Haushaltsplan noch nicht da:Planlos in Schäftlarn

Der Kämmerer Wolfgang Sacher ist seit Monaten krank. Doch nicht nur deshalb steht der Etat für 2013 aus.

Von Ingrid Hügenell

Bis Schäftlarn eine fertige Haushaltssatzung für dieses Jahr hat, kann es noch ein bisschen dauern. Kämmerer Wolfgang Sacher ist seit Monaten krank. Er laboriert an den Folgen seines Starkstromunfalls im Jahr 1983 und liegt derzeit im Krankenhaus. Damals musste nicht nur sein linker Arm amputiert werden, auch beide Füße wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Der linke Fuß wurde nun mehrfach operiert, es traten Komplikationen auf, die Heilung zieht sich.

Im Rathaus kümmern sich derweil Heidi Drexler und Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) um das Zahlenwerk. Sacher telefoniert täglich mit Drexler und hat nach eigenen Angaben seine Zahlen eigentlich fertig. Von ihm aus könnte der Haushalt schon weiter sein, sagt Sacher. Einige Eckdaten standen aber bis Mitte der Woche noch nicht fest. So dauerte es, bis die Zahlen der anderen Ämter vorhanden waren. Wie Zweite Bürgermeisterin Maria Reitinger (Gemeindewohl) erklärt, hätten noch verschiedene Beschlüsse des Familien- und Sozialausschusses und des Gemeinderats abgewartet werden müssen, die sich schon in diesem Jahr finanziell auswirken. "Ich sehe die ganze Sache relativ gelassen. Seit ich dabei bin, hatten wir nur etwa in einem Drittel der Jahre den Haushalt Anfang des Jahres fertig."

Bis April könnte der Haushalt verabschiedet sein, meint Ruhdorfer. Große Probleme mit der Verspätung hat auch er nicht. Laufende Projekte seien ohnehin nicht tangiert, und was das aktuell neue - die Krippe - angehe, so seien die Planungskosten von 120 000 Euro noch weitgehend vorhanden. Sie waren schon 2011 in den Haushalt eingestellt worden, 2012 erneut, und sind nicht aufgebraucht worden. Ruhdorfer hofft, die Krippe ohne die Aufnahme neuer Darlehen bezahlen zu können. Baukosten werden in diesem Jahr ohnehin noch nicht in vollem Umfang fällig, denn zunächst muss ja geplant werden.

Auf die Gemeinde kommen in den nächsten Jahren einige Belastungen zu. So muss ab dem kommenden Jahr das Darlehen für den Um- und Anbau der Schule getilgt werden - 250 000 Euro pro Jahr. Die Krippe soll gebaut und muss bezahlt werden. Schäftlarn will zudem eine Umfahrungsstraße für Hohenschäftlarn bauen. Für dieses Jahr sind einige Straßenbauprojekte vorgesehen, etwa der Bau einer neuen Brücke über die S-Bahn an der Alpenblickstraße in Ebenhausen und die Erneuerung der Ortsdurchfahrt von Neufahrn. Als "Riesenkraftaufwand" für die Gemeinde bezeichnet Dritte Bürgermeisterin Susanne Dichtl (CSU) die Vorhaben. "Wir müssen jetzt sparsamer mit weiteren Anträgen sein." Die Krippe sei aber absolut notwendig, schon wegen des Rechtsanspruchs der Eltern auf einen Betreuungsplatz ab August.

Kämmerer Sacher fragt sich, wie das alles zu finanzieren sei. "Es sind sehr viele Projekte im Gespräch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir uns das alles leisten können." Ihn sorgen vor allem die Tilgungszahlungen, die jährlich anfallen. Während Maria Kötzner-Schmidt und Christine Raitl von der Gemeindeunion schon mehrmals ihre Besorgnis geäußert haben, rät Reitinger mit ihrer langjährigen Erfahrung im Gemeinderat auch hier zur Gelassenheit. "Ich sehe das nicht so schwarz", sagt sie. "Auch das werden wir schultern." Die großen Projekte kämen ja nacheinander. Bis etwa bei der Umfahrung Geld ausgegeben werden müsse, dauere es noch mindestens fünf Jahre. Schließlich müsse sich zunächst der Gemeinderat auf eine Trasse einigen, dann müssen die Grundstücke gekauft werden.

In eine schwierige Situation gerieten die Schäftlarner Finanzen im vorigen Jahr, weil der Landkreis München die Kreisumlage stark angehoben hatte. Nun hat er sie wieder gesenkt, um rund fünf Prozentpunkte auf 41,45 Prozentpunkte. Das entlastet vermutlich auch Schäftlarn. Wie genau, wird der Haushalt zeigen.

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