Heimatmuseum Wolfratshausen:Neue Vorhänge für den Brandschutz

Das Gebäude war wegen der Gefahr für Leib und Leben gesperrt worden. Jetzt darf es wieder öffnen - die angeblich großen Mängel wurden mit kleinen Kniffen behoben.

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Wenn der langjährige Leiter des städtischen Heimatmuseums, Hubert Lüttich, an diesem Mittwoch an seiner alten Wirkungsstätte die Wolfratshauser Bürgermedaille erhält, dann besteht dort keine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben mehr. Vor einer solchen Bedrohung für die bis zu 1500 Besucher im Jahr inklusive zahlreicher Schulklassen hatte Ende September ein Brandschutz-Gutachter gewarnt, weshalb Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) das Museum Anfang Oktober ebenso eilig wie stillschweigend geschlossen hat. Nach einigen kleineren Eingriffen soll es Rathaus-Angaben zufolge vermutlich am Donnerstag kommender Woche wieder öffentlich zugänglich sein.

Zunächst wird es in dem Gebäude noch einmal um Leben und Tod gehen, aber auch das nur fiktiv, denn laut Rathaus werden im Museum vor der Wiedereröffnung noch Szenen für die ARD-Krimiserie Hubert & Staller gedreht. Das städtische Bauamt hat unterdessen Ermittlungen über die Brandschutzmängel angestellt, die in der Stadtratssitzung vom Oktober im Zusammenhang mit einem möglichen Bürgerladen im Erdgeschoss des Hauses überraschend bekannt geworden waren.

Heimatmuseum Wolfratshausen: Der frühere Leiter des Heimatmuseums, Hubert Lüttich, erhält am Mittwoch die Bürgermedaille.

Der frühere Leiter des Heimatmuseums, Hubert Lüttich, erhält am Mittwoch die Bürgermedaille.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die angeblich große Gefahr wurde mit kleinen Kniffen gebannt

Den Stadträten war das Gutachten des Brandschutzexperten Anlass zu einiger Aufregung - und zu der Mehrheitsentscheidung, auch im dritten Anlauf nach Unterbrechung der Planungen keine neuen Beschlüsse zum Bürgerladen zu fassen, sondern lieber das ganze 1806 errichtete, 1968 gekaufte und seit 40 Jahren nicht mehr sanierte Gebäude in den Blick zu nehmen.

Doch die Gefahr für Leib und Leben, die nach amtlicher Definition von Brandschutzmängeln der Kategorie vier ausgeht, hat das Bauamt nach eigenen Angaben inzwischen ohne große Mühe gebannt. Demnach haben einige Fenster im ersten Stock, die bei einem Brand als Fluchtweg dienen sollen, statt einteiligen Vorhängen zweiteilige bekommen, damit diese sich besser öffnen lassen. Eine als solche nicht zugelassene Rettungsleiter wurde von der Fassade geschraubt, damit die Feuerwehr dort ihre eigene Leiter anlehnen kann. Zudem sollten einige Ausstellungsstücke aus dem Treppenhaus entfernt werden, weil sich dort nichts Brennbares befinden darf.

Auf lange Sicht braucht es noch mehr

Für die Verleihung der Bürgermedaille an Lüttich, der sein Ehrenamt als Museumsleiter im Sommer nach mehrmaliger Ankündigung endgültig abgegeben hat, für die Krimi-Dreharbeiten und für die folgenden Wiedereröffnung des Museums sollten die Verbesserungen nach Überzeugung der Stadtverwaltung reichen. Auf längere Sicht müssten aber weitere, weniger dringlich eingestufte Brandschutzmängel behoben werden.

Heimatmuseum Wolfratshausen: Der alte Geiger-Laden ist längst ein fester Bestandteil und einer der größten Hingucker im Wolfratshauser Heimatmuseum.

Der alte Geiger-Laden ist längst ein fester Bestandteil und einer der größten Hingucker im Wolfratshauser Heimatmuseum.

(Foto: Hartmut Pöstges)

So zählen auch der Kassentresen unten am Eingang und der erste Ausstellungsraum in der oberen Etage brandschutztechnisch zum Treppenhaus. Sollen sie in dieser Form erhalten bleiben, müssten sie mindestens mit Glaswänden vom Treppenhaus abgetrennt werden. Sonst dürfen speziell in dem oberen Raum keine Vitrinen mehr stehen, sondern Exponate nur noch an den Wänden und hinter Glas präsentiert werden. Am aufwendigsten und teuersten dürfte es laut Bauamt aber werden, die aus Stückwerk bestehende Feuermauer zum Nachbarhaus komplett durchgängig zu gestalten.

Die Brandschutz-Vorschriften wurden nach einem Brand im Düsseldorfer Flughafen 1996 verschärft. Als das Museum von 1999 an für die 1000-Jahr-Feier 2003 umgestaltet wurde, habe das damalige technische Bauamt vor Problemen und Verzögerungen gewarnt, sagt Bauamtsleiter Dieter Lejko, der zu der Zeit im zweigeteilten Amt nur für das öffentliche Baurecht zuständig war. Jedoch habe dann der Ende 2009 pensionierte Verwaltungsleiter Peter Struzyna das Projekt an sich gezogen und schnell zu Ende gebracht. Aus der Zeit existiere ein Gutachten, wonach brandschutztechnisch alles seine Ordnung habe. Ob alle Punkte aus dem Papier umgesetzt wurden, habe man bisher nicht nachvollzogen.

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