Ein Wort ist derzeit tabu bei der „Schmuggler“-Crew von Hechenberg. Das Wort heißt Wetter. „Da mag keiner drauf angesprochen werden. Es wird einfach schön, und fertig!“, sagt Valentin Kappelsberger. Und der darf das sagen, weil er der Regisseur ist. Auch wenn er diese Bezeichnung für völlig überzogen hält. „Eher Spielleiter oder so etwas Ähnliches“, schlägt er vor, „wir sind ja alle Laien, bei uns darf jeder mitreden.“ Am Freitag, wenn „Der Schmugglerbazi“ in Hechenberg Premiere feiert, wird er bei jeder Szene mitfiebern. Fünf der sieben Akteure treten dann zum ersten Mal vor Publikum auf. „Und das ist noch einmal etwas ganz anderes!“, weiß Kappelsberger.
Vor 24 Jahren stand er selbst mit der Theatergruppe des Trachtenvereins Hechenberg-Bairawies auf der Bühne. Damals in einer Tenne. Jetzt ist er 64, lässt den Jüngeren den Vortritt und teilt mit ihnen seine Erfahrungen von damals. „Wenn es einen Lacher gibt, muss man eine kleine Pause machen“, sagt er. Trotzdem dürfe keine Lücke entstehen. Sein größter Wunsch für die Premiere: „Dass alle gut durchkommen!“


Für den kleinen Trachtenverein ist das Theaterprojekt eine große Herausforderung. Die jüngste Aufführung – zum Hundertjährigen des Trachtenvereins – liegt fünf Jahre zurück. Danach sei die Idee entstanden, ein Freilufttheater aufzuführen, erzählt Kappelsberger. Hechenberg habe etwa 110 Einwohner. Ohne die tatkräftige Hilfe anderer Vereine – des Obst- und Gartenbauvereins Hechenberg, der Freiwilligen Feuerwehr oder des Burschenvereins Kirchbichl-Hechenberg – „wäre das alles nicht zu schaffen gewesen“.
Vier Tage vor der Premiere sind die Vorbereitungen weit gediehen. Die Zuschauertribüne mit knapp 140 Plätzen ist neben dem Feuerwehrhaus aufgebaut. Für die Gäste stehen Bierbänke mit Lehnen bereit. Wer es gerne weicher hat, sollte ein Sitzkissen mitbringen. Von dort geht der Blick Richtung Schlossweiher. Im Obstgarten davor steht die Bühne, deren zentrales Element eine alte Jagdhütte ist. „Die Umgebung beziehen wir ein bisserl mit ein“, erklärt Kappelsberger. Den „Schmugglerbazi“ hätten sie auch deshalb ausgewählt, weil er sich gut in das natürliche Hechenberger Bühnenbild einfüge.
In dem ländlichen Schwank von Ralph Wallner, so steht es im Programmheft, geht es um den „sympathischen Basti und die lustige Fini“, die sich in den Bergen „als kleine Schmuggler ihr spärliches Einkommen“ verdienen. Eine verlassene Jägerhütte dient ihnen als Zwischenlager und Tauschversteck. Doch dann verschwindet plötzlich Geld, „und es kommt zu einem dramatischen Zwischenfall ...“ Auch die Liebe darf naturgemäß nicht zu kurz kommen. Die größte Textlast liegt mit jeweils mehr als 200 Einsätzen bei Markus Pallauf, der den Schmuggler Basti spielt, und Elisabeth Kappelsberger, einer Nichte des Spielleiters, die auf der Bühne Hanna heißt und dem Basti zunehmend gefällt – und umgekehrt.


Beide haben seit April viel Freizeit in die Vorbereitung gesteckt. „Zweimal die Woche, drei, vier Stunden“, sagt Elisabeth Kappelsberger, die als Erzieherin in Bad Heilbrunn arbeitet. Sie habe nicht gewusst, worauf sie sich da einlasse, so die 22-Jährige. „Aber es macht total viel Spaß, weil wir eine tolle Gemeinschaft und als Gruppe richtig zusammengewachsen sind.“ Im Stück ist sie die brave Tochter der Lebenskünstlerin Paula, gespielt von Susi Pallauf, die im echten Leben wiederum die Mutter des Hauptdarstellers ist. Natürlich habe sie alle Leute schon vorher gekannt, sagt sie. „Aber man lernt sich bei den Proben noch einmal ganz anders kennen. Jeder schaut auf den anderen, das ist total schön.“
Den Gedanken an die Premiere verdränge sie noch – „so wie vor Abschlussprüfungen“, aber allmählich steige die Nervosität. „Dass so viel Leute schauen, was ich mach’, das ist schon etwas ganz Neues.“ Ihr Mittel gegen Lampenfieber: „Vor der Premiere werde ich auf alle Fälle einen Aperol trinken.“

Markus Pallauf hält es hingegen eher „wie beim Fußballspielen: Augen auf und durch“, sagt der 25-jährige Elektrotechniker. Eigentlich habe er einfach nur mal „mit der Mama Theaterspielen wollen“, erzählt er, „eine kleine Rolle“. Aber dann habe sich niemand für die Hauptrolle gefunden. „Und dann hab’ ich g’sagt, dann mach’ ich’s halt.“ Auch er hat am Theaterspielen mittlerweile Gefallen gefunden. „Auf der Bühne stehen macht einfach Spaß.“ Die Rolle liege ihm, da müsse er sich nicht groß verstellen. Wie ist er denn, der Basti? „Selbstbewusst! Schon auch ein bisserl a Bazi. Und ab einem gewissen Zeitpunkt verliebt.“
Einsam wird er mit seiner Liebe nicht bleiben. Alle sechs Vorstellungen sind bereits ausverkauft.
Am Hechenberger Schlossweiher sind von Freitag, 23. August, bis Sonntag, 1. September, sechs Vorstellungen angesetzt. Beginn ist jeweils um 19.45 Uhr. Die Essens- und Getränkestände öffnen um 18 Uhr.

