Hotelpläne:Investor auf Ideensuche

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Bert Bleicher hat vor einem Jahr die frühere Verdi-Bildungsstätte in Kochel am See gekauft. Nun hat er erfahren, dass sich ein teures Hotel dort doch nicht lohnt.

Von Suse Bucher-Pinell

Die ehemalige Verdi-Bildungsstätte liegt direkt am Kochelsee (Foto: Manfred Neubauer)

Ein Jahr, nachdem er die ehemalige Verdi-Bildungsstätte am Kochelseeufer gekauft hat, ist Bert Bleicher ernüchtert. Mehrere Projektentwickler haben ihm mitgeteilt, dass ein Luxushotel auf dem Grundstück nicht wirtschaftlich zu betreiben sei. Nach dem Willen der Gemeinde muss das Grundstücke aber touristisch genutzt werden; so ist es in einem rechtsgültigen Bebauungsplan festgeschrieben.

"Diese Idee ist nicht profitabel abzubilden", lautet Bleichers Fazit, nachdem er Experten zu Rate gezogen hat. Der Münchner Unternehmer sucht weiterhin nach einer tragfähigen Nutzung. "Ich mache auf jeden Fall etwas Schönes draus", verspricht er. Was, das ist weiter offen.

Jahrelang stand das rund 14 Hektar große Gelände direkt am Kochelsee mit den verlassenen und teilweise durch Brand zerstörten Gebäuden zum Verkauf, bis es Bleicher über einen Makler angeboten bekam und ohne lange Überlegungen zum Notar ging. Was aus dieser "Perle" werden soll, wollte er in aller Ruhe überlegen. Er tat alles, um inkognito zu bleiben. Als sein Name im Sommer doch bekannt wurde, ließ er sich dadurch nicht drängen, schnellstmöglich konkrete Pläne zu präsentieren.

Für ihn stehe zunächst seine Firma im Vordergrund, die Hoffmann-Group, nach eigenen Angaben Europas führender Systempartner für Qualitätswerkzeuge und auf Expansionskurs. Der 49-Jährige engagiert sich zudem für soziale Projekte und unterstützt mit seiner Stiftung, der Hoffman-Group Foundation, in Peißenberg ein Therapie- und Kreativzentrum für Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen. Um seine private Kocheler Investition will er sich "step by step" kümmern.

Da sich ein Luxushotel auf Vier- oder Fünf-Sterne-Level offenbar nicht rentiert, denkt er in alle möglichen Richtungen. Wohnungen oder ein Senioren- oder Pflegeheim lässt der Bebauungsplan nicht zu. Bleicher kann sich auch eine Mischform aus Hotel und Seminarhaus mit Trainingszentrum vorstellen, das unabhängig von der Urlaubssaison im Sommer gleichmäßige Auslastung durch Firmenbuchungen bringen könnte.

Eine solche Nutzung würde Bürgermeister Thomas Holz (CSU) gefallen, der nicht glauben will, dass ein Luxushotel in Kochel keine Auslastung von 65 Prozent erreichen könne. "Wir sehen das anders. Uns haben die Fachleute gesagt, es sei möglich", sagt er auf Nachfrage. Holz geht davon aus, dass Bleicher in naher Zukunft ein Konzept mit Details präsentieren wird. "Wir sind gesprächsbereit", sagt er. Schließlich gebe es in Bayern kein zweites Grundstück in einer solch einzigartigen Lage, das bereits für ein Hotel vorbereitet sei. Eine konkrete Idee für ein Seminarangebot gibt es bereits. Der Kocheler Verein Sofia, den Angelica Dullinger vor gut sechs Jahren mitbegründet hat, will die derzeit ungenutzten Räume mit einem Seminar- und Gästehaus für Frauen beleben. Noch kennt Bert Bleicher dieses Konzept nicht genau. Es liegt ihm vor, er will es über Weihnachten durchlesen.

"Ich finde die Frauen gut und mutig", sagt er, er habe sie vor kurzem kennengelernt. Sie gingen mit Leidenschaft an die Sache heran. Doch was sie vorhätten, sei ein ganz anderer Ansatz als sein bisheriger. Auch für diese Nutzung gelte, was für alle anderen gelte: Sie müsse sich rechnen. Bleicher schätzt den Investitionsbedarf für die ehemalige Bildungsstätte auf einen zweistelligen Millionenbetrag.

Ideen für Hotels zur Ankurbelung des Tourismus gibt es auch in Bad Tölz und Penzberg. Tölz sucht für zwei Grundstücke im Rahmen des Projekts "Neue Tölzer Hotelkultur" nach Investoren. In Penzberg ist noch nicht sicher, wo in der Stadt ein Nobelhotel gebaut werden, noch wer es finanzieren könnte. Allerdings gäbe es reichlich Übernachtungsgäste, die einen gewissen Luxus schätzen: Geschäftsreisende, die den Pharmakonzern Roche Diagnostics an seinem Standort in Penzberg besuchen und bisher in unterschiedlichen Hotels im Umkreis nächtigen müssen.

© SZ vom 24.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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