter für eine unbestimmte Dauer anzustellen."

Das Team des Humplbräu besteht derzeit aus 17 Personen, Teilzeit- und Aushilfskräfte mit eingerechnet. Die kommende Zeit will man auf Sicht fahren. Man will weiterhin zwei Angebote aufrechthalten, die sich in den vergangenen Jahren in Wolfratshausen gut etabliert haben und für das Team derzeit auch mit einem kleineren Personalstock zu leisten sind: Die Suppenküche und der Foodtruck. Bei ersterem können Gäste am Donnerstag- und Freitagmittag gegen einen Obolus von mindestens zwei Euro zwischen einem vegetarischen und einem Fleischgericht wählen. Der Humplbräu-Foodtruck hält jeweils am Mittwoch und Donnerstag am Marienbrunnen. Dort bietet Sohn und Koch Benedikt Fagner verschiedene Burgergerichte in Varianten mit und ohne Fleisch an. Und auch für Firmenweihnachtsfeiern ab 30 Personen könne man beim Humplbräu schon vormerken, sagt Fagner.
Das Humplbräu gehört zu den ältesten Häusern der Stadt. 1620 errichtete der Brauer Hans Humpl auf dem kurz zuvor abgebrannten Anwesen eine Brauerei und verlieh ihr seinen heutigen Namen. Als Brauerei hielt das "Humpl" bis 1909 den Großbetrieben in München stand. 1912 erwarb Hans Fagner das Anwesen am Obermarkt, die Wirtsfamilie Fagner betreibt es heute in vierter und fünfter Generation. Wie die Gastronomie allgemein kämpfte auch das Humplbräu zuletzt mit Fachkräftemangel und Personalengpässen. Das Wirtshaus beschränkte nach der Pandemie das À-la-Carte-Angebot auf anderthalb Tage. Aber Ursula Fagner bleibt zuversichtlich: "Die Lage in der Gastronomie ist schwer, aber wir hören nicht auf."