Harte Debatte:Der Ton wird schärfer

Wolf im Landkreis

Der BBV-Kreisobmann Peter Fichtner.

(Foto: Manfred Neubauer)

BN-Versammlung offenbart Fronten zwischen Landwirten und Umweltschützern

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Viele Themen schnitt der Vorsitzende Friedl Krönauer bei der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe des Bund Naturschutz (BN) an, zu der am Donnerstag auch Vertreter verschiedener Interessensgruppen gekommen waren. Den größten Diskussionsbedarf gab es zum Volksbegehren für mehr Artenschutz und dem massenhaften Ansturm Erholungsuchender auf die Region: Von "Belagerungszustand", "Vergewaltigung der Isar" und "Event statt Erholung" war die Rede. Auch eine "Totalmotorisierung der land- und forstwirtschaftlichen Wege" durch die steigende Zahl von E-Bikes wurde kritisiert. Um diesen Entwicklungen Herr zu werden, wurden drastische Maßnahmen gefordert: So sollte nach Ansicht einiger BN-Mitglieder über eine Reglementierung der Besucherzahlen und Mautgebühren nachgedacht werden. Beim Thema Volksbegehren zur Artenvielfalt blieb der Ton zwar sachlich - die Fronten zwischen Landwirten und Umweltschützern scheinen aber verhärtet und die Bauernschaft gespalten.

"Umweltbildung und Flächenpflege sind Hauptpfeiler unserer Arbeit im Landkreis", sagte Krönauer.

Zuständig für den Bereich Umweltbildung ist Diana Meßmer, die diverse Projekte vorstellte, etwa den mit dem Qualitätssiegel "Umweltbildung Bayern" ausgezeichnete "Tölza Garten" oder den Unverpackt-Laden "Ois Ohne", der im April in Tölz eröffnen soll. Für den Erhalt der Artenvielfalt setzt sich die Kreisgruppe seit mehr als 30 Jahren ein. Etwa 55 Hektar Grund hat der BN in der Region gekauft, die von Achim Rücker gepflegt werden. Ziel sei es, Streuwiesen durch Pflege und Mahd vor Verbuschung und Verschilfung zu schützen, damit sich Blumenwiesen entwickeln könnten. In Bezug auf das Volksbegehren hält Krönauer die Position des BN für missverstanden: Es gebe keinen Verband, der sich so für eine kleinbäuerliche Landwirtschaft einsetze. Der Bauernverband (BBV) habe Stimmung gemacht. "Dass wir die Alleinschuldigen sein sollen, hat uns gestunken", wetterte der Kreisobmann des BBV, Peter Fichtner. "Es gibt keinen Landkreis in Bayern, wo so viele Hecken und vernetzte Biotope sind wie im Isarwinkel". Die Zerschneidung von Lebensräumen hätten nicht die Bauern zu verantworten. Landwirt Martin März kritisierte, dass das Volksbegehren auf "maximale Zustimmbarkeit" getrimmt gewesen sei, weil 95 Prozent der Bevölkerung nicht von Einschränkungen betroffen wären. Seinen konventionellen Milchviehbetrieb auf Bio umzustellen, sei nicht möglich: Denn auf seine Anfrage habe er von allen Molkereien eine Absage bekommen, weil der Absatz für Biomilch nicht da sein. Das wollte Landtagsabgeordneter und Biobauer Hans Urban nicht stehen lassen: Im Jahr 2017 seien 17 Prozent mehr Biomilch abgesetzt worden. Er sehe das Volksbegehren als "Riesenchance".

Über die Isarverordnung, für die bereits ein Entwurf vorliegt, sei er froh, sagte Krönauer. "Zigtausende an der Isar", das sei nicht mehr hinnehmbar. Floßfahrten würden als Tradition verkauft, "obwohl das eigentlich nur Saufgelage sind". Karl Probst, Vorsitzender des Vereins "Rettet die Isar jetzt", befürwortet den Entwurf, hofft allerdings, dass eine Sperrung für die gesamte obere Isar vom Sylvensteinsee bis Wallgau aufgenommen wird. Dass die Verträge zwischen Freistaat und dem Energieerzeuger Uniper im Jahr 2020 auslaufen, sieht er als "einmalige Chance" für den Wildfluss. Denn wenn sie neu verhandelt würden, könne die Ableitung der Isar für das Walchenseekraftwerk reduziert und im "ökologischen Sinn" verbessert werden, sagte Probst.

Eine Maut am Kesselberg einzuführen, um die Situation am Walchensee zu entschärfen, hält Krönauer für nicht möglich, weil der Kesselberg eine Bundesstraße sei. Die Bayerischen Staatsforsten erheben am Südufer des Walchensees eine Maut, diese werde aber für den Unterhalt der Straße verwendet, sagte ein Vertreter der Behörde. Carola Belloni forderte eine Reglementierung und Gebühren für bestimmte Bereiche. Der Landtagsabgeordnete Urban warnte vor derartigen Zugangsbeschränkungen. "Freizeitverhalten kann man niemand verbieten", sagte er. Wichtig sei ein bewusster Umgang mit der Natur.

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