Hegeschauen:"Trophäen herzeigen ist keine Staatsaufgabe"

Lesezeit: 2 min

Bei Hegeschauen wie dieser stellen Jäger die Geweihe und Gehörne von geschossenen Tieren zur Schau. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Geweihe werden noch immer auf sogenannten Hegeschauen präsentiert. Doch nicht jeder findet das gut, zum Beispiel Johann Killer, der Chef der Waldbesitzer.

Von Konstantin Kaip

- Jäger sind in Bayern verpflichtet, Gehörne und Geweihe von Rehböcken und Hirschen einmal im Jahr auf der sogenannten Hegeschau im Frühling zu präsentieren. Diese gesetzliche Pflicht abzuschaffen, ist bisher nicht gelungen. Schon 2018 ist eine Petition im Bayerischen Landtag gescheitert, gerade hat der Landwirtschaftsausschuss einen entsprechenden Antrag der Grünen mehrheitlich abgelehnt. Johann Killer, der als Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen (WBV) 1200 Mitglieder mit mehr als 20 000 Hektar Waldfläche in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und München vertritt, kann das nicht nachvollziehen.

SZ: Die Vorlage von Geweihen bleibt in Bayern nach wie vor Pflicht. Sie hätten sie gerne abgeschafft. Warum?

Johann Killer: Die Abgabe der Trophäen sollte freiwillig sein, nicht staatlich verpflichtend. Mittlerweile lehnen auch ganz viele Jäger diese verpflichtende Abgabe ab. Das Auskochen und Präparieren der Trophäen kostet Zeit und Geld. Ich gehe davon aus, dass das in ganz Bayern etwa zwei Millionen Euro kostet, jedes Jahr, Minimum. Und es ist keine staatliche Aufgabe, Trophäen zu präsentieren. Nicht nur der bayerische Waldbesitzerverband, auch der Bauernverband, die Arge Jagd, der ökologische Jagdverband und die großen Umweltschutzverbände lehnen die verpflichtende Trophäenschau ab. Der Beschluss, sie beizubehalten, geht an den Bodenbesitzern vorbei.

Aber sind die Gehörne und Geweihe nicht auch aufschlussreich für die Lebensbedingungen der Tiere?

Früher war man der Meinung, man kann an den Gehörnen den Zustand der Rehwildpopulation erkennen. Aber das sind Relikte aus dem vergangenen Jahrhundert. Es gibt schon seit Längerem wissenschaftliche Erkenntnisse, die das widerlegen. Den Zustand der Population kann man nicht an den Trophäen einzelner männlicher Tiere ablesen. Außerdem sind solche Trophäenschauen einfach nicht mehr zeitgemäß. Die Jagd kommt ja zunehmend in gesellschaftliche Kritik. Und ich glaube nicht, dass man, wenn man sie an Trophäen diskutiert, die Zustimmung für die Jagd steigert. Aber das brauchen wir. Denn der Waldumbau funktioniert nur mit Jagd.

Der Bayerische Jagdverband argumentiert, dass verpflichtende Hegeschauen eine wichtige Plattform für die öffentliche Präsentation der Jagd sind und einmal im Jahr einen Meinungsaustausch ermöglichen - etwa über revierübergreifende Naturschutzprojekte, Wildunfälle oder Prävention von Tierseuchen wie der Afrikanischen Schweinepest.

Johann Killer, der Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen, ehrt sich gegen die Pflicht zur Trophäenabgabe in Bayern. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Akzeptanz in der Öffentlichkeit wird nicht steigen, wenn ich verpflichtend Gebeine ausstellen muss. Die Jäger sollen lieber den Waldumbau zu Mischwäldern thematisieren, der ohne sie nicht möglich wäre - und die nachhaltige Beschaffung von qualitativ hochwertigem Fleisch. Was den Meinungsaustausch betrifft: Es gibt auch andere Plattformen. Die Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen kommt einmal im Jahr mit der Jagdkreisgruppe, der Arbeitsgemeinschaft Arge Jagd, Vertretern des Bauernverbands, des AELF Holzkirchen und der Unteren Jagdbehörde zusammen. Wir machen eine gemeinsame Veranstaltung, um Brennpunkte zu besprechen. Da kommen ganz schön viele Leute.

Aber gehören Trophäen nicht auch zur Jagd? Rehbockgehörne sieht man in den meisten Gaststuben, und unter fast jedem Giebel im Oberland hängt ein Hirschgeweih.

Oft ist es so, dass ältere Herren, die einen Drang nach guten Gehörnen hatten und ihre Rehe vielleicht auch entsprechend gefüttert haben, ihre Trophäen vererben. Und die Kinder können mit diesen G'wichtl'n nichts anfangen. Dann werden sie verkauft, kommen in eine Hornschnitzerei oder wie auch immer. Es interessiert keinen. Es gibt schon genug Trophäen. Die Wirtschaften sind versorgt. Die Gehörne stellen auch keinen Wert dar. Aber die Schädel zu präparieren und zu bleichen kostet Zeit und Geld. Man sollte es den Jägern selber überlassen, ob sie sich das antun möchten oder nicht. Wer seine Trophäen abgeben möchte, soll es tun. Wer nicht, soll es lassen dürfen. Derzeit ist das eine Ordnungswidrigkeit, für die man meines Wissens mehr als 200 Euro zahlen muss. Wenn ich mit dem Auto keine Rettungsgasse bilde, kostet das weniger Strafe - und kann Menschenleben gefährden. Da stimmt die Verhältnismäßigkeit nicht.

© SZ vom 26.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: