Hilfsorganisation:Zwiespältige Impressionen

Reisegruppe der Osteuropahilfe kehrt aus der Ukraine zurück

Mit zwiespältigen Eindrücken ist eine sechsköpfige Reisegruppe des Vereins Osteuropahilfe für die Landkreise Starnberg und Bad Tölz-Wolfratshausen von ihrer Fahrt in die Ukraine heimgekehrt. In Lemberg wurde den Mitgliedern vor Augen geführt, wie schwer das Leben dort für Menschen mit Behinderungen ist. In Brody hingegen scheint es bergauf zu gehen. In der mit Wolfratshausen befreundeten Stadt normalisiert sich das tägliche Leben allmählich.

Die Osteuropahilfe hat in Lemberg inzwischen acht Patenschaften für Frauen - vor allem Alleinerziehende - mit behinderten Kindern eingerichtet. Diesmal wurde die Reisegruppe mit zwei weiteren Einzelschicksalen konfrontiert: Die 43 Jahre alte Olenka Logvinuk und die zehn Jahre jüngere Vira Tsapalo sind an den Rollstuhl gefesselt und beide auf Pflege angewiesen. Die staatliche Unterstützung ist jedoch minimal. Weil Olenka Logvinuk keine Eltern mehr hat, wird sie von Nachbarn betreut. Die Osteuropahilfe will nun versuchen, Paten für die beiden Frauen zu finden. "Das Betrüblichste an diesen persönlichen Schicksalen ist deren Aussichtslosigkeit auf Heilung", teilt der Verein mit.

Fröhlicher ging es in Brody zu. Dort beobachtet die Osteuropahilfe, dass ganz langsam eine bürgerliche Mittelschicht entsteht, die sich nicht mehr bloß mit dem täglichen Überlebenskampf abplagen muss, sondern am öffentlichen Leben teilnimmt. Empfangen wurde die sechsköpfige Delegation beim Besuch der Pädagogischen Akademie, die unter anderem Deutsch-Lehrerinnen ausbildet, wieder mit Chor- und Gesangseinlagen. Unter anderem vom Chor "Bayon", der Ende April beim Weltpartnerschaftstag in Wolfratshausen mit seinem professionellen Auftritt beeindruckt hatte. Das Ensemble ist ein freiwilliger Zusammenschluss musikbegeisterter Bürger. Auch das Straßenkinder-Projekt Oberrih ist eine private Initiative, die mittlerweile seit fast zehn Jahre aktiv ist und von der Osteuropahilfe finanziell unterstützt wird.

Da sich der ukrainische Staat für die Versorgung schwerhöriger Menschen mit Hörgeräten nicht zuständig fühlt, ist es der Osteuropahilfe zufolge "ein besonderes Glück, dass es unter den Vereinsmitgliedern eine Akustikergruppe gibt, die seit nunmehr 13 Jahren regelmäßig einmal jährlich auf eigene Kosten in die Internatsschule für hörbehinderte Kinder in Pidkamin bei Brody reist". Dort verbringen sie meist eine Arbeitswoche, um die hörtechnische Versorgung der mehr als 100 Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten. Für den Verein ist dies nach wie vor ein Prestigeprojekt. "Der Anstoß für Verbesserungen muss immer von privater Seite erfolgen", teilt er mit. So auch bei Umbau und Sanierung der zahnärztlichen Poliklinik in Brody, wo mit Hilfe der Osteuropahilfe ein eigenes Kabinett zur Behandlung von Bedürftigen eingerichtet wurde.

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