6000 Kilometer in dreieinhalb Wochen:Im Konvoi von Benediktbeuern nach Guinea-Bissau

Der gebürtige Benediktbeurer Felix Mayr will in einer Charity-Rallye gespendete Gebrauchsgüter und Kleidung nach Westafrika bringen

Von Arnold Zimprich

Felix Mayr ist die Vorfreude anzumerken. "Dreieinhalb Wochen werden wir von Benediktbeuern bis nach Guinea-Bissau brauchen", rechnet der 41-Jährige vor: "Es sind etwa 6000 Kilometer". Der Plan: Im Konvoi mit acht gebrauchten Autos, die mit gespendeten Gebrauchsgütern und Bekleidung beladen sind, will er bis nach Westafrika fahren. Die Teilnehmer der Charity-Rallye stammen aus der ganzen Republik, "auch Österreicher sind dabei".

Wenn die Corona-Pandemie, insbesondere die Maßnahmen rund um Omikron, der ursprünglichen Reiseplanung nicht noch einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte, wären die Abenteurer bereits gestartet. Die Reise hätte eigentlich um den 6. Januar herum beginnen sollen. Mayr, der beim Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung in Waldsassen als Vermessungsoberinspektor tätig ist und in Weiden wohnt, nimmt jedoch kein Blatt vor den Mund: "Der Stand der Dinge ist katastrophal, die Entwicklung schaut nicht gut aus." Die Gruppe hat sich dazu entschieden, sich an den Vorgaben der marokkanischen Regierung zu orientieren und die Reise im Vier-Wochen-Takt zu verschieben - aktuell ist also ein Start Anfang Februar vorgesehen.

Der Münchner Dieter Scholz, ein erfahrener Afrikafahrer, hat die Route geplant. Über die Alpen geht es für den gebürtigen Benediktbeurer zunächst nach Genua, "dort treffe ich die anderen Fahrer". Wo bei vielen die Reise schon vorbei wäre, fängt sie für die Gruppe erst an: "Von Genua fahren wir mit dem Schiff ins marokkanische Tanger", erklärt der studierte Kartograf. Weiter gehe es über Rabat, Marrakesch und Agadir und über die Grenze in die Westsahara und den gleichnamigen Staat. Ein Konfliktgebiet, das in der jüngeren Vergangenheit immer wieder für Schlagzeilen gesorgt hat. "Besonders Grenzübertritte sind immer spannend, an der mauretanischen Grenze haben wir mal vier Stunden gewartet." Doch auch Wartezeiten von ein paar Tagen seien nichts Ungewöhnliches, sagt Mayr.

Durch Gambia und den Senegal wird der Konvoi schließlich Guinea-Bissau und dann die Hauptstadt Bissau erreichen- sofern es die Pandemie und die Grenzbeamten zulassen. "Gegen Ende der Reise verschenken wir unsere gesamte Ausrüstung und die gespendeten Gebrauchsgegenstände, in Bissau wird schließlich das Auto verkauft. Dann fliegen wir mit leichtem Gepäck zurück." Ein bewährtes Reiseformat, das Scholz so schon mehrere Male durchgeführt hat.

Mayr weiß ebenfalls, worauf er sich einlässt. Eine ähnliche Reise hat er vor zwölf Jahren schon einmal unternommen. "Damals sind wir allerdings in Mauretanien ins Landesinnere Richtung Atar abgebogen", erinnert er sich: "600 Kilometer an einer Eisenbahntrasse entlang, die nur für den Erztransport angelegt wurde, offroad durch die Wüste." Damals gab es auch Pannen. "Bei meinem Auto hat es den Auspuff abgerissen, bei einem anderen Fahrzeug ist zweimal der Querlenker gebrochen." Was andere zum Aufgeben bewegen würde, spornte die Abenteurer jedoch an. "Das ist natürlich am entlegensten Ort überhaupt passiert, zum Glück war jemand dabei, der sich auskannte und bei der nächsten größeren Werkstatt konnten wir es wieder anschweißen lassen." Wobei die nächste Werkstatt oder Tankstelle in Westafrika ganz schön weit weg sein kann. "Einen Reservekanister mitführen ist hier Pflicht!"

Das Einzige, was sie damals vergessen haben, sei eine Sandschaufel gewesen, erinnert sich Mayr. "Die haben wir jedoch diesmal dabei." Er erzählt, wie er vor einigen Wochen über ein Kleinanzeigen-Inserat eine Schaufel erstanden hat, und der Verkäufer ihm gleich eine große Anzahl weiterer Ausrüstungsgegenstände schenkte, als er von Mayrs Afrika-Plänen erfuhr. "Das war echt der Wahnsinn! Sogar den Kaufpreis für die Sandschaufel hat er mir zurückerstattet."

Steht bei dieser Reise der Charity-Aspekt oder das Abenteuer im Vordergrund? "Es ist beides. Bedürftigen Menschen, die sich auch über Kleinigkeiten freuen, etwas zu geben, ist etwas ganz Besonderes." Doch auch die Reise an sich sei faszinierend, gibt Mayr zu. "Besonders diese Weite in der Wüste - das will man immer wieder erleben. Ich fahre schon auch runter, um Spaß zu haben", sagt Mayr mit der ihm eigenen Nonchalance. Die Autos seien bis oben voll, erklärt er abschließend, weitere Spenden werden nicht benötigt. Jetzt geht es nur noch darum, dass es auch klappt mit dem Losfahren. Auf seinem Blog www.felixmayr.com wird Felix Mayr von seiner Reise berichten.

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