Nachruf:Trauer um Hans Zintel

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Hans Zintel, Gründer der Blombergbahn ist im Alter von 97 Jahren, gestorben. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Gründer der Blombergbahn in Bad Tölz stirbt im Alter von 97 Jahren.  Der gebürtige Berliner verwandelte den Tölzer Hausberg in ein beliebtes Ausflugsziel.

Von Klaus Schieder und Benjamin Engel, Bad Tölz

Außer der Fußgängerzone mit ihren prächtigen Bürgerhäusern hat Bad Tölz vor allem einen Tourismus-Magneten: die Blombergbahn. Erbaut wurde die Sesselbahn von Hans Zintel, der am Sonntag im Alter von 97 Jahren gestorben ist. Der gebürtige Berliner verwandelte den Tölzer Hausberg mit Hartnäckigkeit, Widerstandskraft und der Lust an Innovationen in ein Ausflugsziel, das nicht nur Tölzer, sondern auch Münchner und Touristen von überall her anzieht. Dafür bekam er die Silberne Verdienstmedaille der Stadt Bad Tölz. Sie vermute, dass er „der einzige Preiß“ sei, der diese Auszeichnung je erhalten habe, sagte seine Frau Anushka, die voriges Jahr gestorben ist.

„Ein Berliner bringt uns Isarwinkler auf den Weg.“ So hatte einst der damalige Tölzer Bürgermeister und heutige Landrat Josef Niedermaier über den Unternehmer gesprochen. In der Großstadt im Norden war Zintel in einer Schaustellerfamilie aufgewachsen. Gemeinsam mit seinem Bruder vermietete er in der Nachkriegszeit Bierzelte, betrieb etwa eine Festhalle am Lützowplatz. Auf den Isarwinkel und die Idee für den Bau einer Liftanlage auf den Blomberg wurde Zintel aufmerksam, als er bei einem Oktoberfestbesuch in den 1960er-Jahren mit Tölzer Stadträten ins Gespräch kam.

Am 27. Mai 1971 ging die Doppelsesselbahn auf den Blomberg offiziell in Betrieb

Im Jahr 1967 ging er zusammen mit seinem Partner Franz Josef Koch das Projekt an, die Seilbahn zu bauen. Den ersten Vorschlag, eine Rodelbahn auf dem Blomberg zu errichten, hatte der „Ortsverschönerungs-, Kur- und Fremdenverkehrsverein“ um den Vorsitzenden Max Höfler bereits 60 Jahre zuvor unterbreitet. Aber erst Zintel setzte diese Vision in die Tat um: Die Blombergbahn GmbH & Co. KG wurde 1969 zwischen der Firma SEBA sowie den Gesellschaftern Koch und Zintel gegründet, die beide je eine halbe Million Mark in das Projekt steckten. Am 27. Mai 1971 wurde die Doppelsesselbahn durch Staatsminister Max Streibl, Landrat Otmar Huber und den Tölzer Bürgermeister Gregor Schöttl eröffnet.

Aber es gab bald finanzielle Schwierigkeiten, nur drei Jahre später stand die Bergbahn vor dem Aus.  Aber Zintel, der im April 1974 die Geschäftsführung der Blombergbahn GmbH & Co. KG übernahm, hatte die rettende Idee: Er baute eine Sommerrodelbahn, die im Juni 1976 in Betrieb ging. Das war damals die längste der Welt, Zintel schaffte es mit ihr sogar ins Guinnessbuch der Rekorde. Und nicht nur das: Die neue Attraktion zog die Ausflügler fortan in Scharen an.

Genauso ließ Zintel für den Skibetrieb im Winter eine der ersten maschinellen Beschneiungsanlagen errichten. Die Zeiten als offizielles Skigebiet sind inzwischen allerdings Geschichte. Über die ehemalige nicht mehr präparierte Talabfahrt führt nur noch eine ausgewiesene Skitourenroute nach oben. Dafür braucht es ausreichend Naturschnee.

Am Berg kamen immer mehr Neuerungen hinzu, auch nach Zintels Zeit im operativen Geschäft. Vom Blomberg-Blitz über Kunstwanderweg bis zum Kletterwald und zum Entdeckerpfad. Inzwischen leitet Sohn Hannes den Betrieb am Berg, der zwar auf Wackersberger Flur liegt, auf dem jedoch viel Grund der Stadt Bad Tölz gehört.

Der Tölzer Hausberg hatte prominente Besucher wie den ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker

Prominente Gäste kamen auf den Tölzer Hausberg, der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker war ebenso da wie Ted Kennedy. Im Rückblick sagte Zintel einmal, dass er auf dem Blomberg nie leichte Zeiten erlebt habe: „Entgegen der Wirtschaftlichkeitsberechnung hat sich gezeigt, dass die Wartung und der Erhalt der Anlagen eine andauernde und teure Angelegenheit ist, sodass sämtliche Überschüsse in den 50 Jahren entweder in den Erhalt oder in Neuinvestitionen geflossen sind.“ Ohne seine anderen Geschäfte in Berlin und das große Engagement seiner Familie im operativen Geschäft, meinte er, „wären wir nie so weit gekommen“.

Hans Zintel hinterlässt vier Kinder und zehn Enkel. Die Trauerfeiermit Beisetzung findet am Freitag, 21. März, um 10.30 Uhr auf dem Waldfriedhof Bad Tölz statt.

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