Neues Naturhotel in Bad Tölz:Bayerischer Zen-Tempel für Tölzer Gäste

Neues Naturhotel in Bad Tölz: Der Rohbau des neuen Naturhotels "Bergeblick" auf der Wackersberger Höhe ist fertig. Der Neubau umfasst unter anderem 49 Doppelzimmer, Suiten und Lodges.

Der Rohbau des neuen Naturhotels "Bergeblick" auf der Wackersberger Höhe ist fertig. Der Neubau umfasst unter anderem 49 Doppelzimmer, Suiten und Lodges.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Rohbau des Hotels "Bergeblick" auf der Wackersberger Höhe ist fertig. Investor und Betreiber Johannes Tien rechnet mit der Eröffnung im Frühsommer. Von der Stadt wünscht er sich Ideen, wie sie das 100-Betten-Haus in ihr Marketing einbeziehen will.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der Blick schweift vom Dach aus über eine geschwungene Wiese bis hinüber zur Benediktenwand, die an diesem regnerischen Januartag allerdings von Wolken verhüllt ist. Johannes Tien ärgert sich darüber nicht. Für den Investor und Betreiber des künftigen Naturhotels "Bergeblick" auf der Wackersberger Höhe hat das Voralpenland immer seinen Reiz, selbst an einem solch trüben Wintertag. Vor drei Monaten war auf dem Areal, auf dem er sein 100-Betten-Haus errichtet, nicht viel mehr als eine große Baugrube zu sehen. Inzwischen ist der trotz seiner Größe fast schwebend wirkende Rohbau fertig, außen fehlt im Grunde nur noch die große Hülle aus Holzpergola. Drinnen denkt Tien zwischen all den Kabeln, Plastikfolien und Abdeckungen schon an den nächsten Schritt. "Im Moment sieht man nur den Bau und wie er wächst", sagt er. "Aber jetzt müssen wir den Sprung in die Vermarktung gehen."

Nach dem Ende der Sozialkur und dem damit verbundenen Strukturwandel hatte die Stadt Bad Tölz ihr Konzept der "Neuen Tölzer Hotelkultur" mit den drei Pfeilern Seminare, Spa und Wellness vorgestellt. Das ist inzwischen fast 13 Jahre her, doch außer dem Vitalzentrum im Kurviertel entstand wenig - und schon gar kein neues Hotel. Das Projekt der österreichischen Firma Arcus an der Arzbacher Straße zerschlug sich. Die zwei neuen Häuser, die von der Firma Merz Objektbau aus Aalen an der Bockschützstraße geplant sind, bestehen vor wie nach Corona bloß als virtuelle Skizzen. Lediglich Tien setzte seine Idee auch um, begleitet vom steten Lob der Stadt.

"Endlich hat Tölz ein neues Hotel", höre er immer, sagt der norddeutsche Investor. Nach diesem Satz denke er sich jedoch ein Komma, die Stadt hingegen offenbar ein Semikolon oder gar einen Punkt. Anders ausgedrückt: Tien vermisst eine Idee, wie man im Rathaus vom Marketing her mit seinen Hotel umgehen möchte, das Gäste ansprechen soll, die Naturerlebnis und Entschleunigung suchen. "Was macht Bad Tölz damit?" Auf diese Frage habe er noch keine Antwort erhalten. Wobei Tien eines klarstellt: "Für die Belegung des Hotels müssen wir schon selbst sorgen, ich erwarte überhaupt nicht, dass da Bad Tölz etwas macht."

Neues Naturhotel in Bad Tölz: Die 35 Quadratmeter großen Suiten im Dachgeschoss umfassen ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, ein Bad - und einen Jacuzzi auf der ebenfalls 35 Quadratmeter großen Terrasse.

