Stadtgestaltung in Bad Tölz:Viele Ideen für Hindenburg-Kreuzung

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Die unansehnliche Kreuzung der Hindenburgstraße mit der Wachterstraße will die Stadt neu gestalten. Dazu gab es einen Ortstermin mit Bürgerinnen und Bürgern. (Foto: Manfred Neubauer)

Verlängerte Fußgängerzone, Kreisverkehr, mehr Aufenthaltsqualität, ein Mühlrad: Bei einem Ortstermin bringen Bürgerinnen und Bürger ihre Vorschläge für die Neugestaltung des Verkehrsraums nahe der Marktstraße ein.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

In der Marktstraße in Bad Tölz schmiegen sich die Bürgerhäuser mit ihren Giebeln und Lüftlmalereien eng aneinander, oft geschmückt mit wehenden Fahnen - ein beliebtes Fotomotiv für Touristen. In der Hindenburgstraße, die am oberen Ende der Fußgängerzone abzweigt, sieht das Stadtbild dagegen unansehnlich aus: Das Postgebäude steht seit gut einem halben Jahr leer, das Nebenhaus verfällt zusehends, die Fahrbahn ist eine Rumpelpiste. "Wenn man von der Marktstraße in die Hindenburgstraße schaut, gibt es einen Bruch", sagt Bürgermeister Ingo Mehner (CSU). Dies soll sich ändern.

Die Stadt will den gesamten Verkehrsraum von der Hindenburgstraße zur Kreuzung mit der Wachterstraße und bis nach Süden bis zur Einmündung der Bairawieser Straße neu gestalten. Dazu konnten Bürgerinnen und Bürger bei einem Ortstermin am Samstag ihre Ideen vortragen.

Bürgermeister Ingo Mahner sieht dringenden Handlungsbedarf an dem Verkehrsknotenpunkt nahe dem Post-Areal. (Foto: Manfred Neubauer)

Anfangs stellte Birte Otterbach, Pressesprecherin der Stadt, klar, dass es alleine um den rund 6500 Quadratmeter großen Verkehrsraum gehe, nicht aber um das Post-Areal mit seinen verfallenden Gebäuden. Das befindet sich seit dem Vorjahr im Besitz der Immobilienfirma Aureus aus Gmund, die das Gelände entwickeln will. "Wenn man sich den Zustand der Hindenburgstraße anschaut, werden die wenigsten sagen, es bestehe kein Handlungsbedarf", meinte Mehner. Die Kreuzung der Hindenburgstraße mit der Wachterstraße und der Nockhergasse sei eine "Betonwüste", die Ampel dort bilde ein Hindernis für Fußgänger, Radler und Autofahrer - "da ist immer Rot". Und die Bairawieser Straße von der Einmündung bis zur Engstelle habe zwar Platzcharakter, sei aber "völlig ungeordnet", so Mehner.

"Ich kenne keinen Fall, wo ein Kreisel die Aufenthaltsqualität verbessert hat."

Die Stadt selbst plant an der Kreuzung einen Kreisverkehr. "So können wir die Verkehrssituation für alle befriedigend lösen", sagte der Bürgermeister. Der Kreisel sollte aber so gestaltet sein, dass "die Autos nicht einfach durchschießen können", sondern langsam zur Nockhergasse herunterfahren, forderte einer der etwa 30 Teilnehmenden. Für Robert P. Keller muss zuvor erst einmal das Ziel formuliert sein, das man an dieser Stelle erreichen möchte. Denn: "Ich kenne keinen Fall, wo ein Kreisel die Aufenthaltsqualität verbessert hat." Für Stadträtin Ulrike Bomhard (FWG) soll der Platz künftig durchaus zum Verweilen einladen. Sie plädierte für Bänke, um sich auch mal hinsetzen zu können - nicht zuletzt an der Bushaltestelle. Eine Mutter regte außerdem an, für Teenager etwas zu schaffen, vielleicht eine Art kleinen Fitnessparcours. "Eine Bank ist mir da ein bisschen wenig."

