"Handy aus. Eier suchen!":Meditatives Springinkerl

Elisabeth Hinterstocker weiß, was Ruhe in die Osterzeit bringt

Für alle, die es eilig haben, fünf Oster-Tipps vorweg: "Fernseher aus; Handy aus; den Vögeln beim Nestbauen zuschauen; vielleicht einen Kranz flechten als Symbol der Ewigkeit; einen Bauern suchen gehen, bei dem man künftig die Eier kaufen möchte." Elisabeth Hinterstocker ist eine Frau der handfesten Ratschläge. Eine, die zupackt. Die keine Angst davor hat, eine Motorsäge anzuwerfen. Und die zugleich viele feine Antennen hat. Das Leben im kirchlichen Jahreskreis und das Leben mit dem Naturkreislauf gehen für sie Hand in Hand. Im Tölzer Stadtmuseum organisiert sie für Kinder ein Werkstattprogramm, das sich an den großen kirchlichen Festen - Weihnachten, Ostern, Erntedank - orientiert.

"Manche Kinder kommen aus sehr gläubigen Familien, andere nicht", sagt sie. "Wenn am Karsamstag die Küken schlüpfen, können die einen die Auferstehung Christi und die anderen den Frühling feiern." Ihre Aufgabe sieht sie darin, Angebote zu machen.

Ob beim Kartendrucken oder Eierfärben: Elisabeth Hinterstocker und ihre Kollegin Viola Otto zeigen den jungen Gästen in der einstigen Hausmeisterwerkstatt alte und neue Techniken, unterstützen sie dabei, etwas Eigenes zustande zu bringen, und erklären ihnen nebenbei, was es mit den Symbolen der Osterzeit auf sich hat. Beiden ist es wichtig, dass die Kinder ins Tun kommen, dass sie eine Verbindung zwischen Hirn und Hand herstellen, Zusammenhänge erfassen. Und dass sie sich in der Werkstatt ganz in eine Tätigkeit fallen lassen können. "Entschleunigung", sagt Hinterstocker. "Die haben Kinder heute nötig."

Sie selbst nennt sich ein Springinkerl. Und sie weiß, wie wohltuend es ist, "sich vom Alltag weg in etwas hineinzumeditieren". Zum Beispiel ins Osterfladenbacken oder Eierfärben. Beides macht sie seit ihrer Kindheit gemeinsam mit ihrer Mutter. Viele Stunden sitzen die beiden Frauen zusammen in der Küche an einem alten Holzofen und denken sich Muster und Verzierungen fürs Gebäck und für die Eier aus. Die Rezepte stammen von der Urgroßmutter.

In der Osternacht wird Hinterstocker wenig schlafen. Nach der Auferstehungsmesse wird sie in einen Osterfladen aus Hefeteig beißen. Das erste süße Gebäck seit 40 Tagen - "vielleicht mit Marzipan und ordentlich Rum". Und dann wird sie eines der frisch gesegneten Eier vom Gründonnerstag unter den Dachsparren legen. "Das beschützt Haus und Hof", sagt sie. "Ich bin dankbar, dass ich so groß werden durfte."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: