Süddeutsche Zeitung

Hohenpeißenberg:Frostiger Januar in warmem Winter

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Im Dezember und Februar liegen die Temperaturen weit über dem Durchschnitt.

Von Armin Greune, Hohenpeißenberg

Ein deutlich zu warmer und extrem trockener Dezember, ein recht kalter und etwas zu nasser Januar und ein Februar mit ausgeglichener Niederschlagsbilanz und viel zu hohen Temperaturen: Der zurückliegende meteorologische Winter schwankte zwischen den Extremen. Die Bilanz des Observatoriums auf dem Hohen Peißenberg , der ältesten Bergwetterwarte der Welt, für die drei vergangenen Monate passt dennoch insgesamt wieder in den Klima-Trend: Der Winter war unter dem Strich um 1,4 Grad wärmer und um 23 Prozent trockener als im langjährigen Mittel, und im Alpenvorland fiel dieses Niederschlagsdefizit noch stärker aus.

Im deutschlandweiten Vergleich war Bayern im zu Ende gehenden Winter gleichzeitig kältestes und zweitheiterstes Bundesland. "Wegen der lang anhaltenden Hochdruckwetterlagen und Föhneinschüben lag unsere Sonnenscheindauer um 25 Prozent über den Normalwerten", berichtet Wetterbeobachter Siegmar Lorenz. Vom 3. Januar bis 2. Februar lag auf dem fast 1000 Meter hohen Peißenberg eine geschlossene Schneedecke. Nach langem Warten boten sich den Wintersportlern schließlich doch noch gute Bedingungen - auch, weil im Januar 17 Tage lang Dauerfrost herrschte und viele Gewässer im Fünfseenland und im Oberland doch noch zufroren. Die Skilifte in den Tälern konnten ebenfalls in Betrieb gehen.

Der vergangene Dezember fiel mit einer Durchschnittstemperatur von plus 2,6 Grad Celsius um 3,1 Grad wärmer aus als im langjährigen Mittel. Der Niederschlag erreichte mit 6,3 Millimetern pro Quadratmeter nicht einmal zehn Prozent des Monatsdurchschnittswerts und war somit der trockenste Dezember seit 1865 und damit seit dem Beginn der Niederschlagsaufzeichnungen auf dem Hohen Peißenberg. Auch die Berge Bayerns blieben lange schneefrei, von weißen Weihnachten konnte man nur träumen. Außerdem zeigte sich die Sonne im Dezember häufiger als sonst: Mit 143 Stunden schein sie um 69 Prozent länger, als sonst im Monat der kürzesten Tage zu erwarten wäre.

Dafür erwies sich der Januar als echter Wintermonat. Mit minus 3,6 Grad lag er um zwei Grad unter dem langjährigen Mittel; die Sonne zeigte sich 95 Stunden lang und lag damit ziemlich genau im statistischen Mittel, auch wenn 14 Tage am Stück kein einziger Sonnenstrahl durch die Wolkendecke drang. Mit 77 Millimetern wurde der statistisch zu erwartende Niederschlagsmittel auf dem Hohen Peißenberg um 26 Prozent übertroffen, der Januar war damit der erste Monat seit dem vergangenen August, der dort feuchter als gewöhnlich ausfiel.

Für das 400 Meter niedriger gelegene Fünfseenland trifft dies allerdings nur eingeschränkt zu: So wurden in Rothenfeld bei Andechs im Januar lediglich 31 Liter Schnee und Regen registriert. Zwar fehlen für diese agrarmeteorologische Station langjährige Vergleichswerte, dennoch dürfte dieses Ergebnis sicher unter dem Monatsmittel liegen.

Der Februar lag auf dem Hohen Peißenberg mit plus 2,5 um 3,6 Grad über dem Mittel, der Niederschlag von 60 Litern pro Quadratmeter entsprach dagegen exakt dem langjährigen Durchschnitt. Ebenso ausgeglichen erwies sich mit 106 Stunden die Sonnenscheinbilanz. Der letzte Wintermonat gab sich turbulent. Er begann trocken und mild, bis sich vom 8. bis 10. Februar erneut Dauerfrost bei Nebel einstellte. Danach wurde es wieder deutlich wärmer, doch am 17. brachte eine Kaltfront 18 Millimeter Regen und Schnee, der am Hohen Peißenberg sich noch mal zu einer 15 Zentimeter hohen Decke ablagerte. Die dritte Dekade war von stürmischen Westwetterlagen mit reichlichen Niederschlägen geprägt.

Föhneinbrüche ließen zwischendurch das Thermometer bis auf 17,5 Grad steigen: Nie war ein 23. Februar in der 237 Jahre zurückreichenden Temperatur-Messreihe des Observatoriums wärmer als der des Jahres 2017.

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Quelle:
SZ vom 03.03.2017
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