Rund 6500 Quadratmeter umfasst der Verkehrsraum, der überplant werden soll. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Fokus sollte für Michael Lindmair (FWG) bei der Neugestaltung nicht auf den Autos liegen. "Fußgänger und Radfahrer sind da die Wichtigeren", sagte der Zweite Bürgermeister und trat für ein "Herausziehen der Marktstraße" ein. Anders ausgedrückt: Die Fußgängerzone sollte später bis zur Hindenburg-Kreuzung verlängert werden. Für Peter Wiedemann, den Senior-Chef der gleichnamigen Parfümerie an der Ecke Marktstraße/ Hindenburgstraße, hängt die Sinnhaftigkeit einer solchen Idee ganz von der Entwicklung des Post-Areals ab. Sprich: von einer Belebung durch Einzelhandel. "Wenn sich dort was tut - ja", sagte er. Für Mehner kommt der Vorschlag indes noch zu früh. Nötig wäre dafür nach seinem Dafürhalten erst ein Probebetrieb für eine verlängerte Fußgängerzone. "Die Stärken und Schwächen sieht man dann schnell."

Ein Mühlrad mit Schautafel wünscht sich der Historische Verein, um auf die Bedeutung des Ellbachs für Bad Tölz hinzuweisen. (Foto: Manfred Neubauer)

Einen ganz anderen Wunsch hat der Historische Verein in Bad Tölz. Weil nahe der Kreuzung der Ellbach durchfließt, schlug Vorsitzender Claus Janßen vor, ein Mühlrad an dieser Stelle zu installieren. Vorausgesetzt, der Hausbesitzer sei einverstanden. Er verwies darauf, dass Bad Tölz im 12. Jahrhundert gleichsam am Ellbach entstanden sei. Das Gewässer wurde damals um- und durch die Stadt geleitet, um dort die Mühlen anzutreiben, die zum Teil Klöstern gehörten. "Wir sind hier an der Hammerschmiede", sagte Janßen. An Schautafeln am Mühlrad könne man darstellen, "wie wichtig der Ellbach für das Entstehen von Bad Tölz war". Und was Wasserkraft bedeute, ergänzte Dorothea Bigos (Grüne).

Auf Postkarten konnten die Tölzerinnen und Tölzer ihre Vorschläge für die Neugestaltung aufschreiben. (Foto: Manfred Neubauer)

Ein weiteres Thema war die Verkehrssituation an der Einmündung der oberen Marktstraße in die Hindenburgstraße. Ein Teilnehmer schlug vor, den engen Gehweg für Fußgänger zu verbreitern. Dann komme der Stadtbus aber kaum noch ums Eck, erwiderte Peter Wiedemann. Ein Anlieger forderte, die Stelle an der Einmündung der Bairawieser Straße in die Nockhergasse "so zu lösen, dass der Verkehr ausgebremst wird". Dort sei der Gehsteig jüngst für ein Mädchen mit Elektro-Rollstuhl zu schmal gewesen, die Straße der Einmündung sei hingegen "autobahnähnlich", sagte er. Robert P. Keller pflichtete dem bei. Um den Verkehr zu verlangsamen, regte er "Speed Breaker" wie Blumenkübel und Bäume an. Den Vorschlag einer Teilnehmerin, Bodenwellen einzubauen, lehnt Mehner ab. "Gas geben, bremsen, Gas geben, bremsen - das bedeute mehr Immissionen, mehr Lärmbelästigung. Und eine Gefahrenquelle für den Winterdienst."

Stadtrat Michael Ernst (SPD) fände es gut, wenn auch Nebenflächen wie die Mühlgasse in die Überlegungen eingebunden würden. "Wir sollten da über den Tellerrand schauen", sagte er. Derzeit läuft die Ausschreibung für die Planungsbüros. Die beim Ortstermin vorgebrachten und auch auf Postkarten gesammelten Ideen sollen den Planern übergeben werden. "Ob sie umgesetzt werden, kann man jetzt noch nicht sagen", betonte Pressesprecherin Otterbach.

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