Die 35 Quadratmeter großen Suiten im Dachgeschoss umfassen ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, ein Bad - und einen Jacuzzi auf der ebenfalls 35 Quadratmeter großen Terrasse.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

49 Doppelzimmer, Suiten und Lodges mit insgesamt rund 100 Betten umfasst das neue Hotel, die Blicke gehen nach Westen auf die Berge oder nach Osten auf den angrenzenden Stadtwald. Die im nördlichen Trakt gelegenen Doppelzimmer - jeweils 14 auf drei Etagen - umfassen etwa 25 Quadratmeter und haben einen Balkon, der auch bei geöffneter Tür mit einem Vorhang vor Blicken geschützt werden kann. Außerdem gibt es sechs Suiten mit Schlafzimmer, Wohnzimmer und Bad von jeweils 32, respektive 35 Quadratmetern Größe. Die beiden großen Suiten im Dachgeschoss haben eine ebenso große Terrasse mit einer Jacuzzi - einer Art Badewanne im Freien.

Die Kosten für die Übernachtung hat Tien mittlerweile festgelegt: 139 Euro pro Person und Nacht im Doppelzimmer, knapp 200 Euro in einer Suite. Das ist nicht gerade günstig. "Aber diesen Preis braucht man, um wirklich rentabel zu sei", sagt der Bauherr. Vom Spa mit fünf Saunen im Untergeschoss und dem im Garten gelegenen Saunahaus samt Außenpool über die Hackschnitzelheizung bis zu Verbrauchsmaterialien und zur Reinigung der Bademäntel - all dies koste nun mal Geld. "Dafür wollen wir aber auch wirklich eine Oase der Ruhe schaffen." Eine Art bayerischer Zen-Tempel.

Neues Naturhotel in Bad Tölz: Hinter dem Haupteingang sind die Rezeption in Form eines langen Tisches, eine Küche, eine Frühstückstheke und eine überdachte Terrasse mit Blick auf eine Cenote geplant.

Hinter dem Haupteingang sind die Rezeption in Form eines langen Tisches, eine Küche, eine Frühstückstheke und eine überdachte Terrasse mit Blick auf eine Cenote geplant.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Diesem Ziel soll auch der Trakt im Süden dienen, der eine hohe Glasfront zum Wald und zu den Bergen vom Parterre bis hinauf zur Roof-Top-Bar hat. Im Erdgeschoss befinden sich ein langer Tisch als legere Rezeption, eine Küche, eine Frühstückstheke und eine überdachte Terrasse mit Blick auf eine Cenote - eine Grotte, wo das Wasser vom Dach in ein Becken plätschert. Im ersten Stock gibt es einen Businessbereich mit kleinem und großem Tagungsraum für bis zu 20 Teilnehmende, eine Aufenthaltszone mit Polsterbank und Sesseln, eine Teeküche. Tien stellt sich diese Etage als Kombination aus "Working und Vacation", aus Arbeit und Urlaub für seine Gäste vor, die sich dorthin mit dem Laptop zurückziehen können. Was die Tagungsräume angeht, bekam er nach eigenem Bekunden schon eine Rückmeldung von Chefarzt Roman Ganzer von der Tölzer Asklepios-Klinik. Der Urologe habe ihm gesagt, dass es damit endlich einen passenden Ort für Ärzteseminare gebe, erzählt Tien.

Das neue Naturhotel soll im Frühsommer eröffnet werden. Bis dahin muss der Bauherr noch Gespräche mit den Kandidatinnen und Kandidaten führen, die sich für die insgesamt 20 Vollzeitstellen beworben haben oder noch bewerben. Eingestellt hat er bisher eine Mitarbeiterin, die als "meine rechte Hand" fungieren soll. Noch im Januar soll die neue Webseite fertig sein, auf der die Gäste auch schon buchen können. Und schlussendlich muss Tien seinen eigenen Umzug in die Betreiberwohnung im Dachgeschoss vorbereiten. "Viele haben mich davor gewarnt, so immer präsent und verfügbar zu sein, aber ich hätte keine Ruhe, wenn ich wüsste, dass in dem Haus hier etwas nicht läuft", sagt er. Zur Entspannung hat auch er von dort aus einen weiten Blick hinüber zur Benediktenwand.

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