Heimat und Geschichte:Ein Tölzer Schatz geht auf Reisen

Tragesänfte von Henriette Adelaide

Die barocke Sänfte, die Museumsleiterin Elisabeth Hinterstocker vor drei Jahren im Speicher entdeckt hat, gehört zu den "Hundert Schätzen aus tausend Jahren" in der Bayerischen Landesausstellung.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die barocke Sänfte von Kurfürstin Henriette Adelheid von Savoyen wird nach ihrer Restaurierung in der Bayerischen Landesausstellung gezeigt

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die alte Schlossmauer am Tölzer Rathaus ist weg. Sie wurde vermutlich um 1577 erbaut und gehörte zum großen, südlich gelegenen Garten des ehemaligen Schlosses, das 1770 bei einem starken Unwetter einstürzte. Voriges Jahr hatte sich Claus Janßen in einem Schreiben dafür eingesetzt, dass die alte Mauer im Zuge des Rathaus-Umbaus erhalten bleibt, sofern dies irgendwie möglich ist. Vergebens. Vertreter der Stadt und des Denkmalschutzes im Landratsamt hätten das historische Bauwerk mehrmals begutachtet, seien allerdings zu dem Schluss gelangt, dass es nicht mehr denkmalwürdig sei, teilte der Vorsitzende des Historischen Vereins für das Bayerische Oberland in der Hauptversammlung im Gasthaus Zantl mit. Verärgert Janßen er darob nicht. "Der Zustand der Mauer war wirklich schlecht."

Historisch war sie nur noch an der Außenseite, ansonsten wurde sie oft mit Tuff gefüllt und stabilisiert. "Zur Hälfte steckte sie auf einer Seite im Erdreich", berichtete Janßen. Die Mauer hätte man abgraben müssen, was sie wegen des zerbröselnden Tuffs nicht überlebt hätte. In früheren Zeiten, so Janßen, seien solche Steinmauern lediglich rund um Friedhöfe und eben an Schlössern errichtet worden.

Einen Schatz hat Bad Tölz in seinem Stadtmuseum. Vor drei Jahren entdeckte Leiterin Elisabeth Hinterstocker auf einer alten Inventarliste eine barocke Sänfte aus dem 17. Jahrhundert, suchte danach und fand sie in einer Ecke des Museumsspeichers. Die "Porte Chaise" trägt das Wappen des Hauses Toerring-Seefeld, vermutlich wurde darin Kurfürstin Henriette Adelheid von Savoyen getragen, nach der die Adelheidquelle in Bad Heilbrunn benannt ist. Das wertvolle Exponat wird derzeit in einer Werkstatt in Baden-Württemberg restauriert. Von dort aus wird die Sänfte nach Regensburg gebracht, wo sie vom 27. September an in der Bayerischen Landesausstellung "Hundert Schätze aus tausend Jahren" zu sehen sein wird. "Das Objekt ist von so hoher Qualität, dass es in Regensburg gezeigt wird - für Bad Tölz ist das ein enormer Werbeeffekt", sagte zweiter Vorsitzender Christof Botzenhart.

Um die Sänfte geht es auch in zwei Vorträgen, die der Historische Verein veranstaltet. Museumschefin Hinterstocker spricht darüber am Mittwoch, 3. Juli, 19.30 Uhr, im Historischen Saal im Stadtmuseum. Christof Paulus, Kurator des Landesausstellung, kommt am Mittwoch, 20. November, nach Bad Tölz und referiert ebenfalls dort von 19.30 Uhr an über das Thema "Die Sänfte aus Bad Tölz und weitere 99 Schätze - Die bayerische Landesausstellung" (19.30 Uhr).

Insgesamt stehen heuer in den Monatsversammlungen und der Vortragsreihe im Stadtmuseum noch 14 Veranstaltungen auf dem Programm. Dabei geht es unter anderem um die Briefprotokollbücher des Marktes Tölz oder um berühmte, aber vergessene Kurgäste. Schriftsteller Albert von Schirnding befasst sich am Mittwoch, 22. Mai, 19.30 Uhr, im Saal des Stadtmuseums mit den vier Joseph-Romanen von Thomas Mann.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: